Die neue Nummer zwei in der Drogeriebranche will ihren Platz verteidigen. Dirk Roßmann sieht den Neustart für den Rivalen Schlecker negativ.

Burgwedel. Für Dirk Roßmann, Chef der Drogeriekette Rossmann, steckt die insolvente Schlecker-Kette in einer schwierigen Lage. „Wir haben uns in den letzten zwölf Jahren komplett neu erfunden“, sagte Dirk Roßmann am Donnerstag bei der Bilanzvorlage für 2011 am Unternehmenssitz in Burgwedel bei Hannover. Beim Rossmann-Konkurrenten und einstigen Branchenprimus Schlecker habe es dagegen kaum Veränderungen im Konzept gegeben. „Wenn einer nicht richtig investiert hat in den vergangenen Jahren, wird er es schwer haben“, sagte er mit Blick auf die Schlecker-Kette.

Roßmann prophezeite Schlecker einen schwierigen, wenn nicht gar unmöglichen Neuanfang. Der Markt im deutschen Drogeriegeschäft und im Einzelhandel allgemein sei hart umkämpft. „Wir hauen uns hier die Preise um die Ohren wie in keinem anderen Ort der Welt“, sagte er. Unabhängige Analysen hätten in den vergangenen Jahren regelmäßig ergeben, dass Schlecker im Drogeriemarktgeschäft der teuerste Anbieter sei . Nun wieder Fuß zu fassen vor dem Hintergrund jahrelang verschleppter Investitionen, sei schwierig.

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Darüber hinaus habe Schlecker sein früheres Alleinstellungsmerkmal als wichtigster Versorger in kleinen Orten und auf dem Land schon lange verloren. „Die Aussage, dass die kleinen Orte Schlecker brauchen, ist schlicht falsch“, sagte Roßmann. In nahezu jedem Ort gebe es heute Discounter wie Lidl, Aldi oder Edeka, die ebenfalls Drogerieartikel führten.

Die Rossmann-Drogeriemärkte konnten nach Angaben des Unternehmens von der Pleite des Konkurrenten profitieren und will den zweiten Platz in der Drogeriemarktbranche stärken und dem neuen Branchenführer dm auf den Pelz rücken. „Ich möchte nicht unbedingt die Nummer eins sein. Aber ich möchte immer so dicht dran sein, dass die Nummer eins meinen Atem spürt“, sagte Firmenchef Roßmann. Erstmals in der 40-jährigen Firmengeschichte knackte Rossmann die Umsatzmarke von fünf Milliarden Euro .

Die Erlöse stiegen im vergangenen Jahr um 10,5 Prozent. Das Familienunternehmen konnte nach eigenen Angaben im vorigen Jahr auch den Gewinn vor Zinsen und Steuern kräftig erhöhen. Er betrug laut Roßmann drei Prozent des Umsatzes von 5,12 Milliarden Euro, das wären rechnerisch 154 Millionen Euro. Zum Ergebnis unterm Strich machte er keine exakten Angaben – es seien mehr als 100 Millionen Euro. „Wir haben den Überschuss um 11,5 Prozent steigern können“, sagte Roßmanns Finanzchef Roland Frobel.

Dirk Roßmann hatte im Januar ein grundsätzliches Interesse an der Übernahme von bis zu 80 Filialen von Schlecker oder deren Tochter IhrPlatz in guten Lagen wie Bahnhöfen signalisiert. Ein von Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz favorisiertes Gesamtgebot sei für ihn jedoch kein Thema, stellte Roßmann klar: „Ich habe gesagt, dass ich an einzelnen Standorten interessiert bin. Für große Lösungen steht Rossmann nicht zur Verfügung.“

Er könne sich weiterhin vorstellen, dass nach der Schließung von mehr als 2000 Filialen viele der gekündigten „Schlecker-Frauen“ auch in seiner Firma unterkommen, sagte Roßmann. „Wie viele es werden, können wir konkret nicht sagen. Aber die meisten der gekündigten Mitarbeiter haben gute Chancen, in Deutschland einen Arbeitsplatz zu bekommen.“

Schlecker war bis zu seiner Zahlungsunfähigkeit Mitte Januar die Nummer eins auf dem heftig umkämpften deutschen Drogeriemarkt. Der Umsatz war 2011 von brutto 6,55 Milliarden auf rund 5 Milliarden Euro eingebrochen, derzeit sind noch 13.500 Mitarbeiter beschäftigt. 11.000 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz.

Bei Rossmann waren es im vergangenen Jahr konzernweit etwa 33.000 Mitarbeiter. Allein in Deutschland wurden 1900 neue Stellen geschaffen. In Deutschland will Rossmann in diesem Jahr 110 neue Verkaufsstellen eröffnen. Dabei sollen rund 1000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Für das laufende Jahr peilt Rossmann einen Umsatz von 5,7 Milliarden Euro an. Beim aktuellen Branchenprimus dm lagen die Erlöse 2010/11 (30. September) bei 6,17 Milliarden Euro. (dapd/dpa/abendblatt.de)