Den erneuten Zwischenfall mit einem ICE, bei dem vier Passagiere zu Schaden kamen, untersucht die Polizei auf mögliches Fehlverhalten der Bahn.
Stuttgart. Nach der ICE-Panne in einem Tunnel bei Vaihingen/Enz ist die Bahn ins Visier der Bundespolizei und des Eisenbahnbundesamtes geraten. „ Wir konzentrieren unsere Untersuchungen auf das Notfallmanagement der Bahn“ , sagte ein Sprecher des Eisenbahnbundesamtes am Montag in Stuttgart. Insbesondere solle geklärt werden, warum der Zug in einem Tunnel zum Stehen kam und welche Maßnahmen die Bahn danach ergriffen hat. Nach derzeitigem Stand der Dinge geht die Unfalluntersuchungsstelle davon aus, dass das Problem beim Stromabnehmer im Triebfahrzeug lag. Dieser leitet den Strom von der Oberleitung in den Zug. Auch die Bundespolizei befasst sich mit der Panne: Nach Auskunft einer Sprecherin wird untersucht, ob ein Fehlverhalten seitens der Bahn oder von Mitarbeitern vorliegt.
Davon geht der Fahrgastverband Pro Bahn aus. Nach Angaben des Verbandsvorsitzenden in Baden-Württemberg, Stefan Buhl, ist die Bahn in kritischen Situationen überfordert. „Die Sicherheitskonzepte der Bahn sind offensichtlich untauglich. Wenn schon ein solch banaler Vorfall so schwerwiegende Folgen hat, wollen wir uns gar nicht vorstellen, was bei einem Fahrzeugbrand passieren wird “, sagte Buhl. „Die Sicherheitskonzepte der Bahn müssen auf den Prüfstand. Man muss überprüfen, inwieweit sie theoretisch und praktisch sinnvoll und ausreichend sind.“ Die Bahn war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Am Sonntag war ein ICE mit 420 Passagieren an Bord im Pulverdinger Tunnel bei Vaihingen/Enz (Kreis Ludwigsburg) steckengeblieben. Ein Abschleppversuch scheiterte. Mit insgesamt drei Stunden Verspätung kamen die Fahrgäste in Stuttgart an, wo sie mit Wasser versorgt wurden. Bis dahin mussten sie stundenlang bei ausgefallener Klimaanlage ausharren. Etwa sieben bekamen Kreislaufprobleme, eine Frau war am Montag immer noch im Krankenhaus. Defekte Klimaanlagen hatten die Bahn in diesem Sommer mehrmals in die Bredouille gebracht: Rund 50 Zugverbindungen waren von dieser Störung betroffen. Erst vergangene Woche war ein ICE im Pfälzerwald mit einem Müllwagen, der an die Gleise gerutscht war, zusammengestoßen. 15 Menschen wurden verletzt.
Für größere Verspätungen bezahlt die Bahn Entschädigungen; bei zwei Stunden gibt es 50 Prozent des Fahrpreises erstattet. Deshalb können die im ICE stecken gebliebenen Fahrgäste Geld zurück verlangen. Der fahruntüchtige ICE steht nun im Abstellbahnhof in Stuttgart-Untertürkheim.