Hamburger Solarkonzern sieht seine Existenz trotz Krise und Verluste nicht gefährdert. Für Phoenix Solar hingegen wird die Luft dünn.

Hamburg/Düsseldorf. Der Hamburger Solaranlagenhersteller Conergy sieht seine Zukunft trotz roter Zahlen nicht durch die aktuelle Pleitewelle in der Branche gefährdet. „Conergy ist 2012 bisher auf einem guten Weg“, sagte der Vorstandsvorsitzende Philip Comberg am Dienstag in Hamburg. Am Vortag hatte der hoch verschuldete Solarkonzern Q-Cells aus Bitterfeld-Wolfen (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) angekündigt, am Dienstag beim Amtsgericht Dessau die Insolvenz zu beantragen.

Damit steht In der deutschen Solarbranche die vierte größere Pleite bevor: Vor dem einstigen Vorzeigeunternehmen Q-Cells hatten in den vergangenen Monaten bereits die Firmen Solar Millennium, Solon und Solarhybrid diesen Schritt vollzogen.

+++ Wenig Sonne auf Conergy-Bilanz +++

+++ Q-Cells ist pleite und will in die Insolvenz gehen +++

Bei Conergy hingegen würden die Restrukturierungsmaßnahmen seit der Rettungsaktion durch Gläubiger und Aktionäre vor einem Jahr „erste positive Wirkung“ zeigen, sagte Comberg und fügte hinzu: „Erstmals seit dem Börsengang 2005 erwarten wir nach den uns vorliegenden vorläufigen Zahlen im ersten Quartal einen positiven Netto-Cashflow.“

Im vergangenen Jahr fuhr der einstige Börsenstar Conergy einen Nettoverlust von 162 Millionen Euro ein , nach minus 45 Millionen Euro im Vorjahr. Der Umsatz fiel um fast 20 Prozent auf 754 Millionen Euro. Für 2012 erwartet der Vorstand einen Umsatz unter Vorjahresniveau. Das Jahresergebnis werde „leicht negativ“ ausfallen. Der Aktienkurs fiel am Dienstag um drei Prozent auf 45 Cent.

Nach der Pleite-Meldung von Q-Cells gerät mit der defizitären Phoenix Solar ein weiteres Solarunternehmen in Deutschland in die Bredouille: Das bayerische Unternehmen mit rund 400 Mitarbeitern muss um seine Refinanzierung bangen. Die Nachricht sorgte am Dienstag für einen Kurseinsturz um 30 Prozent auf 91 Cent.

Phoenix Solar hatte am Montagabend mitgeteilt, seine Restrukturierungspläne müssten wegen der massiven Einschnitte bei der Solarförderung überarbeitet werden. Daher sei die mittelfristige Konzernfinanzierung noch nicht in trockenen Tüchern. Die Banken hätten aber einer erneuten Verlängerung des Stillhalteabkommens zugestimmt. Bis zu welchem Zeitpunkt die Institute auf eine Kündigung der Kredite verzichten wollen und wie hoch der Finanzierungsbedarf ist, wollte eine Firmensprecherin nicht sagen. Im Bericht zum dritten Quartal war von 150 Millionen Euro die Rede.

+++ Koalition glaubt an die Solar-Kostenbremse +++

Die von Überkapazitäten und Preisverfall geplagte heimische Solarbranche wird durch zum Teil drastische Förderkürzungen zusätzlich unter Druck gesetzt. So soll etwa für Photovoltaik-Großkraftwerke die Einspeisevergütung komplett gestrichen werden. Phoenix Solar entwickelt, plant, baut und betreibt solche Photovoltaik-Großkraftwerken. Zudem ist die Firma aus Sulzemoos Fachgroßhändler für Solarstrom-Komplettanlagen, Solarmodule und Zubehör. (dapd/Reuters/abendblatt.de)