Schwarzenbek. Kurz nacheinander schließen beide Schuhgeschäfte in der Lauenburger Straße. Einzelhändler sind in Sorge, dass die Stadt weiter verödet.
In den Schaufenstern der Lauenburger Straße 11 hängen gelb-rote Zettel, die auf eine Rabattaktion hinweisen. Denn: Alles muss raus! Und zwar bis zum 25. Juli. Dann nämlich öffnet die Filiale von Schuh Armbruster in Schwarzenbek ein letztes Mal. Der Grund: Es fehlt an Kunden, die einst belebte Einkaufstraße verödet immer mehr.
„Die Schwarzenbeker Innenstadt hat mit einem Frequenzrückgang zu kämpfen. Dieser ist zum Teil bedingt durch den Weggang von Rossmann und eines größeren Textilers“, sagt Tim Jürgens, Gebietsleiter bei Schuh Armbruster. Neben dem Drogeriemarkt ist das Kaufhaus CML gemeint, das zum Jahreswechsel 2023/2024 geschlossen hat. Jahrelang hatte Inhaber Hans-Jürgen Linde über eine Schließung nachgedacht. Doch vor gut sechs Monaten fiel der Vorhang im Geschäft an der Ecke Lauenburger Straße/Berliner Straße endgültig. Seitdem besuchen weniger Menschen die Lauenburger Straße für einen Einkauf. „Leider hat dies dazu geführt, dass das Umsatzpotential so gesunken ist, dass es nicht mehr ausreicht, um den Laden weiterzuführen“, begründet Jürgens die Entscheidung.
Schuh Armbruster-Filiale in Schwarzenbek schließt
Bis zum 25. Juli läuft der Räumungsverkauf in der Lauenburger Straße. Bis dahin wird die Bestandsware mit einem Rabatt von 20 Prozent verkauft. „Auch auf bereits reduzierte Ware“, wie Jürgens verspricht. Trotz der Schließung in der Europastadt ist neben dem Online-Handel der stationäre Verkauf weiter wichtig für das Unternehmen, wie er betont. „Wobei stationär voraussetzt, dass intakte Einzelhandelsstrukturen am Ort vorhanden sind.“ Für die Filiale in Geesthacht, die in der Bergedorfer Straße ansässig ist, bedeutet das, dass es weitergeht.
Nach dem Schuhhaus Krützmann ist die Filiale von Schuh Armbruster das zweite Schuhgeschäft in der Lauenburger Straße, das schließt. Bereits Anfang des Jahres hatten Marika und Uwe Krützmann bekannt gegeben, dass sie das Familienunternehmen aus Altersgründen aufgeben werden. Seit über 140 Jahren verkaufte das Schuhhaus Krützmann Schuhe in der Europastadt. Seit den 1930er-Jahren befand sich das Geschäft in der Lauenburger Straße. In der Europastadt bleibt nun nur noch das K+K Schuhcenter im Lupuspark.
Die Schwarzenbeker Stadtpolitik setzt sich dafür ein, die einst gut besuchte Einkaufsstraße wieder zu beleben. Zuletzt hatten SPD, Grüne und Freie Wähler einen Antrag für ein sogenanntes Stadttor-Projekt gestellt. Sobald der Umzug der Freiwilligen Feuerwehr in einen Neubau vollzogen ist, soll auf dem jetzigen Feuerwehrgelände nach den Vorstellungen der drei Fraktionen ein Ankerpunkt entstehen. Demnach könnte ein großer Supermarkt oder ein Ärztehaus zum Frequenzbringer für die Straße werden.
Es gab auch einige Neueröffnungen
Allein in diesem Jahr haben mehrere Geschäftsleute in der Lauenburger Straße die Reißleine gezogen: Neben dem Kaufhaus CML gaben Andrea und Felix Riffel nach vielen Jahren ihr beliebtes italienisches Restaurant „Palazzo Andrea“ auf. Nach dem Ende der Kleinen Zauberkiste scheiterte ein Spielzeuggeschäft in der Seestern-Pauly-Straße nach kurzer Zeit.
Allerdings gab es zuletzt auch Neueröffnungen in der näheren Umgebung: Im Januar eröffnete Vesel Shaini das Tavola Calda Da Noi, nach vielen Monaten Anlauf konnte auch der Automatenkiosk „Crazy Jones“ an der Lauenburger Straße öffnen. Und auch am Ritter-Wulf-Platz hat mit der Vapelounge kürzlich ein Geschäft aufgemacht.
Auch interessant
- Aldi in Börnsen wird größer, heller und nachhaltiger
- Wie ein kleines Reisebüro der Internetbuchung trotzt
- Notärzte aus Hamburg übernehmen die Versorgung im Herzogtum
Andere Einzelhändler sind in Sorge
Die Geschäftsleute vor Ort sind besorgt. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagt Ulrike Wedemann, Inhaberin vom Mode Treffpunkt in der Passage. Doch Konkurrenz gebe es fast gar keine mehr. Sie ist froh, nicht zu sehr von Laufkundschaft abhängig zu sein, da sie auf viele Stammkunden zählen könne. „Irgendwann überlegen sich die Leute aber, ob sie nicht lieber nach Hamburg, Lübeck oder Lüneburg fahren sollen“, so Wedemann. Eine Angestellte in einem Geschäft in der Straße, die nicht namentlich genannt werden möchte, wünscht sich mehr inhabergeführte Läden und weniger Filialisten.
Kann ein Citymanager die aktuelle Entwicklung stoppen? Schon im vergangenen Jahr stellten die Schwarzenbeker Grünen einen Antrag, einen Citymanager für die Stadt anzustellen. Dieser soll als Vermittler zwischen Einzelhändlern, Vermietern und Verwaltung fungieren. Aktuell läuft nach Ende der Bewerbungsfrist dafür das Auswahlverfahren.