Schwarzenbek. Bis Ende 2025 gelten die alten Abwasserpreise. Doch Politiker erwarten für die folgenden Jahre erheblich höhere Gebühren. Die Gründe.
Der Gang aufs Klo, die warme Dusche oder der Waschgang in Spül- oder Waschmaschine wird für die Schwarzenbeker deutlich teurer. Allerdings noch nicht im nächsten Jahr, sondern erst 2026. Dann wird die Abwassergebühr angehoben, um die Sanierung des vor mehr als 60 Jahren gebauten Klärwerks zu finanzieren.
Bisher kostet der Kubikmeter Abwasser 3,37 Euro. Hinzu kommt je nach Größe des Haushalts oder Betriebs eine Grundgebühr, die zwischen fünf und 50 Euro liegt. Umgerechnet kostet eine Klospülung aktuell etwa drei Cent. Künftig könnten es bis zu sechs Cent werden. In der vergangenen Stadtverordnetenversammlung am 17. Oktober nannte Bernhard Böttel, Fraktionschef der Freien Wähler (FWS), fünf bis sechs Euro als möglichen Kubikmeterpreis.
Verdreifachung der Abwasserpreise binnen zehn Jahren
Das wäre eine drastische Steigerung. „Ich finde das mehr als bedenklich“, mahnte Böttel. Zum Vergleich: Die Gebühr für die Bürger wurde zuletzt 2022 angehoben: Damals stieg der Preis von 2,84 Euro pro Kubikmeter auf 3,37 Euro. 2016 lag die Gebühr noch bei 1,98 Euro. Eine dreiköpfige Durchschnittsfamilie zahlte damals knapp 300 Euro, aktuell sind es etwa 490 Euro und künftig könnten es sogar bis zu 800 Euro werden pro Jahr. Die Gebühr wird vom Eigenbetrieb Abwasser jeweils für drei Jahre berechnet, kann in dieser Zeit auch nicht verändert werden.
Allerdings gibt es zur möglichen Erhöhung noch keine Berechnungen des Eigenbetriebes Abwasser. Die Zahlen beruhen bisher lediglich auf einer Schätzung des FWS-Politikers. Zuvor hatte auch Heinz-Werner Rose (SPD), Vorsitzender des Bauausschusses, in der Sitzung auf künftig höhere Gebühren hingewiesen: Die seien „noch nicht fix“, die bisherigen Preise würden jedoch in der neuen Kalkulationsperiode „deutlich nicht zu halten sein.“
Kostentreiber: Erneuerung des Klärwerks
Hintergrund der Preiserhöhung ist die geplante Sanierung im Klärwerk sowie der Leitungen. 14 Millionen Euro soll die Erneuerung der Anlage kosten. Der Eigenbetrieb Abwasser unterhält neben dem Klärwerk an der Bölkau 14 Pumpwerke, etwa 54,5 Kilometer Abwasserleitungen sowie 66,5 Kilometer Regenwasserkanäle und 13 Regenrückhaltebecken.
Pro Jahre fallen in der Europastadt rund 885.000 Kubikmeter Abwasser an, die nach der Reinigung im Klärwerk in die Schwarze Beke abgeleitet werden. Auch wenn das Klärwerk bereits mehr als 60 Jahre alt ist, konnten die für die Einleitung geltenden Grenzwerte bisher stets eingehalten werden.
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Doch nun steht die Sanierung und Vergrößerung an: Ein wichtiger Bestandteil der neuen Anlage soll eine mögliche vierte Reinigungsstufe sein. In den meisten Kläranlagen gibt es lediglich drei: Das Abwasser wird mechanisch, chemisch und biologisch behandelt.
Danach bleiben manche Spurenstoffe aus Arzneimitteln, Kosmetik oder auch Haushalts- und Industriechemikalien im Wasser zurück, die in einer vierten Stufe mittels Aktivkohle noch herausgefiltert werden können. Bisher ist die vierte Reinigungsstufe nicht verpflichtend. Das neue Klärwerk soll aber so gebaut werden, dass sie ergänzt werden kann.
Politiker haben wenig Einfluss auf Preisgestaltung
Rose machte im Stadtparlament deutlich, dass es keinen „politischen Preis“ geben könne: „Es gibt nur wenige Stellschrauben, an denen wir stellen können.“ So könne man etwa Investitionen verschieben, um den Preisanstieg nicht zu drastisch ausfallen zu lassen, nicht aber den Preis über den städtischen Haushalt subventionieren. Denn der Eigenbetrieb arbeitet unabhängig, darf keine Gewinne erzielen, soll aber kostendeckend arbeiten: Das wird jedes Jahr durch einen externen Finanzprüfer überprüft.
Mehr als die Schwarzenbeker Bürger zahlen aktuell die Ratzeburger (3,68 Euro), in Talkau sind es sogar 4,98 Euro. Die Lauenburger zahlen ebenfalls 3,37 Euro, in Geesthacht kostet der Kubikmeter aktuell 2,52 Euro, in Mölln 2,66 Euro. In Hamburg sind es 2,31 Euro, in Lübeck 2,16 Euro.