Hamburg. Ein Mitglied heizt die Debatte um die 120 Millionen Euro von Investor Klaus-Michael Kühne an und benennt Alternativen.
Das viel diskutierte 120-Millionen-Euro-Angebot von Investor Klaus-Michael Kühne spaltet weiterhin den HSV. Nachdem sich die aktive Fanszene bereits vor vier Monaten klar gegen die Offerte, die mehr Einfluss des umstrittenen und meinungsstarken Milliardärs zur Folge hätte, ausgesprochen hatte („Kühne verp*** dich“), hat sich nun ein HSV-Mitglied in einem Brandbrief gegen den 85-Jährigen positioniert.
In dem anderthalbseitigen Dokument mit dem Titel „Wenn angebliche Freunde Dir scheinbar helfen wollen! Wie erpressbar ist der HSV?“ führt Frank Ockens (HSV-Mitglied seit 1998) auf, warum Kühne dem Club aus seiner Sicht mehr schade als helfe.
HSV-Mitglied klagt an: Kühne geht es um Macht!
„Uns ist bewusst, dass finanzstarke Partner, Sponsoren und Mäzene in der heutigen Zeit des Profifußballs unverzichtbar sind und auch der HSV darauf angewiesen ist. Einem Investor, wie es Herr Kühne ist, geht es jedoch nur um Macht und Einflussnahme und nicht um die reine Unterstützung der Raute!“, schreibt der 47-Jährige, der zuvor nach eigenen Angaben „mehrere Gesprächen mit den Gremien des HSV“ geführt habe und nun eine Stellungnahme des Präsidiums fordere.
Zur Erinnerung: Kühne hatte seine angebotenen 120 Millionen Euro an mehrere Bedingungen geknüpft und im Abendblatt das Aus von HSV-Präsident Marcell Jansen sowie einen dreiköpfigen Vorstand gefordert. Im Gegenzug könnte der Zweitligist mit seinem Geld das marode Stadion sanieren und sich entschulden.
Nachdem Kühnes Forderungen auf wenig Gegenliebe gestoßen waren, ruderte er zuletzt gegenüber der „Mopo“ zurück. „Ich wünschte mir eine Veränderung, stelle aber keine Bedingungen.“
HSV-Mitglied: Kühne darf nicht die Lösung sein!
Ursprünglich wollte der Logistikunternehmer seine HSV-Anteile von aktuell 15 auf 39,9 Prozent aufstocken, wofür jedoch eine neue Rechtsform sowie eine Zweidrittelmehrheit der Mitglieder erforderlich wären. Ein aktuell nur schwer vorstellbares Szenario, wie nicht nur der Brief des Hamburger Unternehmers Frank Ockens zeigt.
„Aufgrund der Erfahrung in der Vergangenheit muss sich der HSV von dem Investor Kühne so weit wie möglich trennen. In finanziell schwierigen Zeiten müssen wir andere Wege beschreiten, um die Herausforderungen zu lösen und nicht erpressbar zu sein. Weitere Gelder vom Investor Kühne anzunehmen und im Gegenzug Zugeständnisse zu machen und Positionen in den Kontrollgremien abzugeben, darf nicht die Lösung sein!“, heißt es in dem Schreiben.
Was Ockens meint: Kühne hat mit Markus Frömming bereits einen Vertreter in den Aufsichtsrat des HSV entsandt. Dort wird künftig allerdings auch Hans-Walter Peters sitzen, der sich in wichtigen Fragen zuletzt immer auf die Seite von Kühne geschlagen hatte. Deshalb wollte Jansen dem Banker kein neues Mandat für das Kontrollgremium erteilen, doch der Ex-Profi wurde innerhalb seines Präsidiums von seinen beiden Stellvertretern Michael Papenfuß und Bernd Wehmeyer überstimmt.
Somit bleibt Peters im neu zu besetzenden Aufsichtsrat vertreten. Böse Zungen behaupten, Kühne hätte somit zwei Vertreter in dem siebenköpfigen Rat. Jansen, inzwischen ein Gegner Kühnes, hatte das 120 Millionen Euro schwere Angebot zunächst abgelehnt.
HSV: Es gibt Alternativen zu Kühne
In jener Präsidiumssitzung des HSV wurden nun aber die Weichen für weitere Gespräche mit Kühne über seine Offerte gestellt.
Eine Entscheidung, die Ockens Sorgen bereitet. Sein Alternativvorschlag für den klammen Club: „Der HSV hat ausreichend Substanz, um mit klarer Führung und sauberen Strukturen erfolgreich zu wirtschaften. Wir haben kein Einnahme-, sondern ein Ausgabenproblem und sollten in der jetzigen Zeit, wo der HSV eine positive Außenwirkung hat, eine enorme Zuschauerunterstützung erfährt und sich in einer sportlich komfortablen Ausgangssituation befindet, nicht selbst verraten und verkaufen.“
Es ginge also auch ohne Kühne. Doch die Debatte um seine Offerte wird den HSV noch weiter beschäftigen.