Der Nabu Deutschland hat erneut den Negativ-Umweltpreis vergeben: In diesem Jahr trifft es die Kreuzfahrtschiffe von Tui Cruises und Aida.

Hamburg/Berlin. Diese Auszeichnung will niemand bekommen: Die Kreuzfahrtunternehmen Aida Cruises und Tui Cruises sind für den Naturschutzbund Deutschland (Nabu) die "Umwelt-Dinosaurier" des Jahres 2011. Die Kreuzfahrtschiffe seien auf hoher See immer noch mit giftigem Schweröl unterwegs und deshalb dreckige Rußschleudern, kritisierte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke am Mittwoch. "Damit stößt ein einziger Ozeanriese auf einer Kreuzfahrt so viele Schadstoffe aus wie fünf Millionen Pkw auf der gleichen Strecke.“

Mit der kritischen Auszeichnung wollen die Naturschützer auf ihrer Ansicht nach veraltete Umweltstandards aufmerksam machen. Die beiden Unternehmen wiesen auf ihre Bemühungen hin, weniger Schadstoffe in die Umwelt abzugeben.

Tschimpke nannte die Chefs von Aida und Tui Cruises, Michael Thamm und Richard Vogel, "die Speersitze der überaus lukrativen deutschen Kreuzschifffahrt“. Sie dekorierten die Schiffe mit Schlagworten wie Wohlfühlen und Seeluft, "aber aus den Schornsteinen ihrer Luxusliner kommen enorme Mengen giftiger Schadstoffe“. Aus Profitgier verweigerten die deutschen Reeder bislang die Verwendung von Schiffsdiesel als Treibstoff und den Einbau von Abgastechnik wie etwas Rußpartikelfilter.

Der Nabu-Präsident verlangte eine Umstellung von Schweröl auf schwefelarmen Schiffsdiesel und ein geringeres Fahrtempo. So ließen sich etwa Schwefeloxid und Feinstaub um bis zu 90 Prozent verringern.

Aida-Präsident Thamm regierte mit einem Brief an Tschimpke. "Aida Cruises nimmt qualifizierte Kritik sehr ernst und stellt sich der Diskussion“, heißt es darin. Umweltschutz habe bei Aida Priorität, dies sei im jährlichen Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens überprüfbar. Demnach haben sich im Jahr 2010 der Ausstoß von Schwefeloxide um 5,9 Prozent, CO2-Emissionen um 2,8 sowie Stickoxid und Feinstaub um 2,9 Prozent verringert.

Thamm bot an, bei der Preisverleihung "über unsere konkreten Umweltschutzmaßnahmen und die Fakten zu reden“. Die Rostocker Reederei wird am 12. Mai ihr neuntes Schiff, "AIDAmar“ in Hamburg taufen. 2010 waren mehr als eine halbe Million Gäste mit den Rostockern auf Kreuzfahrt.

Tui Cruises mit Sitz in Hamburg stellte fest, in seine beiden Schiffe seien effiziente Antriebssysteme eingebaut worden. An einer Rußfilter-Lösung werde "mit Hochdruck“ gearbeitet. In den Häfen wolle das Unternehmen "mittelfristig“ auf Strom von Land zurückgreifen, um dort keine Abgase mehr auszustoßen.