Hamburg. Ein Interview und die Folgen: Kühne hebt Streit mit Jansen auf neue Eskalationsstufe – und stellt Bedingungen für weitere Millionen.
Klaus-Michael Kühne hat erneut mit einem Interview für Schlagzeilen gesorgt. Im Gespräch mit dem „Manager Magazin“ hat der Milliardär die Debatte um mehr persönliches Mitspracherecht beim HSV befeuert. Dabei stellte der 85-Jährige unmissverständlich klar, sich mehr Einfluss bei seinem Herzensverein zu wünschen. Im Gegenzug sei Kühne bereit, weitere Millionen in den HSV zu investieren.
Kühne äußerte zudem Zweifel, ob die auf der jüngsten Mitgliederversammlung des HSV vorgestellte Rechtsformänderung von der AG zu einer KGaA (ohne die es keine weiteren Anteilsverkäufe geben könnte) für seine Interessen die richtige Maßnahme sei. Der für die Umsetzung verantwortliche Marcell Jansen sei hierfür ohnehin ungeeignet, wiederholte der Unternehmer.
„Aktuell wird sogar eine Rechtsform diskutiert, bei der die Aktionäre nahezu rechtlos sind. Vereinspräsident Marcell Jansen steht leider gegen mich; aber da gibt es momentan zwei Fraktionen. Die Schlacht ist noch nicht geschlagen“, kündigte Kühne im „Manager Magazin“ kämpferisch an und spricht damit offen den Streit innerhalb des Aufsichtsrats an.
HSV-Investor Kühne: Ja zur KGaA, aber nicht in der Form?
Ende Januar hatte Vizepräsident Michael Papenfuß die HSV-Mitglieder im CCH über das Für und Wider einer KGaA informiert und die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Rechtsform präsentiert. Papenfuß bekräftigte, dass Entscheidungskompetenz im Falle einer KGaA „uneingeschränkt beim Verein“ lägen, sollten sich die Mitglieder perspektivisch für eine KGaA entscheiden. Gleichzeitig sei der HSV in der Lage, bis zu 100 Prozent der Anteile an Aktionäre zu veräußern.
Doch Kühne geht es nicht nur um ein weiteres millionenschweres Investment, sondern auch um mehr Einfluss.
HSV: Warum Kühne mehr Einfluss will
Denn was aus seinen mehr als 100 Millionen Euro, die der Logistikunternehmer größtenteils zu Bundesligazeiten in den HSV investiert hatte, geworden ist, kann Kühne nicht gefallen haben. „Ich sage es ganz offen: Insgesamt war es ein Flop. Ich habe mich dazu hinreißen lassen als Fußballfan; es ging damit los, bestimmte Spieler für den HSV zu sichern. Dann habe ich für 60 Millionen Euro 20 Prozent der Anteile gekauft.“
5,11 Prozent seiner Anteile hatte er im Oktober 2021 an Thomas Wüstefeld verkauft – laut Kühne „fast zum Einstiegspreis“. Nach Abendblatt-Informationen flossen 14,2 Millionen Euro für den Deal. Und die weiteren mindestens 40 Millionen Euro, die Kühne dem HSV als Kredit zur Verfügung stellte: „Die haben wir abgeschrieben.“
Hintergrund dieser Aussage: Im Sommer 2016 hatte der Investor gemeinsam mit dem damaligen HSV-Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer ausgehandelt, die Rückzahlung seiner für Transfers zur Verfügung gestellten rund 40 Millionen Euro an den letztlich nicht eingetretenen Erfolgsfall zu koppeln. So hätte sich der Club innerhalb von sechs Jahren dreimal für den Europapokal qualifizieren müssen, damit Kühne sein Geld wiedersieht. Das Ergebnis ist bekannt.
Kühne will HSV mehr Geld geben, aber ...
Doch der Milliardär, der mit seiner Holding allein 2,5 Milliarden Euro an Dividenden durch Unternehmensbeteiligungen im Jahr 2022 einnahm, nimmt seinen finanziellen Verlust sportlich. „Irgendein Hobby braucht man schon“, sagt er süffisant.
Auch in Zukunft soll der HSV für Kühne eine Art finanzielles Spielzeug bleiben. Wie berichtet, verhandelt der Investor mit Hamburgs Finanzvorstand Eric Huwer über eine neue Millionenspritze im Falle des Aufstiegs. Damit soll in dem Fall der Kader verstärkt werden.
Für den Moment scheint Kühne allerdings nicht von seiner 120 Millionen Euro schweren Offerte abzuweichen, die er in einem Maßnahmenpapier an mehr Machteinfluss gekoppelt hat. „Ich bin bereit, noch einmal einen großen Betrag einzusetzen, bis zu 120 Millionen Euro. Aber dann muss sich der HSV umstrukturieren, dann müssen die Gremien anders besetzt werden“, sagte er nun.
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Kühne ließ sich vom HSV „breitschlagen“
Ungeachtet dessen hatte Kühne den Hamburgern im Dezember Kühne den Hamburgern im Dezember einen dringend erforderlichen Kredit für die Stadionsanierung gewährt. Insgesamt sammelte Vorstand Huwer 20 Millionen Euro von Hamburger Unternehmern ein, die Hälfte stammte von Kühne. Wie aber kam es dazu?
„Der Finanzvorstand sprach mich an, ob ich helfen könnte. Die Sache eilt, die EM ist schon nächstes Jahr. Und da habe ich mich dann breitschlagen lassen. Ich habe 10 Millionen als Darlehen gegeben mit der Möglichkeit, das Geld in Kapital umzuwandeln, wenn eine Strukturreform kommt“, sagte Kühne. „Und zurückzahlen könnte der Club zu vier Prozent Zinsen, das ist moderat. Ich will kein Geschäft machen; ich will helfen.“ Was Kühne nicht sagte: er will auch mehr Einfluss.