Jeder Tag, jede Stunde, die das Öl im Golf von Mexiko sprudelt, kostet BP Unsummen. Der Energiekonzern sucht jetzt einen starken Partner.
Washington. Die Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko wird täglich schlimmer - und ihr Ende ist immer noch nicht definitiv absehbar. Der Energiekonzern BP hat die Hoffnungen gedämpft, das defekte Bohrloch im Golf von Mexiko rascher schließen zu können als bislang geplant. Bob Dudley, der für den Energiekonzern die Sicherungsarbeiten leitet, sagte dem „Wall Street Journal“ , "in einer perfekten Welt mit keinen Störungen" könnte es möglich sein, das Leck zwischen dem 20. und 27. Juli abzudichten.
Eine allzu optimistische Einschätzung, wie eine BP-Sprecherin kurz darauf befand: „Er nannte das als das aller-, allerbeste Szenario, bei dem absolut alles nach Plan laufen müsste und es keine Unterbrechungen gibt.“ Die Entlastungsbohrungen würden wohl wie bisher angenommen im August fertiggestellt, fügte sie hinzu.
Der Kampf gegen die Ölkatastrophe kostet den Konzern jeden Tag Unsummen. Zudem sind die daraus resultierenden Folgekosten kaum abschätzbar. Die BP-Aktie hat in den vergangenen Wochen fast die Hälfte ihres Wertes eingebüßt. Der Multi gilt daher als angeschlagen und Übernahmekandidat. Die Briten bemühen sich daher, Investoren ins Boot zu holen – vor allem im Nahen Osten.
Der singapurische Staatsfonds Temasek wies am Donnerstag Gerüchte zurück, wonach BP seine Fühler auch nach Asien ausstreckt. „Das ist Spekulation“, antwortete Temasek-Exekutivdirektor Simon Israel auf die Frage, ob der Fonds mit BP über eine strategische Beteiligung spreche.
Diese Partnersuche birgt Zündstoff: Einem Zeitungsbericht zufolge will BP die US-Regierung nicht wie von dieser verlangt vorab über größere Verkäufe informieren. Diese Forderung sei „sonderbar“ und vermutlich rechtlich nicht durchzusetzen, sagte dem „Wall Street Journal“ eine mit BP vertraute Person. Das Justizministerium will von allen Firmen, die mit der Ölpest zu tun haben, vorab über größere Transaktionen eingeweiht werden, etwa Verkäufe von Unternehmensteilen. In dem Bericht hieß es, BP untersuche derzeit, wie man die Sorgen zerstreuen könne, ohne vorab marktrelevante Informationen preisgeben zu müssen.
Unterdessen will de US-Regierung ihr geplantes sechsmonatiges Verbot von Tiefsee-Bohrungen in einem zweiten Anlauf doch noch durchsetzen. Es wurde eine schnelle Entscheidung eines Berufungsgerichts in New Orleans erwartet. Der Beginn der Anhörung war für 22 Uhr (MESZ) angesetzt. Angesichts der Ölkatastrophe will Präsident Barack Obama mit dem Moratorium weitere Unfälle auf Bohrplattformen vermeiden. Ölkonzerne hatten jedoch gegen das Ende Mai verhängte Moratorium geklagt und Recht bekommen. Das Verbot hatte zur Schließung von 33 Bohrinseln geführt.