Kleinanleger zittern um ihr Geld. Sie haben Griechenland-Anleihen im Depot und fragen sich, ob Umschuldung des Landes gelingt.
Frankfurt/main. Griechenlands Schuldenberg soll um mehr als 100 Milliarden Euro verringert werden. Auch Kleinanleger werden zur Kasse gebeten. Sie sollen auf einen Teil ihres Geldes verzichten. Wie viele Kleinanleger besitzen Griechenland-Bonds?
Schätzungen zufolge liegen griechische Staatsanleihen im Volumen von zwei bis 20 Milliarden Euro in den Depots von Sparern. „Das Gros der Anleihen außerhalb Griechenlands dürften Kleinanleger in Deutschland oder den Benelux-Ländern gekauft haben“, sagt Anlegerschützer Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Die Zinsen für griechische Bonds waren im Vergleich zu Anleihen des eigenen Landes höher, die Papiere damit lukrativer. Zweifel an der Bonität des Landes gab es ja zunächst nicht“. An die DSW wandten sich in den vergangenen Wochen etwa 300 Anleger, die griechische Bonds gekauft hatten.
Was bedeutet der freiwillige Umtausch für Anleger?
Sollten mehr als 90 Prozent des Nominalkapitals dem Schuldenschnitt zugestimmt haben, dürfte der Umtausch wie geplant laufen. Kleinanleger, die das Angebot angenommen haben, verzichten auf mindestens 53,5 Prozent ihrer Forderungen und erhalten neue Papiere mit einer Laufzeit von 30 Jahren. „Anleger, deren alte Anleihen in diesem Jahr fällig werden, und die nicht getauscht haben, haben allerdings das bessere Geschäft gemacht“, sagt Kurz. Sie hätten die Chance, dass die Papiere im Nennwert zurückgezahlt würden. Die DSW und einige Banken hatten Besitzern von Papieren mit kurzen Restlaufzeiten daher auch von einer Annahme des Angebots abgeraten. „Für diese Anleger ist der Verlust beim Umtausch am größten. Sie waren kurz davor, ihr Geld zurückzubekommen und erhalten nun Papiere mit 30 Jahren Laufzeit, die sie wahrscheinlich in den nächsten Jahren nur mit Kursverlusten verkaufen können“, sagt Kurz.
Was bedeutet ein zwangsweiser Schuldenschnitt für Anleger?
Griechenland kann den Schuldenschnitt auf alle Anleger ausweiten, wenn die Zustimmungsquote zu dem freiwilligen Umtausch bei weniger als 90 Prozent liegt. Auch der unwillige Rest muss sich dem dann beugen. Die Bank bucht die alten Papiere aus dem Depot aus und die neuen ein, schildert Kurz das Verfahren.
Können Anleger sich dagegen wehren?
Zunächst einmal nicht. Ob spätere Klagen gegen den Zwangsumtausch Aussicht auf Erfolg haben, lässt sich Kurz zufolge derzeit nicht absehen. „Falls beispielsweise griechische Privatanleger bessergestellt würden als andere, könnte ein Gang vor Gericht durchaus Sinn machen.“ Denkbar ist auch, dass Anleger – wie nach der teilweisen Zahlungsunfähigkeit Argentiniens – ihre Bank wegen Falschberatung verklagen. Das Volumen der in Deutschland von Privatanlegern gezeichneten Argentinien-Anleihen wurde damals auf 3 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Was passiert, wenn die Umschuldung scheitert?
Im schlimmsten Fall droht dann eine Staatspleite und Anlegern ein Totalverlust. Dieses Szenario gilt aber inzwischen als wenig wahrscheinlich. Normalerweise versuchen jedoch insolvente Staaten, eine Einigung mit den Anlegern zu finden, die dann auf einen Teil der Schulden verzichten. Kurz erwartet ohnehin nicht, „dass die Politik Griechenland im Regen stehen lässt. Man wird versuchen eine Lösung zu finden, um einen Staatsbankrott zu verhindern, denn die Folgen wären nicht abzusehen“. (dpa)