Ganz schnell muss die Suche nach einem Nachfolger für Bahnchef Hartmut Mehdorn gehen. Denn Führungslosigkeit kann sich der Milliardenkonzern nicht...

Berlin. Ganz schnell muss die Suche nach einem Nachfolger für Bahnchef Hartmut Mehdorn gehen. Denn Führungslosigkeit kann sich der Milliardenkonzern nicht leisten, schon gar nicht in der Wirtschaftskrise.

Zwar waren in den letzten Tagen die Fäden im Hintergrund schon gesponnen worden. Doch konkrete Entscheidungen soll es nach Informationen des Abendblatts noch nicht geben. Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) rechnet mit einer relativ kurzfristigen Lösung. Man wolle innerhalb der Regierung noch innerhalb der ersten Wochenhälfte zu Fragen der Nachfolge der Vorstandsnachfolge zusammenkommen und "hoffentlich eine Lösung finden". Nach einer Meldung der "Berliner Zeitung" wollen sich die Koalitionsspitzen womöglich schon am späten Dienstagabend für einen Wunschkandidaten entscheiden.

Ein Kandidat für den Chefposten bei der Deutschen Bahn ist Wilhelm Bender, der amtierende Chef der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport. Er wird im Sommer 65 Jahre alt und könnte nach Auslaufen seines Vertrags im Herbst bei der Bahn antreten.

Ebenfalls gehandelt wird Nikolaus Breuel, Chef der Fernverkehrssparte der Bahn. Er gilt als politisch der CDU/CSU nahestehend. Der Sohn der früheren Treuhandchefin Birgit Breuel ist seit 1993 im Konzern tätig. Sein Vorteil: Er hat mit der Datenaffäre nichts zu schaffen, kennt sich bestens aus. Nachteil: Er gilt als Erfinder jenes Schalterzuschlags für Tickets, der nach massiven Protesten nie umgesetzt wurde.

Auch gehandelt werden Norbert Bensel, Personalvorstand der Bahn, und der Parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium Achim Großmann (SPD).

Möglich wäre auch eine Doppelspitze, wie die "Welt" (Dienstag-Ausgabe) aus Bahnkreisen erfuhr. Danach soll es einen Vorstandschef geben, der an der Spitze des Konzerns steht und vor allem ein politisches Amt innehat. Ihm zur Seite soll ein Spitzenmanager für das operative Geschäft stehen.

Ein in Berlin seit Tagen gehandelter möglicher Nachfolger, der erfolgreiche Chef der Schweizer Bundesbahnen (SBB), Andreas Meyer, steht für den Posten nicht zur Verfügung. Er hege "keine Absichten", nach Deutschland zurückzukehren, sagte ein SBB-Sprecher.