Das Glamour-Ereignis beim Filmfestvial in Cannes ist jedes Jahr die Aids-Gala Amfar (American Foundation for AIDS). Diesmal organisierte Sharon Stone (51) unterstützt von Ex-US-Präsident Bill Clinton (62) das Fest im Hotel du Cap in der Nähe von Cannes.
Cannes. Wie immer drängten sich dort die Stars, Model Claudia Schiffer (38), die Schauspielerinnen Diane Kruger (32) und Elizabeth Hurley (43), Designerin Donatella Versace (54) und Filmproduzent Harvey Weinstein (57). Doch diesmal feierten die Prominenten auf Sparflamme. Sharon Stone hatte vorher die 700 Gäste gemahnt: "Trotz Krise kann niemand im Saal behaupten, dass er nichts geben könnte." Obwohl Champagner in Strömen floss, ist auch die Benefizgala in der Krise. Mit 3,23 Millionen Euro wurde nur halb so viel eingenommen wie im vorigen Jahr. Die illustren Gäste waren nicht in Spendierlaune.
Die Krise ist neben dem Auftritt von Brad Pitt (45) und Angelina Jolie (33) auf dem roten Teppich ohnehin das Hauptthema in Cannes. Strahlend und Händchen haltend zerstreuten die beiden Trennungsgerüchte und feierten danach noch gemeinsam auf der Party für den Film "Inglourious Basterds" von Quentin Tarantino (46). Doch die Stars täuschen nicht darüber hinweg, dass die Rezession auch die Filmbranche erreicht hat.
Beim Festival, das morgen mit der Verleihung der Goldenen Palme für den besten Film endet, ist nichts mehr, wie es einmal war. Partyveranstalter und Produzenten werben mit dem Slogan "Yes we Cannes", die Realität sieht aber anders aus. Das Motto scheint eher "Selters statt Champagner" zu lauten. Wenn es noch Champagner gibt, dann meist eine billige Marke. Beim Fest für den Disneyfilm "Oben" wurde er sogar aus Plastikgläsern ausgeschenkt und die Gäste mussten sich mit Bonbons und Popkorn begnügen. Die Zeiten der Opulenz sind vorbei. Die Caterer klagen: "Wir sollen immer nur günstige Spezialitäten zubereiten." Viele Partys wurden ganz abgesagt, wie das traditionelle Fest der Zeitschrift "Vanity Fair". Einst glamouröse Feste wurden zu schlichten Stehcocktails, so die Feier von "German Films", der Vermarktungsagentur des Deutschen Films. 2008 wurde noch ein üppiges Buffet in einer Villa im Hinterland von Cannes serviert, diesmal gab es bloß Getränke am Strand. Auch die Gästeliste war radikal halbiert worden.
Selbst auf dem Filmmarkt, wo sich Verkäufer und Käufer von Filmen treffen, sitzt das Geld nicht mehr so locker wie früher. Festivalschef Thierry Frémaux betonte: "Wir können nicht ignorieren, dass die Welt in der Krise ist." Die Filmproduktionen sind mit weniger Personal angereist und das macht sich sogar in den Luxushotels bemerkbar, die teilweise nicht wie sonst ausgebucht waren. Am Yachthafen konnte man noch Boote mieten und um die Mittagszeit herrschte in vielen Strandrestaurants gähnende Leere. Konzerne sparten auch an der Werbung, doch ganz auf Präsenz wollte niemand verzichten, weder Juweliere noch Wodkahersteller. Nur auf dem roten Teppich glitzern die Juwelen wie immer. Wenn Stars in Roben von Dior, Armani oder Versace ihren großen Auftritt haben, gerät die Krise für einen Moment in Vergessenheit. Dann scheint die Glamour-Welt noch in Ordnung zu sein.