Der Hamburger Umwelt-Staatsrat Christian Maaß plant, ökologisch bewusste Reeder zu belohnen und außerdem Landstrom einzuführen.
Hamburg. Hamburg wird voraussichtlich vom kommenden Jahr an beim Hafengeld Rabatte für Schiffe mit hohen Umweltstandards einführen. Derzeit befinde sich die Stadt mit anderen Hafenstädten in der Abstimmung zu einem einheitlichen Öko-Index für die Schifffahrt, der dann Grundlage für das neue Anreizsystem sein soll. "Wir streben die Einführung noch im Jahr 2011 an", sagte Umweltstaatsrat Christian Maaß dem Abendblatt. Zuvor war der GAL-Politiker bei einem maritimen Umweltkongress, der gestern und am Vortag parallel zur Schiffbaumesse SMM in Hamburg stattfand.
Dabei ging es gestern - wie berichtet - um Schiffsabgase, die zum Teil hohe Schadstoffwerte erreichen. Problem dabei sind vor allem Ruß und Schwefeloxide , die nahezu ungefiltert auch in den Häfen in die Luft gepustet werden - während für Fahrzeuge an Land deutlich strengere Vorschriften für Filtertechniken und Katalysatoren gelten. Ein Kreuzfahrtschiff stößt am Tag nach Berechnung der Umweltorganisation Nabu soviel Ruß- und Schwefelpartikel aus wie 12 000 Pkw.
Mit anderen Kreuzfahrtstädten und auch Reedereien sei Hamburg derzeit im Gespräch, um eine Lösung für dieses Schadstoff-Problem zu finden, so Staatsrat Maaß. Gesprochen werde dabei über eine Landstrom-Versorgung der Schiffe, die ihre Motoren für den Hotelbetrieb auch während die Liegezeiten laufen lassen. Allerdings gebe es bisher "wenige Signale", dass sich Reedereien freiwillig an der Finanzierung beteiligen wollen, so Maaß. Ein Alleingang der Hansestadt sei aber nicht möglich, weil die Schiffe dann auf andere Häfen ausweichen müssen. Maaß: "Wenn es mit freiwilligen Lösungen nicht weiter vorangeht, müssen wir das eben über EU-Vorschriften regeln."
Schon jetzt gibt es strengere EU-Grenzwerte für Schiffstreibstoffe. Seit 1. Januar darf in EU-Häfen nur ein Marinediesel verfeuert werden, der einen Schwefelgehalt von 0,1 Prozent nicht übersteigt - was allerdings immer noch hundert Mal mehr ist als im Diesel von Landtankstellen. Dieser 0,1-Prozent-Treibstoff ist aber auch fast doppelt so teuer wie der auf Nord- und Ostsee benutzte (Grenzwert dort: 1 Prozent). Ein Unterschied, der sich deutlich auf die Betriebskosten niederschlägt: Ein mittelgroßes Containerschiff hat beispielsweise Spritkosten von täglich rund 30 000 Dollar.
Gegen einen 0,1-Prozent-Grenzwert auch auf Nord- und Ostsee, wie für 2015 geplant, macht die Branche daher zur Zeit mobil. Dann, so warnt der Deutsche Reederverband, würden Transporte wieder die Straße verlagert.