Wien. Ein von einer unabhängigen Kommission verfasster Bericht über Ermittlungsfehler im Entführungsfall Natascha Kampusch hat schwere Versäumnisse der österreichischen Polizei festgestellt.
So wurden Beweismittel wie Videokassetten, Tagebücher, Bekleidung und von Kampusch beschriebene Zettel an die heute 20-Jährige und ihre Anwälte ausgehändigt, ohne davon Kopien anzufertigen. Zudem habe die Polizei nach der Flucht Kampuschs bewusst darauf verzichtet, in Richtung "sexueller Kindesmissbrauch" bei dem Opfer zu ermitteln.
Natascha Kampusch war 1998 als damals Zehnjährige auf dem Schulweg entführt worden und entkam erst achteinhalb Jahre später aus der Gewalt ihres Entführers Wolfgang Priklopil (* 44).
Die schwersten Fehler wurden dem 50-seitigen Bericht zufolge in der Anfangsphase der Ermittlungen gemacht. Danach hatten Polizisten bei einer Befragung des Entführers einen Monat nach dem Kidnapping die Personenbeschreibung des Täters nicht bei sich. Obwohl Priklopil, der sich nach Kampuschs Flucht umbrachte, kein Alibi hatte und über ein Auto verfügte, das genau dem bei der Entführung benutzten Wagen entsprach, wurde die Spur nicht verfolgt (Internet: ww.bmi.gv.at/ bmireader/documents/ 557.pdf).