Daimler hatte im ersten Quartal mit hohen Kosten durch neue Modelle, Fabriken und Motoren zu kämpfen. Konkurrent Audi mit höherer Ertragskraft.
Stuttgart. Im Kampf um die Pole Position unter den Luxusautobauern muss Daimler zurückstecken. So verliert die Nobelmarke Mercedes-Benz zunehmend den Anschluss an die Konkurrenz - namentlich unter anderem Audi und BMW. Während die Rivalen mehr Autos verkaufen und prächtig verdienen, drückten bei den Schwaben im ersten Quartal hohe Kosten für neue Fabriken, Fahrzeugmodelle und Motoren den Gewinn - und das trotz ebenfalls kräftig gestiegener Verkaufszahlen.
Volkswagen hat mit dem immer stärker werdenden Oberklasse-Autobauer Audi dagegen ein lukrativeres Rennpferd im Stall. Die VW-Tochter verkaufte im ersten Quartal erneut mehr Autos als Mercedes-Benz und baute die operative Rendite auf 11,4 Prozent aus. Bei den Stuttgarter blieb hingegen mit 8,4 Prozent vom Umsatz weniger Gewinn als vor Jahresfrist hängen, obwohl im Auftaktquartal gut 338.000 Pkw verkauft wurden – so viele wie noch nie. Belastet wurde der Betriebsgewinn von Mercedes von Rabatten für das Flaggschiff S-Klasse in China sowie den Neubau eines Montagewerks in Ungarn. Damit will Mercedes Boden bei Kompaktwagen gutmachen, denn auch BMW fährt den Schwaben inzwischen weit voraus.
An der Börse gehörten die Daimler-Aktien zu den Verlierern, obwohl der florierende Fahrzeugverkauf in den USA und den Schwellenländern den Umsatz unerwartet kräftig um neun Prozent auf den Rekordwert von 27 Milliarden Euro klettern ließ. Die Dividenden-Papiere der Konkurrenten VW und Volvo nahmen hingegen weiter Fahrt auf. „Raus aus Daimler, rein in VW“, gab LBBW-Analyst Frank Biller die Stimmung wieder. „Skeptiker können die Daimler-Zahlen nicht davon überzeugen, einzusteigen“, sagte Analyst Albrecht Denninghoff von Silvia Quandt Research.
EADS und Finanztochter retten Damiler-Bilanz
Zur Verblüffung der Analysten verbuchte der Stuttgarter Konzern in seinem am Freitag vorgelegten Quartalsbericht trotz der schwächelnden Gewinne allen Auto-Sparten im Auftaktquartal einen Sprung beim Konzerngewinn um ein Fünftel auf 1,4 Milliarden Euro: Daimler refinanzierte sich am Finanzmarkt zu günstigeren Zinsen, zahlte weltweit weniger Steuern und verbuchte bei der unbeliebt gewordenen Luftfahrt- und Rüstungstochter EADS mehr Gewinn.
„Wir haben das beste erste Quartal der Firmengeschichte verbucht“, zog Finanzchef Bodo Uebber Bilanz. Versüßt wurde Daimler der Jahresauftakt durch die gute Luftfahrt-Konjunktur. Die Airbus-Mutter EADS, die den Schwaben oft den Gewinn verhagelt hat, lieferte mehr Ertrag als im Vorjahr ab. Den Einfluss bei EADS – und damit das Risiko – wollen die Stuttgarter verringern und verhandeln mit der Staatsbank KfW über einen Verkauf ihrer Anteile. Im zweiten Halbjahr werde dieses Geschäft besiegelt sein, bekräftigte Uebber.
Im Truck-Geschäft lief es dagegen holprig für Daimler: Rund um den Globus verkauften die Schwaben in den Monaten Januar bis März zwar mit 108.000 Lkw 21 Prozent mehr Fahrzeuge als im Vorjahr und distanzierten die schwedischen Wettbewerber Volvo und Scania. Dennoch schrumpfte der Gewinn der Lkw-Sparte um sieben Prozent. Daimler rüstete seine Werke auf den neuen Schwer-Lkw Actros um und zog in Indien für viel Geld ein neues Werk hoch, um dort mit preiswerteren Lkw zu punkten. Die Umsatzrendite sank zum Vorjahr auf 5,2 von 6,6 Prozent, während Volvo auf 7,2 Prozent kam. Im hochrentablen brasilianischen Markt blieben die Käufer aus, die Speditionen hatten sich dort wegen schärferer Abgasnormen bereits mit neuen Lastern eingedeckt. Auch der weltweite Auftragseingang für Lkw schmolz zu Jahresbeginn: Die großen Spediteure in den USA werden erst im Frühjahr wieder auf Einkaufstour gehen, hofft Daimler.
Zetsche: "Starker Jahresstart"
Für Daimler-Chef Dieter Zetsche verlief der Jahresauftakt nach Plan, der Konzern sei gut gestartet: „Wir werden unsere Ziele in diesem Jahr als auch unsere mittelfristigen Ziele erreichen.“ Im laufenden Geschäft strebe Daimler 2012 wieder den Rekordgewinn des Vorjahres von neun Milliarden Euro vor Steuern und Zinsen an, bekräftigte Finanzchef Bodo Uebber. Absatz und Umsatz sollen mit Rückenwind durch den Pkw-Boom in China und durch die weitere Erholung der Nutzfahrzeug-Nachfrage in Nordamerika die Bestmarken des Jahres 2001 übertreffen. Die Pkw-Produktion laufe im Gegensatz zu kränkelnden Massenherstellern wie Renault oder Fiat auf Hochtouren. Vor Mercedes-Benz liege das gewöhnlich verkaufsstarke Frühjahr.
Von Ausstiegsplänen des arabischen Fonds Aabar aus dem Kreis der wenigen Großinvestoren bei Daimler will der Finanzchef nichts wissen. „Wir sind ein gesundes Unternehmen mit einer ausgeglichenen Anteilseignerstruktur“, sagte er. „Wir sind kein Übernahmekandidat.“ Aabar ist mit neun Prozent Stimmrechten der Ankeraktionär bei den Stuttgartern. Der Fonds war Daimler in der Finanzkrise mit eine Kapitalspritze über zwei Milliarden Euro beigesprungen, die Geldanlage der Araber hat sich seitdem verdoppelt. (reuters/abendblatt.de)