Ein Meeresforscher geht davon aus, dass noch mehr als die Hälfte des Öls im Meer fließen. Die US-Behörde sagt: 75 Prozent sind beseitigt.
Washington. Wieviel Öl ist wirklich noch im Golf von Mexiko ? Nach der Ölkatastrophe ist nach Einschätzung eines Meeresforschers wesentlich mehr Öl im Ozean verblieben als von der US-Regierung behauptet wird. „Mehr als 50 Prozent“ von dem ausgeflossenen Öl seien noch im Golf von Mexiko zu finden, sagte der Wissenschaftler Ian MacDonald von der Universität Florida am Montag (Ortszeit) in Washington vor einer Expertenkommission zur Untersuchung des Krisenmanagements bei der Katastrophe. Das verbleibende Öl sei „höchst beständiges Material“, das schwer zu entfernen sei.
Die US-Behörde für Ozean- und Klimaforschung (NOAA) hatte im August einen Bericht veröffentlicht, nach dem rund 75 Prozent des ausgelaufenen Öls zersetzt oder beseitigt worden seien. Nach der Explosion der BP-Förderplattform im Golf von Mexiko am 20. April hatte es 87 Tage gedauert, bis der Ölfluss ins Meer gestoppt werden konnte. In der Zeit sprudelten laut einer in der vergangenen Woche veröffentlichten wissenschaftlichen Studie 4,4 Millionen Barrel Öl (knapp 700 Millionen Liter) ins Wasser.
Die Ölreste würden inzwischen von Ablagerungen an Küsten und auf dem Meeresgrund verdeckt, sagte MacDonald vor dem unabhängigen Gremium, das von US-Präsident Barack Obama eingesetzt worden war. Es gebe „kaum Hinweise“ darauf, dass die Ölreste vor ihrer Abdeckung durch Sand und Gesteine durch Bakterien zersetzt worden seien.
Zum Auftakt der zweitägigen Sitzung der Expertenkommission räumten am Montag Vertreter der US-Regierung Schwachstellen beim Krisenmanagement der Ölpest ein. Die Reaktion der Behörden sei zeitweise durch Verwirrung über Zuständigkeiten behindert worden, sagte der Krisen-Sonderbeauftragte der US-Regierung, Thad Allen. Es sei nicht immer klar gewesen, wer etwa für die Eindämmung der Ölteppiche, das Stopfen des Öllecks oder die Säuberung betroffener Uferabschnitte zuständig war.