Das lange Gezerre um Anteile und Macht bei Hapag-Lloyd könnte noch in diesem Monat beendet werden. Vieles spricht dafür, dass Hamburger Kaufleute und die Stadt das Ruder bei der Traditionsreederei am Ballindamm schon bald komplett in die Hand nehmen. Es wäre eine der positivsten Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Hamburg seit vielen Jahren. Endlich könnte sich Hapag-Lloyd ausschließlich auf seine Geschäfte konzentrieren. Die langwierigen, zum Teil nervigen Diskussionen über einen möglichen Verkauf an ausländische Investoren würden der Vergangenheit angehören. Die Beschäftigten, das engagierte Management, ganz Hamburg könnte aufatmen.
Der Anteilseigner TUI sollte sich einen Ruck geben - und das Preispoker beenden. Denn seit Monaten machen die Hannoveraner keinen Hehl daraus, dass sie sich ganz auf das Tourismusgeschäft konzentrieren wollen und die Schifffahrt nicht mehr als eine ihrer Kernkompetenzen betrachten. Die Ehe zwischen TUI und Hapag-Lloyd war lange Zeit für beide Partner fruchtbar - doch nun hat man sich auseinandergelebt. Eine Trennung ist deshalb der richtige Schritt.
Dem Konsortium mit dem Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne und der Stadt gebührt viel Respekt. Denn bei der Lösung für Hapag-Lloyd ging es beiden nicht in erster Linie um das Geschäft. Der Lokalpatriotismus trieb das Konsortium an. Kaufleute und Politiker wollten nicht zusehen, wie ein Stück Hamburg verschwindet und die glänzenden Letter an der Zentrale am Ballindamm abgeschraubt werden. Über dieses Horrorszenario dürfte bald niemand mehr nachdenken müssen - hoffentlich!