Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen. Risiken sollen weiter reduziert werden. Commerzbank verliert auch auf dem Aktienmarkt.

Frankfurt/Main. Die Commerzbank hat vor allem wegen hoher Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen im dritten Quartal einen Verlust von 687 Millionen Euro eingefahren. Die Papiere seien mit Blick auf die anhaltende Unsicherheit über die Zahlungsfähigkeit Athens um insgesamt 52 Prozent ihres Wertes abgeschrieben worden, teilte die Bank am Freitag in Frankfurt am Main mit. Allein durch die erneute Abschreibung sei ein Minus von 798 Millionen Euro aufgelaufen. Durch den Abbau von Risiken und Wertberichtigungen seien weitere Verluste entstanden.

Allerdings habe die sogenannte Kernbank, zu der auch das Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft gehört, ein Plus von 851 Millionen Euro erwirtschaftet. Von Januar bis September 2011 habe sie fast drei Milliarden Euro verdient, sagte Vorstandsvorsitzender Martin Blessing. Im Konzern habe das operative Ergebnis nach neun Monaten bei 344 Millionen Euro gelegen. Im Vorjahreszeitraum waren es 1,1 Milliarden Euro. Das für 2012 geplante operative Ergebnisziel von vier Milliarden Euro werde aufgrund der Marktgegebenheiten noch nicht erreicht, sagte Blessing.

Eurohypo stellt Neugeschäft zeitweilig ein

In der Kernbank erwartet der Vorstandschef weiter ein gutes Ergebnis. In den Nichtkernbereichen hänge das Ergebnis jedoch in hohem Maße davon ab, wie sich die europäische Staatsschuldenkrise weiter entwickle. Den Abbau von europäischen Staatspapieren will die Bank in den kommenden Monaten weiter fortsetzen.

Finanzvorstand Eric Strutz rechnet damit, dass die Kernbank auch im vierten Quartal 2011 von ihrer kundenorientierten Aufstellung profitieren wird. Allerdings dürfte sich das wirtschaftliche Umfeld zunehmend eintrüben.

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Um die zusätzlichen Kapitalanforderungen der European Banking Authority (EBA) sicher zu stellen, werde die Bank ihre Risiken weiter reduzieren, sagte Strutz. Dazu gehöre die zeitweilige Einstellung des Neugeschäftes des Immobilienfinanzierers Eurohypo und der beschleunigte Abbau beziehungsweise Verkauf von Spezial- und Projektfinanzierungen. Außerdem sollen Veräußerungsmöglichkeiten von Finanzbeteiligungen überprüft werden. Die Risikoreduzierung werde aber nicht zulasten der deutschen Wirtschaft gehen, sagte Strutz. Die Bank habe auch nicht vor, öffentliche Mittel in Anspruch zu nehmen.

Commerzbank verliert auch am Aktienmarkt

Der deutsche Aktienmarkt startete am Freitag ohne klare Richtung. Belastend wirkt offenbar die Unsicherheit über die weitere Entwicklung in Griechenland. Der Leitindex DAX lag um 9.30 Uhr mit 0,2 Prozent im Minus bei 6.123 Punkten. Der MDAX legte dagegen 0,3 Prozent auf 9.181 Punkte zu, und der TecDAX stieg um 0,5 Prozent auf 706 Zähler.

An der New Yorker Wall Street hatten der Verzicht auf das Referendum in Griechenland und die überraschende Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag für steigende Kurse gesorgt. Gestützt wurde das Sentiment auch von den besser als erwartet ausgefallenen US-Konjunkturdaten. Der Dow-Jones-Index verbesserte sich um 1,8 Prozent auf 12.044 Punkte. Der Nasdaq Composite stieg um 2,2 auf 2.698 Punkte.

Der Euro notierte am Morgen kaum verändert. Gegen 9.30 Uhr kostete die Gemeinschaftswährung knapp 1,38 Dollar. Im weiteren Tagesverlauf könnte die Entwicklung in Griechenland für neue Impulse sorgen. Denn im Athener Parlament wird Ministerpräsident Giorgos Papandreou wohl die Vertrauensfrage stellen. Der Ausgang der Abstimmung ist offen. Die EZB hatte am Donnerstag einen Referenzkurs von 1,3773 Dollar ermittelt.

Im DAX standen vor allem Commerzbank unter Druck. Nach der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal verloren die Aktien 4,2 Prozent auf 1,68 Euro und führten damit die Verlierer an. MAN verbilligten sich um 1,9 Prozent auf 66,18 Euro. An der Spitze der Gewinner standen HeidelbergCement, die 2,6 Prozent auf 34,40 Euro zulegten. Deutsche Bank stiegen um 1,1 Prozent auf 29,61 Euro.

Im MDAX stiegen Sky Deutschland um 3,1 Prozent auf 2,23 Euro. Gesucht waren auch Heidelberger Druckmaschinen und Rheinmetall, die jeweils rund drei Prozent zulegten. Schwächster Wert war Südzucker. Die Papiere gaben 1,8 Prozent auf 19,46 Euro nach.

Im TecDAX legten Q-Cells weitere 22,6 Prozent auf 1,12 Euro zu. Gegen den Trend verloren Suess Microtec 2,1 Prozent auf 7,58 Euro.

Mit Material von dpa und rtr