Schwarzenbek. Nach Armbruster hat auch Schuhhaus Krützmann geschlossen. Schuhe gibts in Schwarzenbeks Zentrum nicht mehr. Ein Blick in die Zukunft.
Einzelhandelsgeschäfte werden immer weniger und über knapp zwei Kilometer Innenstadt gibt es immer mehr Leerstände. Dafür reihen sich mittlerweile sieben Friseurgeschäfte an Lauenburger Straße, Berliner Straße und Ritter-Wulf-Platz aneinander. Jetzt haben auch Schuh Armbruster und das traditionsreiche Schuhhaus Krützmann geschlossen.
Innenstadt bietet ein immer trostloseres Bild
Doch von Krützmann, einem eingefleischten Einzelhändler, der auch viele Jahre im Vorstand der Wirtschaftlichen Vereinigung tätig war, gibt es einen Hoffnungsschimmer in puncto Innenstadtbelebung. Er will vermutlich auf einer kleinen Fläche seines ehemaligen Geschäfts an der Lauenburger Straße 13 tageweise Gesundheitsschuhe der Marke Joya an Stammkunden verkaufen. Den restlichen Teil des Verkaufsraum will er an einen anderen Einzelhändler vermieten. Interessenten dafür gibt es aber noch nicht. Ansonsten bietet die Innenstadt ein eher trostloses Bild.
„Das ist keine Innenstadt. Das ist nur eine zwei Kilometer lange Straße vom Ritter-Wulf-Platz bis zur Eisdiele Opa Peters, an der ab und zu Geschäfte sind“, klagte ein Schwarzenbeker kürzlich bei der Einwohnerversammlung. „Die Innenstadt wird ihr Gesicht ändern. In zehn bis 15 Jahren wird dieser Bereich komplett anders aussehen als heute“, entgegnete Bürgermeister Norbert Lütjens. Die Funktion der Innenstadt wird sich von der Einkaufszone hin zu einem Raum, in dem Wohnen, Arbeiten und Verweilen kombiniert sind, verändern, sind sich Experten sicher. Das ist auch ein Ergebnis des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK), das die Stadt in Auftrag gegeben und gemeinsam mit vielen Bürgern erarbeitet hatte.
Kritik: Schwarzenbek kümmert sich zu wenig um den Einzelhandel
Das sieht auch Uwe Krützmann so, dessen Familie seit 142 das Schuhhaus betrieb. „Schwarzenbek ist nicht einzelhandelsfreundlich. Politiker aller Parteien reden seit vielen, vielen Jahren immer wieder von der Innenstadtbelebung. Es passiert aber nichts. Da bringt auch eine Untersuchung wie das ISEK nichts, wenn keine Taten folgen. Ein wichtiger Schritt wäre es, den Durchgangsverkehr aus der Lauenburger Straße heraus zu bekommen“, so der Schuhhändler, der seit vergangenem Sonnabend offiziell Rentner ist und sein Geschäft am gleichen Tag geschlossen hat.
Kernstück der Verkehrsberuhigung ist jedoch der geplante Kreisverkehr an der Feuerwehr. Dieser Kreisel macht eine Verlegung der Bundesstraße und somit des Durchgangsverkehrs auf die Kerntangente möglich. Und der Bau verzögert sich weiter. Bürgermeister Norbert Lütjens hielt sich auf Rückfrage bedeckt, wann der Kreisverkehr denn kommt. Offenbar gibt es Probleme im Genehmigungsverfahren beim Kreis Herzogtum Lauenburg. So viel ist aber klar: Dieses Jahr wird auf jeden Fall nicht mehr mit dem Bau begonnen.
Verkehrsberuhigung und Möblierung könnte Lauenburger Straße attraktiver machen
Die Planer des ISEK schlagen eine Verkehrsberuhigung und Möblierung der Lauenburger Straße vor, um die Verweilqualität zu steigern. Das ist angesichts der zunehmenden Zahl an Leerständen auch dringend erforderlich. Nicht nur Krützmann und Armbruster sind geschlossen. Gleich nebenan ist das Giro, eine ehemalige Bankfiliale, seit vielen Jahren ein Leerstand. Gegenüber ist der Raumausstatter Mogck nur noch Fassade. „Das Geschäft ist dekoriert, hat aber seit Jahren nicht mehr geöffnet“, so Krützmann.
Ein schwerer Schlag für den Einzelhandel war die Schließung des Kaufhauses CML an der Einmündung zur Berliner Straße zum Jahreswechsel 2023/2024. Damit ist ein wichtiger Frequenzbringer weg. Schon mehr als ein Jahr vorher hatte Budnikowsky seine Filiale geschlossen. Damit fiel sehr viel Laufkundschaft weg und einige Gewerbetreibende wie die Bäckerei Gräper, aber auch das Café Alte Marktschule sowie Petty Moden, hatten mit kürzeren Öffnungszeiten reagiert. Damit sinkt die Motivation für Kunden, die Innenstadt aufzusuchen, natürlich weiter.
Neuer Stadtentwicklungsmanager hat eine Fülle von Aufgaben vor sich
Es gibt also viel zu tun für den neuen Stadtentwicklungsmanager – wenn denn bald einer gefunden wird. In der vergangenen Woche endete die zweite Ausschreibung. „Es geht darum, einen Bewerber zu finden, der zu Schwarzenbek passt. Wir werden nichts überstürzen mit der Entscheidung. Das kann einige Zeit dauern“, sagte Bürgermeister Norbert Lütjens kürzlich.
Die Suche scheint tatsächlich schwierig zu sein. Nach der ersten Ausschreibungsrunde gab es zwar Vorstellungsgespräche, aber offensichtlich keinen geeigneten Bewerber. Was die zweite Ausschreibung gebracht hat, muss sich noch zeigen. Wer sich allerdings eine aktive Ansiedlungspolitik seitens der Stadt für neuen Einzelhandel erhofft, der wird enttäuscht sein. „Wir werden keinesfalls ein Leerstandsmanagement betreiben. Das ist Sache der Eigentümer. Unser Stadtentwicklungsmanager soll eher netzwerken und Menschen zusammenbringen“, so der Bürgermeister.
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Eine wichtige Rolle wird aber auch die Umsetzung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts zur Belebung der Innenstadt spielen. Denn ein wichtiger Ankerpunkt der Untersuchung – die Umgestaltung der alten Realschule zum Bürgerzentrum – ist in weite Ferne gerückt. Zudem steht ein Auszug der Kreissparkasse aus dem Gebäude an der Berliner Straße an, was alles zu einer weiteren Verschärfung der Situation beitragen wird.