Die Geschäfte der Nobelmarke laufen trotz Finanzkrise gut. Um den Heimatmarkt nicht zu gefährden, warnt BMW vor zu striktem Sparkurs.
München. In München hat der BMW -Chef Norbert Reithofer die Politik angesichts der anhaltenden Finanzkrise in der Eurozone indirekt vor einem zu strikten Sparkurs gewarnt. „Wir fordern eine weitsichtige Politik, die eine vernünftige Balance zwischen Sparen und Wachstum findet“, sagte Reithofer am Mittwoch auf der Hauptversammlung. Wie andere Autobauer bekommen auch die Münchner die Folgen der Schuldenkrise vor allem in Südeuropa zu spüren. „Verunsicherte Konsumenten kaufen weniger Autos“, sagte der Konzernchef.
Auch BMW habe im vergangenen Jahr etwa in Spanien und Griechenland weniger Fahrzeuge an den Kunden gebracht. „Da trifft uns die Härte des Marktes.“ Zwar ist die Nobelmarke wie die Rivalen Audi und Daimler insgesamt weniger von den Schwierigkeiten betroffen als etwa die Massenhersteller, die vom Nachfragerückgang in Europa teils heftig gebeutelt sind. Europa ist für BMW aber nach wie vor der größte Absatzmarkt, wenn auch die USA und China stetig wichtiger werden.
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Zugleich bekannte sich Reithofer zum Standort Deutschland. „Wir verlagern keine Arbeitsplätze ins Ausland“, sagte der BMW-Chef vor mehr als 4000 Aktionären. Mit acht Werken in Bayern, Berlin, Sachsen und Thüringen sei Deutschland das Rückgrat der Produktion. „Wir sind auch deshalb in der Welt erfolgreich, weil wir hier in Deutschland, in Bayern und in München fest verwurzelt sind“, sagte Reithofer. Insgesamt seien 2011 rund 4000 neue Mitarbeiter eingestellt worden – davon mehr als die Hälfte in Deutschland. In diesem Jahr sollten es noch mal so viele sein.
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Keinen Zweifel hat Reithofer an der Bedeutung des Euros. „Zu einem gemeinsamen Europa mit einem einheitlichen Währungsraum gibt es aus unserer Sicht keine Alternative.“ Vor den Aktionären zog Reithofer noch einmal eine Bilanz des Rekordjahres 2011 und bekräftigte das Ziel, auch in diesem Jahr neue Bestmarken zu erreichen. Nach einem starken ersten Quartal ist der Branchenprimus auf dem besten Weg, das zu schaffen und Audi und Daimler weiter auf Abstand zu halten.
Der Plan könne aber nur aufgehen, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht verschlechtern. „Die hohe Staatsverschuldung in einigen Ländern und die Euro-Krise bergen nach wie vor Risiken für die globale Konjunktur“, sagte Reithofer. Er bleibt aber dennoch zuversichtlich, auch was die langfristigen Perspektiven angeht. In China eröffnet BMW kommende Woche ein weiteres Werk und stockt die Kapazitäten im Reich der Mitte deutlich auf. BMW produziert inzwischen in 14 Ländern.
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Die BMW-Aktionäre dürften angesichts der glänzenden Zahlen nur wenig zu kritisieren haben, auch wenn manche Anleger sich vor der Hauptversammlung eine höhere Dividende gewünscht haben. BMW will für 2011 eine Dividende von 2,30 Euro je Stammaktie zahlen, so viel wie nie. Vor allem für die Großaktionäre Johanna Quandt, Stefan Quandt und Susanne Klatten bedeutet die Ausschüttung einen warmen Geldregen. Sie bekommen für ihre Anteile von zusammen 46,7 Prozent insgesamt knapp 647 Millionen Euro ausgezahlt. (dpa/dapd/abendblatt.de)