Auch der Ex-Ministerpräsident wollte die Loveparade in Duisburg stattfinden lassen. OB Sauerland wusste offenbar mehr als bisher bekannt.

Duisburg. Vor der Duisburger Loveparade soll die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen unter dem früheren Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) einem Medienbericht zufolge Druck auf die Stadt Duisburg ausgeübt haben. Das berichtete das Nachrichtenmagazin „Focus“ am Sonnabend in einer Vorabveröffentlichung unter Berufung auf ein Besprechungsprotokoll zum ersten Planer-Treffen für die Techno-Party am 2. Oktober 2009. Demnach betonte der städtische Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe, dass Rüttgers „in der Vergangenheit bereits eine Aussage getroffen habe, dass die Loveparade in Duisburg stattfinden sollte“. Eine Absage könne daher „lediglich aus gravierenden Sicherheitsbedenken erfolgen“.

Anfang März 2010 hielt das Ordnungsamt dem „Focus“ zufolge laut einem weiteren Protokoll „die Durchführung der Veranstaltung“ auf dem alten Güterbahnhof „nicht für möglich“, konnte sich aber nicht durchsetzen. Sorgen bereitete demnach das Fluchtkonzept über die schmalen Tunnel, die auf das Festgelände führten. Am 20. Juni hätten die Behörden moniert, die Pläne der Veranstalter würden gegen die Verordnung für den Betrieb von Sonderbauten verstoßen. Kurz vor Beginn der Loveparade erhöhte der Veranstalter der Loveparade, Rainer Schaller, dem „Focus“ zufolge den Druck auf das Duisburger Rathaus. Das Bauamt hatte demnach am 14. Juli wichtige Unterlagen eingefordert, darunter ein Sicherheitskonzept. Fünf Tage später habe sich eine Anwaltskanzlei im Auftrag von Schallers Firma Lopavent gemeldet und auf die Erteilung einer „Sondernutzungserlaubnis“ gedrängt. Dabei warnten die Juristen vor einer Absage des Mega-Events und wiesen auf die „immensen wirtschaftlichen aber auch ideellen Schäden für Veranstalter, die Metropole Ruhr und die Stadt Duisburg“ hin. Am 21. Juli gab die Stadt grünes Licht für die Veranstaltung.

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Auch Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) soll nach „Spiegel“-Informationen detalliert über Planungsprobleme im Vorfeld der Loveparade informiert gewesen sein. Dies gehe aus vertraulichen Anhängen zu dem am Mittwoch bekannt gewordenen Zwischenbericht über die Loveparade-Tragödie hervor, berichtete das Magazin am Samstag vorab. Demnach schrieb die städtische Untere Bauaufsicht am 14. Juni, knapp sechs Wochen vor der Veranstaltung, einen Brandbrief an den Veranstalter. Eine Kopie des Schreibens soll laut Vermerk Sauerlands Büro erhalten haben. In dem Schreiben wies die Bauaufsicht dem Bericht zufolge darauf hin, dass am 14. Juni weder ein Lageplan des Loveparade-Geländes noch ein „zielorientiertes Brandschutzkonzept“ für die Techno-Parade vorgelegen habe. Auch eine Endfassung des Sicherheitskonzepts habe es zum damaligen Zeitpunkt nicht gegeben.

Während der Duisburger Loveparade am 24. Juli war am überfüllten Zugangstunnel eine Massenpanik ausgebrochen. 21 Menschen starben, mehr als 500 wurden verletzt. Die Verantwortung für die Katastrophe ist noch ungeklärt – Stadt, Veranstalter und Polizei warfen sich nach dem Unglück wiederholt gegenseitig Versäumnisse vor.

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