Am Montag wird die Insolvenz des Autoriesen erwartet - die 90.000 Beschäftigten bekamen ihr Geld deshalb früher als sonst. Im Fall des Konkurses fällt GM aus dem wichtigsten Börsenindex der USA.

Detroit. Angesichts der drohenden Insolvenz hat die Opel-Mutter General Motors (GM) die Zahlung von Löhnen und Rechnungen vorgezogen. Die rund 90.000 US-Beschäftigten bekamen ihr Geld in dieser Woche bereits drei Tage früher als sonst. Zudem sollten noch am Donnerstag die eigentlich erst nächste Woche fälligen Rechnungen der Zulieferer bezahlt werden, bestätigte ein GM-Sprecher am Konzernsitz in Detroit.

Eine Insolvenz des größten US-Autobauers gilt als kaum mehr vermeidbar, weil ein Kompromiss mit Gläubigern über den Abbau von 27 Milliarden Dollar an Schulden gescheitert ist. Sie wird spätestens für diesen Montag erwartet, wenn ein Ultimatum von US-Präsident Obama für einen Sanierungsplan abläuft.

Bei einem Antrag auf Gläubigerschutz müssten sofort alle Zahlungen des Konzerns gestoppt werden, das Sagen hat dann allein der zuständige Richter. Darum zieht der Konzern nun noch möglichst viele Zahlungen vor. "Dies sind vertrauensbildende Maßnahmen“, sagte der GM-Sprecher mit Hinweis auf die zum 1. Juni ablaufende Frist.

Die Insolvenz mit Gläubigerschutz wäre wie derzeit beim Rivalen Chrysler die letzte Rettungschance für den mehr als 100 Jahre alten Traditionskonzern. In dem Verfahren könnte GM Altlasten abwerfen. Die US-Regierung soll laut früheren Berichten dann 70 Prozent übernehmen und weitere 50 Milliarden Dollar an Hilfen zuschießen nach bereits knapp 20 Milliarden Dollar an bisherigen Krediten

Vertreibung aus dem Dow-Jones-Index

Ein Konkursantrag von General Motors hätte direkte Folgen auch für das wichtigste Börsenbarometer der Vereinigten Staaten, den Dow-Jones-Index. Insolvente Firmen können nach den geltenden Regeln an der Wall Street nicht Mitglieder in der exklusiven Riege der 30 bedeutendsten Unternehmen der USA sein. Nach gut 84 Jahren müsste der traditionsreiche Autobauer aus der Liga der Top-Unternehmen herabsteigen.

GM wäre in der laufenden Krise das zweite Unternehmen, das aus der ersten Börsenliga vertrieben wird. Zuvor hatte bereits den Versicherungsriesen AIG dieses Schicksal getroffen, nachdem die Regierung 80 Prozent der Anteile des vor dem Konkurs stehenden Unternehmens übernommen hatte.

Die letzte Entscheidung über die Aufnahme in den Dow-Jones-Index liegt beim Chefredakteur des „Wall Street Journals“, Robert Thomson. Anders als bei der Deutschen Börse gibt es an der Wall Street keinen strengen Katalog, nach dem ein Unternehmen praktisch automatisch aus dem Deutschen Aktienindex DAX ausscheidet oder Anspruch auf Aufnahme hat, wenn es bestimmte Kriterien erfüllt.

Sieben Firmen als Nachfolger genannt

GM war 1925 in den Dow aufgenommen worden. Seit Jahresbeginn haben die Aktien von GM 55 Prozent ihres Wertes verloren, seit dem letzten Börsenhoch im Oktober 2007 sogar 97 Prozent. Der Dow dagegen hat insgesamt im laufenden Jahr 5,4 Prozent verloren und liegt auch nur 41,4 Prozent unter dem Rekord von 2007.

AIG war im Index durch den Lebensmittelkonzern Kraft ersetzt worden. Für die Nachfolge von GM, sofern der Opel-Mutterkonzern wie erwartet tatsächlich spätestens nächste Woche unter den Gläubigerschutz des Insolvenzverfahrens flüchten muss, werden eine Anzahl von Namen gehandelt. Der Chefstratege von BNY ConvergEx, Nicholas Colas, könnte sich sieben Firmen vorstellen, die GM im Index ersetzen könnten: die Banken Goldman Sachs und Wells Fargo, aber auch die High-Tech-Firmen Cisco, Apple, Google und Oracle sowie der Agrarkonzern Monsanto.

Möglicherweise würde GM im Fall der Insolvenz sogar gänzlich von der Börse in New York ausgeschlossen. Gegenwärtig erfüllt der Autohersteller noch die Mindestkriterien für die Zulassung zum Handel an der New York Stock Exchange. Ein Konkursantrag hätte auf jeden Fall eine neuerliche Überprüfung zufolge.