Lars und Meike Schlecker wehren sich: Die Familie habe kein Geld zur Seite geschafft. Der Vater und Gründer habe alles abgeben müssen.

Ehingen. Für Lars und Meike Schlecker, Kinder des Drogeriemarktgründers Anton Schlecker, gibt es nach eigenen Worten kein Zurück in die Normalität. „Die Firma war für uns alle Lebensinhalt – und da ist jetzt erst einmal ein großes Nichts“, ließen sie am Freitag in einer persönlichen Erklärung verbreiten. Für ihre Mutter und ihren Vater sei ihr Lebenswerk komplett zusammengebrochen . „Aber auch wir Kinder liegen oft wach und grübeln“, schreiben sie weiter.

Mit der Erklärung wehren sie sich auch gegen Berichte, wonach sie noch über ein hohes Millionenvermögen verfügen. Sie wollten richtigstellen, „dass wir in den vergangenen Jahren und durch die Insolvenz ebenfalls das Allermeiste verloren haben und die kursierenden Angaben merklich über der Wirklichkeit liegen“, heißt es in dem Schreiben.

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Dennoch bleibe der Familie genug Geld, um sich gegenseitig zu stützen. „Unsere Mutter hat mit unserem Vater Gütertrennung vereinbart und auch wir ... verfügen über ein eigenes Vermögen“, heißt es weiter. Ihr Vater habe vom Sportwagen bis zur Uhr alles abgeben müssen. „Wir unterstützen ihn mit unseren eigenen Mitteln, die wir rechtmäßig besitzen, denn Sippenhaft gibt es im deutschen Recht nicht.“

Sowohl Lars als auch Meike Schlecker hätten jeweils rund 49 Millionen Euro als private Einlagen in die Firma des Vaters einfließen lassen. Über ihre Dienstleistungsgesellschaft LDG, die als zentralen Kunden Schlecker hatte, hätten sie die Drogeriemarktkette mit rund 64 Millionen Euro unterstützt. Auch dieses Geld werden sie wohl nicht wiedersehen. Inzwischen hat auch die Dienstleistungsgesellschaft selbst Insolvenz angemeldet.

Noch tiefer wollten sie ihr Vermögen aber nicht offenlegen, da dies ihre Privatsache sei. Einem Bericht des „Handelsblatt“ zufolge besitzt die Schlecker-Familie nach der Insolvenz noch 35 bis 40 Millionen Euro Privatvermögen . Das Geld sei zum größten Teil im Besitz der Kinder, sagten ehemalige Manager des Unternehmens dem Blatt. Noch vor drei Jahren soll das Vermögen der Familie fast drei Milliarden Euro betragen haben.

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„Wir wollen nicht jammern“, versicherten die Geschwister. Sie dankten den Schlecker-Mitarbeiterinnen für ihr Engagement. Schlecker habe über viele Jahre einer großen Zahl von Menschen sichere Arbeitsplätze, im Vergleich mit dem Wettbewerb überdurchschnittlich viele Vollzeitstellen, seit 2010 die weitreichendsten Tarifverträge der Branche und damit ein gutes Auskommen geboten. „Das ist uns zuletzt nicht mehr gelungen und das tut uns am meisten leid“, schreiben sie.

Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz habe einen guten Job gemacht. „Aus unserer Sicht hat der Insolvenzverwalter sehr engagiert gekämpft.“ Die Verhandlungen mit „den hoch und ernsthaft interessierten Investoren“ seien schließlich gescheitert „wegen der nicht vorhandenen Möglichkeit, die Personalkosten signifikant zu senken und dann am nicht Zustandekommen der Transfergesellschaft“.

Geiwitz hatte einen zeitweisen Lohnverzicht von 15 Prozent von den Beschäftigten gefordert, die Gewerkschaft ver.di bot dagegen 10,5 Prozent an. Mit der Transfergesellschaft sollten entlassene Schlecker-Mitarbeiter weitervermittelt und Kündigungsschutzklagen vermieden werden. Nachdem sie am Veto der FDP scheiterte, klagen mittlerweile über 4500 ehemalige Beschäftigte gegen ihre Kündigung.