Doch insgesamt sind Hellas-Waren auf dem Weltmarkt nicht so begehrt, stattdessen “fressen“ teure Importe die Exportgewinne auf.

Wiesbaden. Es klingt wie ein Vorurteil, aber es ist wahr: Feta, Oliven und Ouzo sind griechische Exportschlager. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes gehörte dieses Trio griechischer Spezialitäten im vergangenen Jahr zu den Top Ten der Hellas-Exporte nach Deutschland. Auch Trauben, T-Shirts oder Arzneimittel aus dem Mittelmeerland sind hierzulande gefragt.

Zwar kauften die Menschen in Deutschland 2011 mehr Produkte aus dem krisengeplagten Euroland. Doch das Plus von 2,6 Prozent auf 1,96 Milliarden Euro ändert nichts am griechischen Drama: Während Hellas vor allem Nahrungs- und Futtermittel (351 Mio Euro), Pharma-Erzeugnisse (288 Mio Euro) oder Metalle (238 Mio Euro) nach Deutschland liefert, ist das Land bei komplexen Maschinen oder schicken Autos auf Importe angewiesen.

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Die Folge: Griechenland muss ständig mehr Geld für Einfuhren ausgeben, als das Land über Exporte einnehmen kann. Mit anderen Worten: Hellas lebt über seine Kosten und verschuldet sich im Ausland. Die Gesellschaft für Außenwirtschaft Germany Trade & Invest beziffert das griechische Außenhandelsdefizit 2011 auf 27,2 Milliarden Euro – in den drei Jahren seit 2009 häuft sich so ein sattes Minus von etwa 86 Milliarden Euro auf.

Dabei können sich immer weniger Menschen und Unternehmen in dem Land am Mittelmeer die teuren Importprodukte leisten. 2011 rauschten etwa die deutschen Ausfuhren nach Hellas im dritten Jahr in Folge in den Keller – um satte 13 Prozent auf gut 5 Milliarden Euro, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht.

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Ein Jahr zuvor hatten die Griechen noch Waren „Made in Germany“ im Wert von 5,8 Milliarden Euro eingeführt. Und 2008 gaben die Griechen für deutsche Produkte noch rund 8 Milliarden Euro aus. Das zeigt, wie sehr die tiefen Einschnitte in Griechenland die Nachfrage nach Neuwagen, Maschinen oder Bekleidung belasten.

Insbesondere auf deutsche Autos verzichteten die Hellenen zuletzt. 2008 gaben sie dafür noch gut 1,4 Milliarden Euro aus, 2011 waren es nur noch rund 368 Millionen Euro. Nicht ganz so extrem – aber immer noch heftig – musste der deutsche Maschinenbau Federn lassen: Die Exporte der Schlüsselindustrie nach Griechenland sanken im selben Zeitraum von 854 Millionen Euro auf 363 Millionen Euro.

Die deutsche Exportindustrie kann die Flaute im kleinen Griechenland freilich verkraften. Während Hellas 2011 mehr als zehn Prozent seiner Ausfuhren in Deutschland absetzte, spielt das Land als Handelspartner hierzulande nur eine untergeordnete Rolle. Allein das Nachbarland Niederlande gab im vergangenen Jahr 14 Mal so viel für deutsche Waren aus. Im Ranking der Empfängerländer deutscher Exporte lag Griechenland 2011 auf Platz 38 – hinter der Ukraine, aber direkt vor Irland und Malaysia. Auch als Ursprungsland für deutsche Einfuhren ist Griechenland eher unbedeutend: Es landet auf Platz 49, zwischen Algerien und der Ukraine.