Der Wirtschaftskrise zum Trotz läuft an der Côte d'Azur das glamouröse Filmfest von Cannes - mit dem üblichen Staraufgebot und erstmals einem Zeichentrickfilm in 3D-Technik zum Start. “Up“ aus den Disney-Studios machte den Auftakt.
Cannes. In den kommenden elf Tagen werden Hollywoodstars wie Brad Pitt und Johnny Depp erwartet. Um die Goldene Palme wetteifern Regiegrößen wie Quentin Tarantino.
Als Vorsitzende der Jury schritt die französische Schauspielerin Isabelle Huppert als eine der ersten über den roten Teppich an der Croisette. Danach bot der britische Musiker Brian Ferry den Song „She“ des französischen Sängers Charles Aznavour dar. Dieser eröffnete anschließend zusammen mit Hafsia Herzi, beste französische Nachwuchsdarstellerin des Jahres 2008, das 62. Filmfestival von Cannes.
Bis zur Verleihung der Goldenen Palme am Sonntag kommender Woche werden unter anderem die spanische Schauspielerin Penelope Cruz und ihr Kollege Javier Bardem erwartet, die britische Schauspielerin Kristin Scott Thomas und Sophie Marceau aus Frankreich. Mit Spannung erwartet wurde der Eröffnungsfilm aus dem Hause Disney-Pixar, der außer Konkurrenz lief. Das 150 Millionen Dollar teure Werk in 3D gilt als Einstieg in ein neues Kinozeitalter.
Der Wettbewerb um die Goldene Palme beginnt am Donnerstag mit US-Kultregisseur Tarantino, Pedro Almodóvar aus Spanien und Oscar-Preisträger Ang Lee. Insgesamt gehen 20 Filmemacher ins Rennen, ein deutscher Beitrag ist nicht dabei. Hoffnungen kann sich aber auch der österreichische Regisseur Michael Haneke machen, der seinen Film „Das weiße Band“ in Deutschland gedreht hat. Auch Tarantinos „Inglorious Basterds“ wurde größtenteils in Deutschland gedreht; der US-Filmemacher engagierte dafür neben Brad Pitt und Samuel L. Jackson auch die deutschen Schauspieler Til Schweiger und Daniel Brühl.
Das Filmfest biete diesmal „die größte Ansammlung von Regie-Schwergewichten der vergangenen Jahre“, befand die Branchenzeitschrift „Variety“. Schon am Vorabend hatten sich Hobbyfotografen und Filmfans einen Platz vor dem Festivalgebäude gesichert, um einen Blick auf ihre Lieblingsstars zu erhaschen. Erwartet werden auch der US-Rocker Lenny Kravitz, den der französische Modedesigner Christian Audigier für ein Privatkonzert engagiert hat, und die US-Popsängerin Mariah Carey. Hollywooddiva Sharon Stone führt wie jedes Jahr durch die Wohltätigkeitsgala Amfar und sammelt dort Gelder zum Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids.
Parallel zum Festival findet wie jedes Jahr die weltweit wichtigste Filmmesse statt. Auch wenn Festivalleiter Gilles Jacob eine „leichte Erosion“ feststellt, sind die Produzenten, Verleihfirmen und Finanziers der großen Kinoländer trotz Wirtschaftskrise auch dieses Jahr dabei - wenn auch teils mit weniger Personal oder nicht während des gesamten Festivals.
Deutlich bescheidener geht es diesmal insgesamt zu: Das US-Hochglanzmagazin „Vanity Fair“ strich seine berühmte Party ersatzlos, und die traditionelle deutsche Party von German Films am Montag findet in abgespeckter Version statt. Anders als in den vergangenen Jahren war kurz vor dem Festival in den sonst lange im voraus ausgebuchten Luxushotels an der Côte d'Azur sogar noch das ein oder andere Zimmer frei.