Hamburg will weitere Anteile an Hapag-Lloyd in Höhe von 420 Millionen Euro vom Reisekonzern TUI erwerben. Sechs Sachverständige geladen.

Hamburg. Die geplante Kapitalerhöhung der Stadt Hamburg an der traditionsreichen Reederei Hapag-Lloyd birgt nach Einschätzung von Experten hohe Risiken für die Hansestadt. „Ich habe Zweifel daran, ob der Steuerzahler der ideale Investor ist“, sagte Justus Haucap von der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität am Dienstagabend vor dem Haushaltsausschusses der Bürgerschaft. Der Direktor des Instituts für Wettbewerbsökonomie ist skeptisch, ob die Hansestadt dabei ein Geschäft ohne hohe Risiken eingeht.

Der Haushaltsausschuss hatte sechs Sachverständige geladen, weil die Stadt weitere Anteile an Hapag-Lloyd in Höhe von 420 Millionen Euro vom Reisekonzern TUI erwerben will. Damit steigt die Stadt zum größten Anteilseigner der Reederei mit rund 37 Prozent auf. Bislang sind es rund 24 Prozent. Das Konsortium Albert Ballin, in dem die Stadt, der Logistikunternehmer Kühne sowie Banken, Versicherungen und andere Privatinvestoren zusammengeschlossen sind, hält 61,6 Prozent an Hapag-Lloyd. Künftig sollen es knapp 80 Prozent sein.

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Das Konsortium war 2008 bei Hapag-Lloyd eingestiegen. Die Stadt wollte damit die Übernahme der Reederei durch einen Konkurrenten vermeiden, der womöglich die Firmenzentrale in Hamburg geschlossen und Tausende Beschäftigte entlassen hätte. Mit dem Verkauf weiterer Anteile will TUI sich nun ganz von der Reederei trennen, mit dem Verkaufserlös Schulden zurückzahlen und das Touristikgeschäft erweitern.

Auch der Londoner Schifffahrtsexperte Phillip Damas äußerte am Dienstagabend Bedenken gegen die geplante Kapitalerhöhung der Stadt. Er sehe keinen Beweis dafür, dass sich etwa der Einstieg eines ausländischen Investors negativ auf den Hamburger Hafen auswirken würde, sagte Damas. Der Hauptsitz von Hapag-Lloyd bliebe auch ohne neue Anteile der Stadt gesichert und würde nicht automatisch an einen anderen Standort verlagert werden.

Michael Bräuninger vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut verwies vor dem Ausschuss auf die zentrale Bedeutung der Reederei für Hamburg und die Entwicklung des maritimes Clusters. Eine sinnvolle Politik der Stadt könnte stabilisierend für die Reederei sein – vor dem Hintergrund der aktuellen Krise der Schifffahrtsbranche. Allerdings wäre der Zukauf auch mit hohen Risiken für den Steuerzahler verbunden, sagte Bräuninger.

Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz hatte die Investition der Stadt jüngst damit begründet, „dass ein großes und wichtiges Unternehmen unserer Stadt nicht Opfer eines globalen Monopoly wird“. Allerdings will die Stadt ihre neuen Anteile „in einem absehbaren Zeitraum“ weiterverkaufen. Der SPD-Politiker kann sich sogar einen vollständigen Ausstieg aus der viertgrößten Linienreederei der Welt vorstellen. Auch ein Börsengang sei möglich.

Am Freitag (23. März, 17.00 Uhr) wird der Senat angehört, am 28. März soll die Bürgerschaft über den angekündigten Zukauf abstimmen. Bereits am Mittwoch (21. März) wollte Hapag-Lloyd einen Ausblick auf die Entwicklung des Unternehmens geben. (abendblatt.de/dapd)