Perspektiven nach der Pleite: Schlecker-Mitarbeiter sollen mithilfe von Umschulungen den Fachkräftemangel in anderen Branchen füllen.
Berlin. Kleinkinderbetreuung statt Kassendienst: Die Arbeitsagenturen wollen den gekündigten Schlecker-Mitarbeitern vollwertige Umschulungen in sogenannten Mangelberufe wie bespielsweise Erzieher und Altenpfleger anbieten. Das kündigten Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Arbeitsagenturchef Frank-Jürgen Weise am Donnerstag in Berlin an.
In strukturschwachen Räumen könnten viele Schlecker-Frauen keine Anstellung im Handel finden, bei Erziehern oder in der Altenpflege aber sei der Bedarf groß. „Hier müssen wir passgenau qualifizieren“, sagte von der Leyen. „Ich will den Frauen Mut zusprechen, einen Neuanfang zu wagen.“
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Nach der Insolvenz der Drogeriekette Schlecker müssen der Ministerin zufolge etwa 25 000 Beschäftigte – meist Frauen – neue Arbeit suchen. Von den 11.190 in der ersten Welle im Frühjahr Entlassenen seien bislang rund 5000 in Arbeit oder Fördermaßnahmen vermittelt worden. Weniger als 2500 hätten einen vollwertigen Job angetreten. „Das ist keine Zahl, die beruhigt, sie zeigt aber eine gewisse Dynamik“, sagte Weise. Viele Schlecker-Beschäftigte hätten wertvolle Berufserfahrung und würden auf dem Arbeitsmarkt gesucht.
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Zugleich gebe es im Einzelhandel bei 25.000 offenen Stellen derzeit aber rund 360.000 Arbeitssuchende, betonte Verdi-Chef Frank Bsirske. Viele Schlecker-Frauen seien nach der ersten Kündigungswelle lediglich in unbezahlte Praktika oder Urlaubsvertretungen vermittelt worden. „Es kann nicht sein, dass sie jetzt als billige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen“, betonte er.
Während der zweijährigen Berufsqualifizierung zu Erzieherinnen oder Altenpflegern für strukturschwache Räume sollen die ehemaligen Schlecker-Beschäftigten Arbeitslosengeld I erhalten.
Bsirske hat allerdings auch in Sachen Transfergesellschaft noch nicht aufgegeben. Zwar sei eine bundesweite Lösung am Votum der FDP gescheitert, jetzt wolle er das Problem auf landesspezifischer Ebene aber noch einmal erörtern, kündigte der Verdi-Chef an. Er halte eine Transfergesellschaft nach wie vor für ein sinnvolles Instrument. „Das Thema ist nicht vom Tisch.“ (dpa/abendblatt.de)