BP-Chef Hayward hat schon in einige Fettnäpfchen getreten. Bei der öffentlichen Anhörung vor dem US-Senat sollte dies nicht passieren.
Diesmal dürfen ihm keine Peinlichkeiten aus dem Mund rutschen. Mehrmals in den vergangnen Wochen ist BP-Chef Tony Hayward tief ins Fettnäpfchen geraten. Zum Beispiel, als er sich vor laufenden Kameras beschwerte, er wolle endlich sein Leben zurück. Oder als er die Menge des auslaufenden Öls als „winzig“ bezeichnete. Am Donnerstag sollte ihm so etwas nicht passieren, denn dann wird Hayward vom US-Senat in die Mangel genommen. Das öffentliche „Grillen“, wie viele US-Zeitungen schreiben, wird live im amerikanischen Fernsehen übertragen.
Hauptthema der Anhörung soll die Frage sein, wie es zu der Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon kommen konnte. Hayward hat offenbar ordentlich Respekt vor der Befragung. Um sich nicht wieder um Kopf und Kragen zu reden, hat er sich von Medienexperten für seinen Auftritt coachen lassen. Angenehm wird der Termin sicher nicht. Gerade viele demokratische Kongressmitglieder hatten sich in der vergangenen Woche öffentlich Luft gemacht, was sie von Hayward hielten. Nämlich: gar nichts. US-Präsident Barack Obama hielt es ähnlich: Er hätte Hayward längst rausgeschmissen, wenn er nur könnte.
Fast acht Wochen ist es nun her, dass im Golf von Mexiko die BP-Plattform Deepwater Horizon explodierte. Seitdem fließt Öl ins Meer und verschmutzt die amerikanischen Küsten. Bisher hat die Ölpest den Konzern 1,6 Mrd. Dollar (1,3 Mrd. Euro) gekostet. Bis zu 40 Mrd. Dollar könnten es nach aktuellen Berechnungen werden. Der Imageschaden ist für BP dagegen überhaupt nicht zu beziffern.
Wie die Gemüter friedlich zu stimmen sind, darüber wird der BP-Vorstand heute in einer Telefonkonferenz beraten. Zwei Forderungen der US-Regierung werden vor allen Dingen auf der Agenda stehen: Zum einen haben mehrere Senatoren gefordert, dass BP in diesem Jahr keine Dividende zahlt. Diese Radikallösung ist allerdings unwahrscheinlich. Vermutlich wird BP die Dividende verschieben, bis das Öleck endlich geschlossen ist.
Zum anderen wünscht sich US-Präsident Obama einen Treuhandfonds, der von einer unabhängigen, dritten Partei überwacht wird. In diesen Fonds soll BP Milliarden einzahlen. Dem Treuhänder bliebe es dann überlassen, mit dem Geld die Opfer der Ölpest zu entschädigen. Die Idee hat für beide Seiten Charme. Die Regierung müsste nicht länger fürchten, BP werde die Angehörigen der getöteten Bohrinselmitarbeiter und die Fischer der Region nicht angemessen entschädigen. Gleichzeitig bräuchte BP keine Angst mehr haben, die US-Regierung werde immer mehr Forderungen aufstellen, was BP alles zahlen müsse.