Hamburger Solarspezialist rutscht tiefer in die Verlustzone und denkt über engere Kooperation mit Asiaten nach. Minus von 163 Millionen Euro.
Hamburg. Der angeschlagene Solaranlagenbauer Conergy hat trotz eines Wechsels bei den Anteilseignern im vergangenen Jahr seine Verluste weiter gesteigert. Unter dem Strich gab es ein Minus von 163 Millionen Euro nach einem Verlust von 45 Millionen im Vorjahr. Die Restrukturierung, zu der auch der Abbau von 100 Stellen in der Fabrik in Frankfurt/Oder gehört, hat das Unternehmen stark belastet. Erhebliche außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von insgesamt 71 Millionen Euro haben sich infolge der Strategieänderung in der Modulproduktion ergeben.
Hinzu kamen Verzögerungen bei der Finanzierung von Projekten im Zuge der Finanzkrise und Wertberichtigungen auf Forderungen sowie die Entscheidung des Vorstands, den Lagerbestand bis zum Jahresende zu reduzieren. Das war teuer, weil Conergy für viele Teile noch nicht einmal den Einstandspreis erzielen konnte. Der Umsatz sank wegen des großen Preisdrucks in der Branche von 914 auf 754 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter schrumpfte durch den Stellenabbau und Verkäufe von Beteiligungen von 1569 auf 1461 Mitarbeiter, rund 350 davon arbeiten in der Hamburger Unternehmenszentrale.
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Der neue Conergy-Chef Philip Comberg, der für ein Jahr lang vom Aufsichtsrat an die Unternehmensspitze wechselte, gibt sich für die Zukunft dennoch zuversichtlich. "Trotz des schwierigen Umfelds im Jahr 2011 haben wir eine Vielzahl an Hürden genommen und wichtige Weichen für eine erfolgreiche Zukunft Conergys gestellt", sagte er. So habe das Untenehmen durch seine geringeren Lagerbestände die Kapitalbindung reduziert. Schon im ersten Quartal 2012 hätte Conergy aufgrund der Restrukturierung bessere Zahlen erwirtschaftet. In diesem Jahr werde der Umsatz wegen des Preisdrucks zwar wieder leicht sinken, operativ rechnet Conergy mit einem allerdings noch niedrigen Gewinn.
Das Unternehmen sei dennoch gut aufgestellt, so Comberg. Die Nettoverschuldung sank im Sommer 2011 von 255 Millionen auf knapp 118 Millionen Euro. Der Absatz sei im vergangenen Jahr um sieben Prozent gestiegen, der Auslandsumsatz legte um fünf Prozent zu. Im Jahr 2013 rechnet Comberg mit einem Gewinn. Bereits 74 Prozent ihres Geschäfts machen die Hamburger inzwischen außerhalb Deutschlands.
Um künftig weiter zulegen zu können, will sich das Unternehmen auf die asiatischen und nordamerikanischen Wachstumsmärkte konzentrieren. Unter anderem verhandelt Comberg mit seinen asiatischen Lieferanten über neue Formen der Zusammenarbeit. Es geht um Partnerschaften, von denen beide Beteiligte profitieren sollen. Conergy verspricht sich davon flexiblere Abnahmeverpflichtungen für Module, längere Finanzierungsziele und am Ende sogar gemeinsame Finanzierungen von Parks oder die gemeinsame Suche nach Investoren. Die Lieferanten könnten so ihre Umsätze steigern. "Wir werden uns nicht verschließen, wenn unsere Partner Interesse an mehr haben als eine Lieferbeziehung", so Comberg. Im Klartext bedeutet dies, dass der Conergy-Chef offen für Beteiligungen der asiatischen Zulieferer an dem Hamburger Unternehmen ist.
Nach der Insolvenz der Solarkonzerne Solon und Solar Millennium im vergangenen Jahr ist in puncto Eignerwechsel in der gesamten deutschen Solarbranche derzeit vieles denkbar. Der Druck steigt. Inzwischen sind weltweit die Kapazitäten zur Fertigung von Fotovoltaikanlagen doppelt so hoch wie die Nachfrage. Deshalb fallen nicht nur die Preise für Module, sondern auch die für die Herstellerfirmen. Chinesische Wettbewerber nutzen diese Situation. Sie wollen deutsche Unternehmen übernehmen, um an deren Technologien zu kommen.
So ist zum Beispiel beim Konstanzer Unternehmen Sunways der chinesische Konzern LDK eingestiegen. Er gehört zu den zehn umsatzstärksten Fotovoltaik-Unternehmen der Welt. Sunways handelte mit LDK bereits bessere Einkaufskonditionen aus. Experten rechnen mit weiteren Übernahmen. Conergy-Chef Comberg hat gute Verbindungen nach Asien. Er war von 2007 bis 2009 Manager beim chinesischen Hersteller Solarfun Power.