Schwarzenbek. Seit Kurzem gibt es wieder einen Stadtentwicklungsmanager. Die Stärkung der Innenstadt ist eine seiner Topaufgaben. Was geplant ist.

Die Wirtschaftskraft ist hoch, die Kaufkraft eigentlich auch, aber die Innenstadt in Schwarzenbek befindet sich seit Jahren in einem stetigen Niedergang, und auch um die Gewerbebetriebe müssen sich Politik und Verwaltung Sorgen machen. Denn neben vielen kleineren Betrieben sind Hauni-Tochter Universelle und LMT die mit Abstand größten Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler. Gerade bei Universelle kriselt es aber gewaltig, der Standort ist in Gefahr. Auch in der Innenstadt droht weiterer Leerstand, weil die Kreissparkasse sich aus dem Zentrum zurückziehen möchte. Es gibt also viel zu tun für den neuen Stadtentwicklungsmanager Anas Alagol-Korff.

Der 38-jährige Wirtschaftswissenschaftler mit syrischen Wurzeln ist seit Mitte September neuer Stadtentwicklungsmanager in Schwarzenbek. Nach mehreren Studiengängen und Jobs in der Wirtschaft, der Migrationsberatung und zuletzt bei der Investitionsbank in Hannover will der Hamburger jetzt Schwarzenbeks Einzelhandel und Wirtschaft voranbringen. „Am Ende ist es unser aller Ziel in der Verwaltung, die Lebensqualität der Menschen in dieser Stadt zu verbessern. Dafür bedarf es vieler kleiner Schritte“, sagt der 38-Jährige.

Wirtschaftsförderung lag 14 Jahre im Dornröschenschlaf

Anas Alagol-Korff ist der erste Stadtentwicklungsmanager seit vielen Jahren. Zuletzt hatte Andreas Thiede diesen Job, bis er 2010 Bürgermeister in Lauenburg wurde. Seit mittlerweile 14 Jahren ist Wirtschaftsförderung in der Europastadt eher Nebensache. Alle Versuche, die Stelle wieder mit Leben zu erfüllen oder zumindest einen Wirtschaftsbeirat zu installieren, scheiterten an politischen Widerständen. Das hat sich bereits ausgewirkt: Die Innenstadt verwaist immer mehr, Projekte wie die Wiederbelebung des leer stehenden Einkaufszentrums am Verbrüderungsring, aber auch ein offensives Stadtmarketing und eine Imagekampagne für die Stadt kommen einfach nicht voran.

Es geht schon damit los, dass die Stadt nach außen hin kaum wahrgenommen wird. Auch Anas Alagol-Korff kannte Schwarzenbek bis vor Kurzem nicht, obwohl er mit seiner Ehefrau und seinem kleinen Sohn gar nicht mal weit entfernt in Hamburg Altona wohnt. „Als ich die Ausschreibung für die Position des Stadtentwicklungsmanagers gesehen habe, habe ich den Standort erst einmal auf Google Maps gesucht und mir dann Bilder vom Ritter-Wulf-Platz, der Kirche und alte Ansichten von der Lauenburger Straße angesehen. Ich habe sofort gedacht, dass die Stadt Potenzial hat und ich hier viel bewegen kann“, erzählt der Wirtschaftsexperte.

Marketing-Offensive in den sozialen Medien geplant

Mit relativ einfachen Mitteln lässt sich eine Imagekampagne für die Stadt starten, um den Bekanntheitsgrad zu erhöhen. „Die Stadt nutzt kaum Soziale Medien. Ich werde zunächst einen Linkedin-Auftritt und auch die Plattform X nutzen, um Informationen und Bilder von der Stadt ins Internet zu stellen. Das kostet nichts, wird aber über die Region hinaus Aufmerksamkeit finden“, so Alagol-Korff.

Die Unterstützung des Bürgermeisters hat er: „Wir haben vieles, auf das wir stolz sein können. Beispielsweise auf unsere jüngste hochkarätige Veranstaltungsreihe zu 75 Jahren Grundgesetz, die in ganz Schleswig-Holstein beispielhaft war und überregional Beachtung fand. So etwas sollten wir künftig deutlich besser vermarkten, weil es ein Alleinstellungsmerkmal ist“, sagt Bürgermeister Norbert Lütjens.

Denn Marketing ist wichtig, um neue Kunden anzulocken und Kaufkraft aus dem Umland zu binden, aber auch, um Gewerbetreibende für die Stadt zu interessieren. „Wir haben gute Wirtschaftsbetriebe hier, die wir pflegen müssen, damit sie in der Stadt bleiben. Aber wir können uns nicht darauf verlassen, dass es allen Betrieben ewig gut geht. Wir müssen auch neue Betriebe ansiedeln, wenn es irgendwo freie Flächen oder Immobilien gibt“, sagt Anas Alagol-Korff.

Neugestaltung des Ritter-Wulf-Platzes ist ein Herzensprojekt

Ein Schwerpunkt seiner Arbeit wird aber auch die Entwicklung der Schwarzenbeker Innenstadt sein. Ein Herzensprojekt nicht nur für ihn, sondern auch für Bürgermeister Norbert Lütjens ist die Umgestaltung des Ritter-Wulf-Platzes. „Ich beobachte jeden Tag von meinem Büro aus, dass sehr, sehr viele Menschen über diesen Platz gehen. Aber sie bleiben nicht. Sie nutzen ihn nicht zum Verweilen und nicht als Treffpunkt“, so der Verwaltungschef.

Dass der Platz eine wichtige Rolle in Verbindung mit der Attraktivititätssteigerung des angrenzenden Stadtparks als Naherholungs- und Freizeitgebiet für eine Belebung der Innenstadt spielt, hat auch die Expertise des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) ergeben. „Die alten Lampen müssen weg, die Parkplätze auch. Statt der Betonflächen brauchen wir frisches Grün, Bäume und eine Möblierung mit Bänken“, sagt Norbert Lütjens. „Klimaschutzmanagerin Nina Reimers hat bereits ein Konzept entwickelt, das wir umsetzen können“, ergänzt Anas Alagol-Korff.

Neue Mitte der Stadt könnte bereits 2026 Realität werden

Nach Einschätzung von Norbert Lütjens kann die „neue Mitte“ der Stadt bereits 2026 eingeweiht werden. Im Haushalt steht eine sechsstellige Summe bereit, Fördermittel sind bislang eher nicht in Sicht. Einziges Problem ist der Wochenmarkt. Es ist fraglich, ob es auf einem umgestalteten Ritter-Wulf-Platz weiterhin Flächen für den Markt gibt oder ob ein lange diskutierter Umzug auf den alten Markt nicht sinnvoller wäre. Diese Gespräche mit den Marktbeschickern zu führen, wird eine der ersten Aufgaben des Stadtentwicklungsmanagers.

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Die Vernetzung von Wirtschaft, Politik und Einzelhandel wird sein zentrales Aufgabenfeld. „Endlich haben wir einen Ansprechpartner, der alle Beteiligten zusammenbringen und unsere Aktivitäten bündeln kann. Im Rathaus haben wir in den unterschiedlichsten Fachbereichen an Themen gearbeitet, die Wirtschaft und Stadtmarketing betreffen. Das kommt jetzt alles aus einer Hand und kann uns nur voranbringen“, ist Bürgermeister Norbert Lütjens überzeugt - der übrigens unter seiner Vorgängerin Ute Borchers-Seelig selbst einmal als Wirtschaftsförderer im Gespräch war. Letztlich scheiterte die Besetzung der Stelle damals aber an politischen Widerständen.