Die Hansestadt will ihre Beteiligung an der Containerreederei Insidern zufolge um 400 Millionen Euro auf mehr als 37 Prozent aufstocken.

Hamburg. Eine Entscheidung über die Zukunft der Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd ist gefallen. Nach monatelangen Gesprächen zwischen dem Reisekonzern TUI, der Hansestadt und einem Konsortium um den Unternehmer Klaus-Michael Kühne gebe es „ein Verständigungsergebnis“, sagte Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) am Dienstag. Er wolle zunächst die Fraktionsspitzen der Hamburgischen Bürgerschaft über die Gespräche ins Bild setzen. Erst dann solle in den kommenden Tagen auch die Öffentlichkeit über den möglichen Ankauf weiterer Anteile der Stadt an Hapag-Lloyd informiert werden.

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TUI will sich ganz von der Hamburger Reederei trennen. Das Konsortium um Kühne und die Stadt Hamburg hält derzeit 61,6 Prozent an Hapag-Lloyd. TUI gehört der Rest von rund 38 Prozent. Medienberichten zufolge sollen zunächst noch 20 Prozent der Reederei bei TUI verbleiben.

Tschentscher zufolge beriet der SPD-geführte Senat am Dienstag über Hapag-Lloyd. Details nannte der Senator nach der Sitzung nicht. Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom Montag will Hamburg weitere 420 Millionen Euro in ein Aktienpaket der Reederei investieren und dann mit mehr als 37 Prozent größter Anteilseigner werden. Am Mittwoch (15. Februar) findet in Hannover die TUI-Hauptversammlung statt. Der Konzern will mit dem Verkaufserlös Schulden zurückzahlen und das Touristikgeschäft erweitern.

Das Konsortium Albert Ballin, in dem die Stadt Hamburg, der Logistikunternehmer Kühne sowie Banken, Versicherungen und andere Privatinvestoren zusammengeschlossen sind, war 2008 bei Hapag-Lloyd eingestiegen. Die Stadt wollte damit die Übernahme der Reederei durch einen Konkurrenten vermeiden, der möglicherweise die Firmenzentrale in Hamburg geschlossen und Tausende Beschäftigte entlassen hätte.

Der Anteil an der verlustträchtigen Hapag-Lloyd drückt den TUI-Aktienkurs seit Monaten, während Europas größter Reisekonzern in der Touristik derzeit die Konkurrenz hinter sich lässt. In der weltweiten Containerschifffahrt hingegen herrscht seit einem Jahr ein Kampf um Marktanteile, der über den Preis ausgetragen wird. Dadurch sind die Reeder in die roten Zahlen gefahren, obwohl der Welthandel zunimmt. Auch Hapag-Lloyd fährt Verluste ein.

„Ein Hamburger Unternehmen mit 7.200 Beschäftigten in 130 Ländern, davon 2.500 in Deutschland, mit 1.200 Seeleuten und 120 Auszubildenden, mit 40 Schiffen unter deutscher Flagge gehört zur Substanz der deutschen Wirtschaft“, sagte Hamburgs ver.di-Landeschef Wolfgang Rose. Wenn Deutschlands größte Reederei jetzt an den Standort Hamburg gebunden werden könne, dann mache das die ganze Stadt und ihren Hafen stärker.

Wenn die Stadt Hamburg ihren Anteil an Hapag-Lloyd erhöht, dann erfolgt das laut Tschentscher über die Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement (HGV). Es werde also kein neues Konstrukt geben, sagte der Finanzsenator. Die städtische HGV hält auch alle anderen Anteile an öffentlichen Unternehmen in Hamburg und verwaltet bereits die übrigen Anteile an Hapag-Lloyd. Das Ergebnis der Gespräche mit TUI und dem Konsortium will der Hamburger Senat in eine Drucksache fassen und dann der Bürgerschaft zur Abstimmung vorlegen. Die Zustimmung des Parlaments sei notwendig, sagte Tschentscher.

(abendblatt.de/dapd)