Hamburg. So sieht Aufsichtsratschef Marcell Jansen das Angebot von Klaus-Michael Kühne und den Vorstandszoff um Wüstefeld und Boldt.
Es war ein Paukenschlag, für den Klaus-Michael Kühne am vergangenen Mittwoch gesorgt hatte. Der HSV-Investor hatte dem finanziell schwer angeschlagenen Verein 120 Millionen Euro in Aussicht gestellt, wenn die Hamburger einem Zehnpunkteplan des 85-Jährigen zustimmen.
Nachdem die Fans des HSV beim 2:0-Sieg in Bielefeld bereits deutlich machten, was sie von dem aus ihrer Sicht unmoralischen Angebot halten – nämlich gar nichts –, folgte am Montag nun auch von Aufsichtsratschef Marcell Jansen (36) eine Absage. „Der Vorstoß zeigt einmal mehr, wie sehr Herr Kühne dem HSV weiterhin verbunden ist und eine positive Entwicklung sehen möchte. Das Angebot ist in dieser Form nicht umzusetzen“, erklärte Jansen auf der Internetseite des HSV.
HSV: Jansen erteilt Kühne-Vorschlag eine Absage
Jansen kündigte an, das Gespräch mit dem mächtigen HSV-Investor zu suchen, doch der Aufsichtsratschef stellte klar, dass eine Satzungsänderung, die nötig wäre, um weitere HSV-Anteile zu verkaufen, nicht in Planung ist. Der HSV e.V. besitzt derzeit 75,1 Prozent der Anteile an der HSV Fußball AG. Und das soll auch weiterhin so bleiben. Wenn der HSV mehr Anteile verkaufen möchte, müssen vorher die Mitglieder ihre Zustimmung geben.
„Zu dem konkreten Angebot verbunden mit dem Maßnahmenkatalog von Herrn Kühne ist zu sagen, dass wir als Präsidium seinerzeit den klaren Auftrag der Mitgliedschaft erhalten haben, die Grenzen für Anteilsverkäufe in unserer Satzung zu verankern. Das haben wir gemacht. Außerdem haben wir als Präsidium auf der Mitgliederversammlung 2021 den Auftrag erhalten, die bestmögliche Rechtsform für den HSV zu bewerten und der Mitgliedschaft vorzustellen. Diesem Mandat kommen wir mit aller Überzeugung, Sorgfalt und mit der notwendigen Zeit nach“, erklärte Jansen.
Der HSV-Aufsichtsratschef stellte klar, dass die Fans weiterhin in strukturelle Themen mit einbezogen werden sollen. "Selbstverständlich muss diese Rechtsform der 50+1-Regelung der DFL entsprechen und insbesondere auch die Interessen und Mitbestimmung unserer Mitglieder sicherstellen. Das bedeutet, dass wir demokratische Partizipation, wirtschaftliche Sicherheit und Handlungsfähigkeit gewährleisten. Vor diesem Hintergrund möchten wir natürlich mit Herrn Kühne im engen Dialog sein und nach vorn blicken, aber das an uns herangetragene Angebot ist in dieser Form nicht umsetzbar. Daher sehen wir es vor allem als weiteren Impuls, mit dem wir uns beschäftigen werden", so Jansen.
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HSV-Vorstand bekommt das Vertrauen des Aufsichtsrats
Der HSV-Aufsichtsratschef hat zudem erklärt, dass die Vorstandskonstellation mit Jonas Boldt und Thomas Wüstefeld vorerst beibehalten wird. „Wir haben beiden Vorständen klar unser Vertrauen ausgesprochen und stehen hinter den jeweiligen Planungen und Zielsetzungen. Jetzt ist es wichtig, den Fokus darauf zu setzen, diese Ziele zu erreichen im Sport, bei den Finanzen und in der Struktur. Wir haben uns darauf verständigt, in der längeren Pause ab November in die Gespräche zu gehen, um dann auch zu sehen, wo wir im Hinblick auf die Zielsetzungen stehen“, sagte Jansen.
In den vergangenen Wochen hatte sich der Aufsichtsratschef im Führungsstreit rund um Wüstefeld und Boldt rar gemacht. Nun brach der ehemalige Profi sein Schweigen. Jansen hofft, dass der Fokus in den kommenden Wochen wieder auf den Fußball gerichtet ist. "Die vergangenen Tage waren erfolgreich und konstruktiv im Sinne des HSV. Wir sind gemeinsam sehr gute Schritte gegangen. Mit der Verabschiedung der Budgetplanung für die aktuelle Saison 2022/23 ist eine wichtige Grundlage sowohl für den Sport als auch für die weiteren Aufgaben –insbesondere die Stadionsanierung – gelegt", sagte Jansen.
Da passt es ins Bild, dass der Saisonstart mit drei Siegen aus den ersten vier Spielen positiv verlaufen ist. "Auf dem Platz ist die Mannschaft nach kleinen Anlaufschwierigkeiten gut in die Saison gestartet und hat in Bielefeld das bisher beste Saisonspiel gezeigt. Charakterlich haben wir eine richtig gute Mannschaft. Der Trainer erreicht die Jungs und die Fans identifizieren sich mit diesem Weg und unterstützen das Team, wie sie es bereits in der vergangenen Saison gemacht haben", sagte Jansen.