Zuerst sollen die Kosten der Ölpest bezahlt werden. Der Ölmulti hat bereits 1,6 Milliarden Dollar für die Bekämpfung ausgegeben.

London/New Orleans. Die BP-Aktien sind am Montag ein weiteres Mal eingebrochen. An der Londoner Börse fiel der Kurs bis zum Nachmittag um acht Prozent auf 3,602 Pfund (4,34 Euro). Noch am Freitag hatte sich die Aktie etwas erholt. Der Aufsichtsrat berät derzeit darüber, ob die Dividendenzahlung an die Aktionäre ausgesetzt wird, bis die im Golf von Mexiko entstandenen Schäden durch die Ölpest beglichen sind.

BP kann die Auszahlung von Dividenden auf unterschiedliche Arten regeln. Analysten gehen nicht davon aus, dass der Ölmulti gar nicht zahlt.

So könnte BP die Ausschüttung verschieben oder die Anteileigner erhalten Zahlungen in Form von Aktien. Auch könnten die Gelder auf ein getrenntes Konto eingezahlt und ausgeschüttet werden, sobald BP alle durch die Ölkatastrophe entstandenen Ansprüche abgegolten hat. Eine schnelle Entscheidung ist jedoch nicht in Sicht – auf jeden Fall nicht, so die Erwartung, vor dem für Mittwoch geplanten Treffen der BP-Führung mit US-Präsident Barack Obama.

„Die Forderung der US-Regierung nach einem unabhängigen Fonds, der die Schadensersatzforderungen der von der Ölpest betroffenen Menschen handhaben soll, scheint ein Versuch zu sein, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass die Regierung etwas tut“, sagte der Wertpapierspezialist Jonathan Jackson von der Londoner Firma Killik & Co. „Wir erwarten, dass BP diesem politischen Kompromissvorschlag zustimmt.“

Der britische Ölkonzern hat nach eigenen Angaben bisher 1,6 Milliarden Dollar (1,32 Milliarden Euro) für die Bekämpfung der Ölpest im Golf von Mexiko ausgegeben. Darunter seien Zuwendungen in Höhe von 25 Millionen Dollar an die betroffenen US-Staaten Florida, Alabama und Mississippi, erklärte BP. Auch 60 Millionen Dollar für ein Projekt zum Bau von Barriereinseln vor der Küste von Louisiana seien mit eingerechnet. Nicht berücksichtigt wurden hingegen die Kosten für drohende Schadenersatzansprüche aus anhängigen Klagen.

Aus der beschädigten Bohrleitung sind seit der Explosion der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ am 20. April bis zu 380 Millionen Liter Öl ins Meer geflossen. BP hatte zuletzt über einen Absaugtrichter 2,3 Millionen Liter täglich abgefangen. Langfristig soll der Ölstrom durch zwei Ersatzbohrungen gestoppt werden, die voraussichtlich aber erst im August abgeschlossen sein werden.

US-SENAT WILL TONY HAYWARD "GRILLEN"

Am (heutigen) Montag wurde Obama zu seinem vierten Besuch in der Katastrophenregion erwartet. Anschließend will er sich am (morgigen) Dienstagabend (Ortszeit) in einer Rede zur Lage der Nation zu der Ölpest äußern.