Der Müllwagen ist von einer schmalen Straße an die Gleise herangerutscht und von einem ICE erfasst worden. Zehn Menschen wurden dabei verletzt.
Lambrecht. Beim Zusammenstoß eines ICE mit einem Müllwagen sind im Pfälzerwald zehn Menschen verletzt worden, einer von ihnen schwer. Nach Angaben der Bundespolizei war das Abfallfahrzeug am Dienstagmorgen in dem Ort Lambrecht von einem schmalen Weg direkt neben die Gleise gerutscht. Der ICE mit 320 Fahrgästen an Bord war auf dem Weg von Frankfurt nach Paris. Er streifte trotz eine Schnellbremsung das Müllauto und schleppte es ein Stück mit. Ein Waggon entgleiste, der Triebwagen des ICE wurde auf ganzer Länge aufgeschlitzt.
Für die meisten Fahrgäste verlief das Unglück relativ glimpflich - wohl auch deshalb, weil der Hochgeschwindigkeitszug auf der kurvenreichen Strecke nur mit 90 Stundenkilometern unterwegs war. Die Schnellzüge fahren auf geraden Abschnitten bis zu 320 Kilometer pro Stunde. Warum das Müllauto an die Gleise rutschte, war zunächst unklar. Etwa 100 Einsatzkräfte waren bei den Rettungsarbeiten vor Ort.
An der Unfallstelle bot sich ein bizarres Bild: Der Triebwagen des ICE sah aus, als wäre er von einem riesigen Messer aufgeschlitzt worden. Dahinter stand der erste Waggon des Zuges etwas neben den Gleisen, einzelne Scheiben waren zersplittert. Einige Hundert Meter weiter hinten lag neben dem Zug der komplett zerstörte Müllwagen. Glück für den Fahrer: Er konnte sich vor dem Aufprall retten und erlitt nur einen Schock.
Um etwa 10 Uhr war es nach Angaben der Bundespolizei zu dem Zusammenstoß gekommen. Anwohner hatten sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmte. „Ich habe gehört, wie es laut gerumpelt hat, und dann gab es ganz laute Bremsgeräusche. Dann hat unser Haus richtig vibriert“, sagt eine Frau, die zehn Meter neben der Zugstrecke wohnt. Sie sei nach draußen gerannt und habe sofort die Polizei angerufen.
Die Fahrgäste wurden nach dem Unfall in einer nahe gelegenen Turnhalle versorgt. Laut Augenzeugen waren sie „geschockt, aber gefasst“. Bei dem Schwerverletzten handelte es sich um einen Passagier des ICE. Die Bundespolizei und die zuständige Aufsichtsbehörde für den Bahnverkehr ermitteln nun, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Die Straße neben der ICE-Strecke, von der der Müllwagen gestürzt war, ist sehr schmal und ähnelt eher einem Radweg. Sie liegt etwas höher als die Bahnstrecke. Nach Angaben von Anwohnern kann die Müllabfuhr nur über diese Straße die Häuser hier erreichen, weil die reguläre Unterführung an der Zufahrt zu der Siedlung zu niedrig für das Fahrzeug ist. In den 90er Jahren war nach Aussage von Anwohnern hier schon einmal ein Fahrzeug auf die Gleise gestürzt, damals ging der Unfall aber glimpflicher aus. Die Bahnstrecke Mannheim-Saarbrücken wurde zwischen Neustadt an der Weinstraße und Lambrecht nach dem Unfall auf unbestimmte Zeit gesperrt.