Schwarzenbek. Für die obere Lauenburger Straße bedeutet dies weiteren Leerstand. Mögliche Nachfolger für das Restaurant gibt es bisher noch nicht.

Den einen oder anderen Karton haben Andrea (64) und Felix Riffel (65) aus ihrem kleinen Palast an der Lauenburger Straße bereits herausgetragen. Und es werden jeden Tag ein paar mehr. „Das macht uns schon traurig“, sagt Felix Riffel. Nach über 15 Jahren schließt das Inhaber-Ehepaar die Türen des Palazzo Andrea für immer. Am Freitag, 22. März, werden die letzten Gäste im Restaurant bedient. Für die Lauenburger Straße bedeutet die Schließung, dass ein weiteres traditionsreiches Geschäft von der Bildfläche verschwindet.

Auch wenn der Eröffnungstag – es war der 4. November 2008 – schon mehr als eineinhalb Jahrzehnte zurückliegt, kann sich Andrea Riffel noch an die ersten Gäste erinnern. „Das waren zwei Mitarbeiter von MAN“, sagt sie. „Die haben von der anderen Straßenseite herübergewunken und wollten wissen, ob wir die Neuen sind.“ Waren sie.

Gastronomie: Schwarzenbeker Lokal schließt nach über 15 Jahren

Die vorherige Inhaberin, eine „wirkliche Italienerin“, wie Andrea Riffel sagt, habe als Ungelernte ein Restaurant an gleicher Stelle betrieben. Mit vielen guten Ideen, aber ohne kaufmännischen Background. Davor war ein reiner Weinhandel an der Lauenburger Straße 31 ansässig. Andrea Riffel verband die beiden Komponenten Weinhandel und Restaurant und ergänzte sie mit hochwertigen Präsentkörben. Der Palazzo Andrea war geboren.

Dass das kleine Geschäft so lange gut in Schwarzenbek lief, begründen die Eheleute auch mit ihrem Fachwissen: Andrea Riffel ist gelernte Hotelfachfrau, Felix Riffel war Küchenmeister im Mövenpick Marché in Stuttgart. Als er 1991 das Angebot bekam, den Marché im Wandsbeker Quarree zu leiten, zogen die beiden aus Schwaben in den hohen Norden. Allerdings nicht nach Hamburg, sondern nach Schwarzenbek.

Über Mövenpick und Wandsbeker Quarree nach Schwarzenbek

Andrea Riffel betrieb damals die kleine Firma Haushaltsfee, mit der sie viele Familien in der Region im Alltag unterstützte. Auf die Geschäftsräume in der Lauenburger Straße habe sie schon früh ein Auge geworfen und sofort zugeschlagen, als sie frei wurden. Erst schmiss sie den Laden mit einer Aushilfe gemeinsam, dann kam Ehemann Felix dazu, als er seinen alten Arbeitsplatz verließ.

In den vergangenen 15 Jahren war das Palazzo Andrea ein bisschen italienische Pasta und ein bisschen schwäbische Spätzle. „Unser Bestreben war nie, dass der Teller so voll ist, dass das Essen an der Seite herunterfällt“, sagt Andrea Riffel. „Es geht um das Genießen, um die Qualität.“ So seien die Gäste immer gefragt worden, worauf sie Lust haben und was auf der Karte fehle.

Bürokratie macht Gastronomen zu schaffen

„Dass man für ein Extra zwei Euro bezahlt, gab es bei uns nicht“, sagt Felix Riffel. Ohnehin sei es üblich gewesen, nicht zu klotzen. „Wenn man ein paar Tische weniger hat und es nicht so eng ist, wissen die Kunden das zu schätzen“, sagt Felix Riffel. Die Einbußen, die durch weniger Gäste entstehen, seien durch höheres Trinkgeld von glücklichen Kunden ausgeglichen worden.

Besonders stolz macht Andrea Riffel das persönliche Feedback der Kunden. „Wenn wir eine E-Mail bekommen, in der steht, dass alles super war, ist man stolz. Das ist unser Antrieb.“ Über die Jahre sei die Zahl der Stammgäste sukzessive gestiegen. „Wenn nette Leute andere nette Leute mitbringen, dann funktioniert das“, sagt der Küchenmeister. Daher sei es auch nie nötig gewesen, groß die Werbetrommel zu rühren.

Der kleinst Strand der Welt an der Lauenburger Straße

Besonders gerne erinnern sich die baldigen Rentner an besondere Events wie einen Kreuzfahrtabend. „Da haben die Gäste Bordkarten bekommen, es gab eine Sicherheitsübung und ein Programm mit Live-Act“, berichtet Andrea Riffel. Aber auch Veranstaltungen im Stile des Oktoberfests oder „der kleinste Strand der Welt“ am Rande der Lauenburger Straße haben viel Freude bereitet.

Und warum hören die beiden auf, wenn es so viel Spaß macht? Würden sie noch einmal verlängern wollen, müsste investiert werden. „Das müssen wir über fünf Jahre abschreiben. Dann bin ich 70 und ich weiß nicht, wie es dann aussieht“, sagt Felix Riffel. Dann lieber jetzt in geordneten Bahnen.

Es sind immer weniger Menschen zum Mittagstisch kommen

Ohnehin sei es mit der ganzen Bürokratie nicht einfach. Als Gastronom werde man schnell vom Fiskus verdächtigt, dass man zu wenig Steuern zahlt, sind sich beide einig. Und auch neue Vorschriften, wie das 2023 in Kraft getretene Mehrweggesetz seien zwar schöne Ideen, auf dem platten Land aber nicht immer praktikabel. Zudem haben Homeoffice und die von Leerstand gezeichnete Lauenburger Straße dafür gesorgt, dass weniger Menschen zum Mittagstisch kommen.

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Zunächst schien es, als könnte neues Leben in das Gebäude in der Lauenburger Straße einziehen. Doch mehrere Interessenten, die wahlweise ein Frühstückscafé oder ein Fischrestaurant gründen wollten, machten einen Rückzieher. Die beiden Söhne, die bei LMT und dem Kreis arbeiten, konnten die beiden zwar immer um Hilfe bitten, doch übernehmen möchte keiner von ihnen.

„Die haben zum Glück etwas Ordentliches gelernt“, sagt Felix Riffel. Auch wenn nach einem Basar in der Woche vom 25. bis zum 28. März, bei dem Mobiliar verkauft wird, der Vorhang im Palazzo Andrea fällt, können beide nicht ganz loslassen: An zwei Tagen in der Woche wollen Andrea und Felix Riffel in ihrem Wohnhaus im Hainholz 16 künftig Wein verkaufen. In ihrer Freizeit möchte Andrea Riffel dann endlich mal wieder mehr Zeit für Freundinnen haben. Küchenmeister Felix Riffel bleibt der Küche erhalten. „Ich plane, Kochkurse für Männer zu geben“, sagt er.