Rinder waren ausgebrochen - Regionalexpress mit 31 Menschen prallte bei Tempo 80 auf das Vieh.
Arnstadt. Auf den Schienen liegt ein totes Kälbchen, dahinter türmen sich die braunen Leiber von getöteten Kühen.
Schon wieder ist ein Zug in eine Herde gerast - nur drei Tage nachdem ein ICE im Landrückentunnel bei Fulda auf eine Schafherde prallte (19 verletzte Fahrgäste, 20 tote Tiere).
Das jüngste Unglück ereignete sich am Vormittag in Arnstadt (Thüringen). Die Rinderherde war von einer vier Kilometer entfernten Weide bei Dosdorf ausgebrochen. Im Gänsemarsch liefen die Kühe auf den Gleisen, bis plötzlich gegen 10.05 Uhr der Regionalexpress Erfurt-Würzburg auf sie zurollte. In einer Kurve stieß der 200 Tonnen schwere Zug frontal mit den Kühen zusammen. Die 30 Passagiere und der Lokführer, der sofort die Notbremse zog, blieben unverletzt, 13 Tiere sind tot. Bundespolizei-Sprecher Hartmut Kanther: "Der Zug war mit rund 80 km/h unterwegs, als die Herde auftauchte. Der Bremsweg beträgt bei dieser Geschwindigkeit rund 300 Meter. Damit hatten die Tiere keine Chance." Die vier Wagen des Regionalexpresses RE3657 stehen ohne große Schäden auf den Schienen; nur der Triebkopf ist lädiert. Warum die insgesamt 27 Kühe ausbrachen, ob sie etwa durch Hunde oder durch ein Reh erschreckt wurden, blieb ungeklärt. Erst am Sonnabend war südlich von Fulda ein ICE Hamburg-München mit Tempo 220 im längsten Eisenbahntunnel Deutschlands in eine Schafherde gerast und entgleist. Die Bahn schätzte den Schaden auf mehrere Millionen Euro - vermutlich entstand an dem ICE ein Totalschaden. Die Bergung dauert an. Reisende auf der Umleitungsstrecke müssen mit Verzögerungen von 30 Minuten rechnen.
Die Ermittlungen konzentrieren sich immer mehr auf Beschäftigte der Deutschen Bahn AG. Die Staatsanwaltschaft Fulda sehe aufseiten der Bahn allerdings "noch keinen Straftatbestand", sagt Justizsprecher Harry Wilke. Gegen den Halter der Schafe, Norbert W. (42), war wie berichtet ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässigen Eingriffs in den Bahnverkehr eingeleitet worden. Unstrittig sei aber, dass wenige Minuten vor dem Unglück bereits ein entgegenkommender ICE am knapp elf Kilometer langen Landrückentunnel mit einem Schaf kollidierte. Eine Meldung des Lokführers sei auch bei der Betriebszentrale in Frankfurt eingegangen. Es müsse nun untersucht werden, was mit der Meldung geschehen sei.
Montagabend blieb ein Regionalexpress von Bayreuth nach Nürnberg im Plattetunnel bei Rupprechtstegen stecken - Motorschaden. Polizisten führten die Fahrgäste ins Freie.