Der Solarkonzern Q-Cells hat die Insolvenz beantragt. Experte fordert angesichts der Pleitewelle eine Reform des Energien-Gesetzes. BVB-Sponsoring gekündigt.
Düsseldorf/Halle. Auch offiziell ist der einst größte deutsche Solarkonzern Q-Cells pleite . Am Dienstagmittag stellte das Unternehmen aus dem ostdeutschen Bitterfeld-Wolfen mit seinen rund 2300 Mitarbeitern beim Amtsgericht Dessau den Insolvenzantrag, wie ein Sprecher des Gerichts bestätigte.
Entmutigt von einem Gerichtsurteil zum inzwischen insolventen Holzverarbeiter Pfleiderer hatte Q-Cells-Chef Nedim Cen seine Sanierungspläne aufgegeben und keine Alternative zu einer Insolvenz gesehen. Damit ist die vierte größere Pleite in der deutschen Solarbranche amtlich: Vor Q-Cells hatten in den vergangenen Monaten bereits die Firmen Solar Millennium, Solon und Solarhybrid diesen Schritt vollzogen.
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Q-Cells wollte sich unter anderem dadurch sanieren, dass Anleihe-Gläubiger dem Unternehmen einen Zahlungsaufschub gewähren und auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten sollten. Gegen diesen Plan hatte ein Q-Cells-Gläubiger Klage beim Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt eingereicht.
Dasselbe Gericht hatte am vergangenen Dienstag bereits die Sanierungspläne von Pfleiderer gekippt, die ähnlich wie bei Q-Cells unter anderem den Verzicht der Anleihegläubiger auf ihre Ansprüche vorsahen. Nach dem abschlägigen Gerichtsurteil meldete Pfleiderer Insolvenz an.
Vor dem Hintergrund der Q-Cells-Pleite hat der Energie-Experte Viktor Wesselak eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in Deutschland gefordert. In einem Interview mit dem Sender MDR Info (Halle) sprach er sich am Dienstag dafür aus, den Ausbau von Öko-Strom völlig neu zu regeln. „Ich würde mir wünschen, dass der Staat klare Vorgaben macht“, sagte der Professor für Regenerative Energietechnik an der Fachhochschule Nordhausen (Thüringen). Als Beispiel nannte er das Ziel, 5 Prozent Photovoltaik-Strom und 10 Prozent Wind-Strom im Jahr 2025 im Netz zu haben. Für die Umsetzung müssten die Energieunternehmen sorgen.
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Bislang sei der Strommarkt völlig offen und werde nur über die Einspeisevergütung geregelt, sagte er. Dieser Regelmechanismus funktioniert nach Ansicht von Wesselak aber nicht mehr, weil die Strommengen aus erneuerbaren Energien inzwischen so groß sind. Das EEG sei ein sehr erfolgreiches Instrument zur Entwicklung der Photovoltaik gewesen. Mittlerweile gebe es aber für die deutschen Produzenten eine „ganz schwierige Situation“. Hersteller aus Asien drängten mit billigen Solarzellen und -modulen auf den deutschen Markt. „Die solare Revolution frisst ihre Kinder“, sagte Wesselak.
Q-Cells musste auch das Ende seines Sponsoring-Engagements beim Fußball-Meister Borussia Dortmund mit Ablauf der Saison 2011/12 verkünden. Dies teilte der Klub am Dienstag mit. Das Solarunternehmen ist seit dem vergangenen Sommer einer der Sponsoren des BVB.
Im Sommertrainingslager 2011 im schweizerischen Bad Ragaz war eine Partnerschaft über fünf Jahre mit dem börsennotierten Unternehmen aus Bitterfeld verkündet worden. Das finanzielle Volumen soll sich auf insgesamt acht Millionen Euro belaufen. Darin enthalten ist eine Solaranlage im Wert von zwei Millionen, die an der Fassade des Dortmunder Stadions installiert wurde.
„Die ursprünglich auf fünf Jahre angelegte Zusammenarbeit wird somit einvernehmlich aufgelöst“, teilte der Klub am Dienstag in einer Pressemitteilung mit. Weiter heißt es darin: „Damit kann Borussia Dortmund die Vermarktung der frei werdenden Werberechte umgehend vorantreiben.“ (Reuters/dpa/dapdabendblatt.de)