Zum Abschied präsentierte Bahnchef Hartmut Mehdorn 2,48 Milliarden Euro Gewinn: “Ich bin mit mir im Reinen“, sagte er nach seiner Rücktrittserklärung. Bilder von Hartmut Mehdorn.

Hamburg/Berlin. Bahnchef Hartmut Mehdorn ist nach fast zehn Jahren an der Spitze des bundeseigenen Konzerns über die Spitzelaffäre gestürzt. Angesichts massiven politischen Drucks kündigte der 66-Jährige gestern seinen Rücktritt an. Prüfer hatten am Freitag über eine weitgehende Kontrolle des E-Mail-Verkehrs der Bahn-Mitarbeiter berichtet. Über einen Nachfolger für Mehdorn will die Bundesregierung heute in einer Ministerrunde mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) beraten.

Geschäftlich verabschiedete sich Mehdorn mit einer positiven Bilanz. Trotz der Wirtschaftskrise wies die Bahn für 2008 Steigerungen bei Umsatz und operativem Gewinn aus. Der Gewinn legte um 4,8 Prozent auf 2,48 Milliarden Euro zu. Der Umsatz erhöhte sich um 6,8 Prozent auf 33,5 Milliarden Euro.

"Auch wenn ich mir persönlich nichts Unrechtes vorzuwerfen habe und mit mir vollständig im Reinen bin, so gilt es nun zuallererst, diese schlimmen, ja zerstörerischen Debatten für die Bahn zu beenden", sagte Mehdorn. Als Vorstandschef trage er die Gesamtverantwortung für das, was bei der Bahn passiere, unabhängig davon, ob er davon gewusst habe. "Dieser Verantwortung will ich mich nicht entziehen." Mehdorn betonte, bei der E-Mail-Kontrolle habe es keine strafrechtlich relevanten Vorgänge gegeben.

Bundeskanzlerin Merkel dankte Mehdorn "sehr herzlich" für seine Arbeit. Er habe die Bahn saniert und zu einem Logistik-Unternehmen gemacht, das weltweit große Anerkennung genieße. "Das ist ganz wesentlich mit seiner Handschrift verbunden." Grünen-Chefin Claudia Roth kritisierte dagegen einen "bodenlosen Überwachungsskandal".

Derweil gab es gestern bereits Spekulationen über Mehdorns Nachfolger. Gehandelt werden unter anderem der Chef der Schweizer Bundesbahnen, Andreas Meyer, sowie der Chef des Frankfurter Flughafenkonzerns Fraport, Wilhelm Bender. Ein Bericht, wonach Airbus-Chef Thomas Enders der Favorit der Kanzlerin sei, wurde dementiert.