Medienberichten zufolge sind die Klimaanlagen in Fernzügen der Bahn nur bis 32 Grad ausgelegt. Die SPD fordert einen Untersuchungsausschuss.
Berlin/Hannover. Die Klimaanlagen in den Fernzügen der Bahn , wie der ICE, sind nur auf Temperaturen bis 32 Grad ausgelegt und der aktuellen Hitzewelle damit nicht gewachsen. Über diese Temperatur hinaus sei „ein Abkühlen grundsätzlich nicht mehr gewährleistet“, heißt es in einem Brief des Präsidenten des Eisenbahnbundesamtes (EBA), Gerald Hörster. Er fasse Ergebnisse einer Anhörung der Bahn zum Ausfall von Klimaanlagen zusammen, sagte eine EBA-Sprecherin am Donnerstag in Bonn und bestätigte einen Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“.
Hörster warnt in dem am Mittwoch verfassten Brief den Vorstand der Bahn vor einer Verletzung seiner gesetzlichen Sicherheitsverpflichtung. „Die Vorfälle geben hinreichend Anlass zu der Annahme, dass nicht gewährleistet werden konnte, dass die Risiken für die Fahrgäste auf ein verantwortbares und rechtlich zulässiges Maß beschränkt geblieben sind.“ Laut EBA-Sprecherin befasste sich die Anhörung des Amtes am Montag konkret mit dem Ausfall von ICE-Klimaanlagen, durch den am Wochenende mehrere Schüler Kreislaufzusammenbrüche erlitten hatten. Danach habe die Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle des Bundesamtes Ermittlungen aufgenommen. „Dieser Vorgang wirft über den Einzelfall hinaus Fragen auf und das Eisenbahnbundesamt ist dabei, diese Fragen zu untersuchen“, sagte die Sprecherin.
+++ Wenn die Hitze im Zug unerträglich wird - diese Rechte haben Sie +++
Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Florian Pronold forderte wegen der Hitzepannen einen Untersuchungsausschuss im Bundestag. „Wir wollen wissen, ob die Bahn zulasten der Sicherheit gespart hat, welchen Zusammenhang es zu den Hitzeproblemen gibt und wer dafür die Verantwortung trägt“, sagte Pronold der „Bild“-Zeitung. Es sei jetzt „eine umfassende parlamentarische Untersuchung“ nötig. Dabei müsse auch die Rolle des Bundes als Eigentümer geklärt werden.
+++ Pleiten, Pech und Pannen bei der Bahn +++
Unterdessen reißen die Ausfälle von Klimaanlagen in Fernzügen der Bahn nicht ab. Wie die in Hannover erscheinende „Neue Presse“ berichtet, wurden am Mittwoch wiederum zwei Eurocity-Züge wegen Überhitzung aus dem Verkehr gezogen, einer davon im Hauptbahnhof Hannover. Das Bielefelder „Westfalen-Blatt“ berichtet, ein IC auf der Strecke Berlin-Amsterdam/Schiphol sei wegen einer defekten Klimaanlage gestoppt und die Reisenden auf andere Züge verteilt worden. Zusätzlich sei ein ICE zwischen München und Lübeck wegen Hitzeproblemen geräumt worden. Inzwischen sei auch die erste Strafanzeige von hitzegeschädigten Reisenden bei der Bundespolizei Münster eingegangen, schreibt die Zeitung. Seit Samstag habe es Klimaanlagen-Ausfälle in insgesamt 41 Fernzügen gegeben.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) beklagte, das Wetter scheine der größte Feind der Bahn zu sein. „Im Sommer verstopften die Filter der Klimaanlagen, im Herbst führt Laub zu Fahrzeitverlängerungen, im Winter frieren Weichen ein“, erklärte VCD-Chef Michael Gehrmann. Er forderte die Bahn auf, Gewinne der vergangenen Jahre in Verbesserungen ihres Systems zu stecken und auf Fahrpreiserhöhungen zu verzichten.