Kurz vor Ablauf der Tauschfrist für Privatgläubiger erwartet der Bankenverband eine hohe Beteiligung – der Erfolg ist aber nicht sicher.

Rio de Janeiro. Wenige Stunden vor Ablauf der Tauschfrist griechischer Anleihen für private Gläubiger mehren sich die Anzeichen für einen Erfolg des Schuldenschnitts. Der Geschäftsführer des Internationalen Bankenverbandes IIF , Charles Dallara, sagte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Rio de Janeiro, er erwarte eine sehr hohe Beteiligung. Es sei aber noch unklar, ob eine Annahme-Quote von 90 Prozent erreicht werde.

Der italienische Ministerpräsident Mario Monti sagte in Belgrad, mehr als 60 Prozent der privaten Gläubiger hätten ihre Zustimmung zu dem Vorhaben signalisiert. „Der Privatsektor bewegt sich auf das Niveau von 65 Prozent zu, womit eine Lösung nahe ist.“ Sollte die Umschuldung scheitern, wäre Griechenland voraussichtlich in weniger als zwei Wochen pleite.

+++ Regierungsvertreter in Athen: Anleihetausch läuft gut +++

+++ Ein Schuldenschnitt in Griechenland und seine Folgen +++

Mit 90 Prozent Beteiligung wäre das Ziel eines Schuldenschnitts um 107 Milliarden Euro erreicht. Wenn eine Mehrheit der Anleihehalter teilnimmt, kann die griechische Regierung den Rest der Gläubiger zur Beteiligung zwingen.

Die Märkte zeigten sich optimistisch, dass eine Einigung über einen Schuldenschnitt im Umfang von 53,5 Prozent zustande kommen wird. Die griechische Börse war am frühen Nachmittag 1,4 Prozent im Plus, und der europäische Index Stoxx 50 stieg um 1,2 Prozent. Der Euro legte um 0,7 Prozent auf 1,322 Dollar zu. Auch die asiatischen Börsen gewannen.

Unter den Haltern griechischer Anleihen sind allerdings auch Investoren wie Hedge-Fonds, die sich noch nicht in die Karten schauen lassen wollen. Bestimmten Hedge-Fonds wird nachgesagt, dass sie auf ein Scheitern der freiwilligen Umschuldung setzen, um dann bei Zwangsmaßnahmen der Athener Regierung Entschädigungen aus Kreditausfallversicherungen zu kassieren.

Das Finanzministerium in Athen plant, erste Ergebnisse am Freitagmorgen (9. März) zu veröffentlichen. Wie es dann konkret weitergeht, dürfte erst nach Beratungen von Finanzminister Evangelos Venizelos mit seinen Amtskollegen aus den anderen 16 Euroländern bekannt werden.

Die Euro-Finanzminister wollen sich in einer Telefonkonferenz mit den Ergebnissen des griechischen Anleihetausch-Angebots beschäftigen. Auf der Tagesordnung steht auch die endgültige Freigabe des Anfang März grundsätzlich beschlossenen 130-Milliarden-Hilfspakets für Griechenland. Voraussetzung dafür ist aber, dass der Schuldenschnitt zustande kommt.

Das Land hängt bereits seit 2010 am internationalen Finanztropf und hatte bereits damals Hilfszusagen von 110 Milliarden Euro bekommen. Bald danach zeigte sich aber, dass diese Kredite nicht ausreichen, um Griechenland dauerhaft vor der Pleite zu bewahren.

Doch selbst im Falle eines Schuldenerlasses sieht es für Griechenland nach wie vor düster aus. Laut am Donnerstag veröffentlichten Zahlen stieg die Arbeitslosenquote im Dezember auf einen Rekordwert von 21 Prozent im Vergleich zu 14,8 Prozent im Vorjahr. Noch dramatischer ist die Lage für junge Leute: 51,1 Prozent aller 15- bis 24-jährigen Griechen ist ohne Arbeit. (Reuters/dapd/dpa/abendblatt.de)