Nach dem Fall Natascha Kampusch erschüttert ein neues unfassbares Verbrechen Österreich: Ein Vater soll seine heute 42 Jahre alte Tochter 24 Jahre lang in einem Verlies gefangen gehalten und sexuell missbraucht haben.
Wien. Die Frau brachte in dieser Zeit sieben Kinder zur Welt. Der 73 Jahre alte Josef F. wurde festgenommen.
Durch seine Aussagen fand die Polizei gestern das Gefängnis in Amstetten, in dem er seine Tochter mit drei ihrer Kinder jahrelang gefangen hielt. Franz Polzer, Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich: "Es waren drei sehr enge Räume im Keller, nur etwa 1,70 Meter hoch. Es gab nur ein Fenster, dazu einen sanitären Bereich und eine Kochnische. Der Zugang war mit einem elektronischen Code gesichert."
Die Polizei vermutet, dass Josef F., der nach außen hin mit seiner Frau ein normales Eheleben führte, zugleich der Vater seiner sechs Enkelkinder ist. Ein siebtes Kind soll kurz nach der Geburt 1996 gestorben sein.
Ins Rollen kam der Fall vor einer Woche, als die 19-jährige Tochter der Frau bewusstlos im Haus ihres "Großvaters" aufgefunden wurde. Sie wurde ins Krankenhaus Amstetten gebracht, wo sie seitdem auf der Intensivstation liegt. Die Behörden leiteten eine Suche nach der Mutter der Kranken ein, die zunächst spurlos verschwunden schien.
Auf einen Hinweis hin wurde die 42-Jährige gefunden. Sie galt seit dem 29. August 1984 als vermisst. Laut einem Bericht auf der Website des TV-Senders ORF wurde die Frau am 28. August 1984 von ihrem Vater in einen Keller gelockt, betäubt, mit Handschellen gefesselt und eingesperrt.
Dem sexuellen Missbrauch in der Gefangenschaft entstammten insgesamt sieben Kinder. Nachdem eines der Kinder kurz nach der Geburt gestorben sei, soll Josef F. die Leiche verbrannt haben. Drei Söhne und drei Töchter leben heute noch. Drei von ihnen waren den Behörden bislang nicht bekannt. Die Kinder sollen zwischen fünf und 20 Jahren alt sein. Polzer: "Alle Kinder wurden in dem Kellerverlies geboren."
Drei von ihnen seien bei den "Großeltern" offiziell als "adoptiert" oder "Pflegefälle" gemeldet gewesen und bei ihnen aufgewachsen. Zwei Jungen und ein Mädchen hätten in dem Keller gelebt und seien nicht zur Schule gegangen. Während der Gefangenschaft wurden sie allein von dem 73-Jährigen mit Essen und Kleidung versorgt. Seine Ehefrau behauptet, sie habe nichts von dem Verlies gewusst. Seine Tochter beschuldigt ihren Vater "massiver Verbrechen", sagt Gerhard Sedlacek von der Staatsanwaltschaft St. Pölten. Die Aussagen der 42-Jährigen seien glaubhaft. Die Frau sei erst zur Aussage bereit gewesen, nachdem ihr versichert worden sei, dass sie ihren Peiniger nie wiedersehen müsse und dass für ihre Kinder gesorgt werde.
Josef F. habe seine Tochter und zwei der Kinder kürzlich freigelassen und seiner Frau erklärt, dass sie zurückgekommen sei und wieder bei ihnen leben wolle. DNA-Tests sollen nun klären, ob Josef F. tatsächlich der Vater der Kinder ist.