Schwarzenbek. Enver Nane verkauft am Ritter-Wulf-Platz E-Zigaretten und Liquids. Einige Geschmacksrichtungen sind durch Youtube und TikTok bekannt.
Bevor Enver Nane spricht, nimmt er häufig einen tiefen Zug. Das erinnert ein bisschen an Altkanzler und Raucher-Ikone Helmut Schmidt. Nur dass Nane nicht Mentholzigaretten raucht, sondern dampft: Strawberry Bomb, Black Lion oder Tokyo heißen die Liquid-Sorten, die er in seiner Vapelounge am Ritter-Wulf-Platz in Schwarzenbek seit einigen Wochen vertreibt. Aus Leidenschaft für das „Dampfen“, aber auch, um nach einem Schicksalsschlag die Flucht nach vorne zu ergreifen.
Nane arbeitete nämlich lange Zeit als Rettungssanitäter. Als er das dritte Mal an Krebs erkrankt, steht er auch noch ohne Job da. „Ich wollte der Arbeitsunfähigkeit entgehen und habe dann beschlossen, mich selbstständig zu machen“, berichtet er. Nane selbst dampft – den Begriff Rauchen verwendet er nur ungern – seit 2012 E-Zigaretten. Mit dem Geschäft auf der Rückseite des Ritter-Wulf-Platzes neben der Post macht er so auch ein bisschen sein Hobby zum Beruf.
Signal gegen den Leerstand in der Innenstadt
„Außerdem gibt es in Schwarzenbek heute fast gar nichts mehr“, sagt der Dassendorfer. „Wenn man sich nicht selbst um etwas bemüht, stirbt die Innenstadt irgendwann aus.“ Und einen Vapeshop gab es bisher weder in der Europastadt noch in umliegenden Gemeinden, trotz immer größerer Nachfrage. Viele Kunden seien deshalb für ihre Liquids, also die geschmacksgebenden Flüssigkeiten, die in die E-Zigaretten gefüllt werden, nach Hamburg gefahren oder haben diese im Internet bestellt.
Ein wenig holprig sei der Start gewesen, gibt er zu. Doch unzufrieden ist Enver Nane nicht. „Einige Kunden, die hier waren, haben schon gesagt, dass sie wiederkommen“, berichtet er. Ohnehin müsse sich auch per Mundpropaganda erstmal verbreiten, dass es ein neues Geschäft in der Stadt gibt. Deshalb gibt er sich und dem Geschäft Zeit. Dass er sich ein Netz aus Stammkunden aufbauen kann, ist sich Enver Nane sicher. „An der Tankstelle oder am Kiosk bekommen die Kunden irgendwas. Hier werden sie richtig beraten“, verspricht er.
Dass Dampfen eine richtige Wissenschaft sein kann, erklärt Nane anhand der hochtechnologischen Geräte, die es in seinem Geschäft gibt. Manche können mit dem heimischen Computer verbunden werden. „Die kann man dann nach seinen eigenen Bedürfnissen customizen“, sagt er. So lässt sich zum Beispiel einstellen, wie intensiv der Geschmack beim Dampfen ist.
Youtuber und TikToker setzen Trends
Denn unterschiedliche Geschmacksrichtungen gibt es bei den Liquiden mit den außergewöhnlichen Namen viele: Beere-Thymian, Aqua-Berries oder Kiwi findet sich in den Regalen der Vapelounge. Eine absolute Lieblingssorte konnte der Inhaber bisher bei den Kunden nicht ausmachen. Vielmehr beeinflussten Influencer und Youtuber, welche Sorten gerade angesagt sind. „Nach ein paar Wochen wechselt das dann schon wieder“, sagt Enver Nane.
Dass E-Zigaretten und Einmalvapes nur für jüngere Leute sind, beobachtet Nane nicht. „Von jung bis alt, von arm bis reich ist hier alles dabei“, sagt er. Doch der Schnitt liege schon irgendwo zwischen 20 und 40 Jahren.
In der Schwarzenbeker Vapelounge bekommen Kunden wiederverwendbare Geräte, die zwischen 17 und 1000 Euro kosten. Aber auch sogenannte Einmalvapes verkauft Nane. Die Einweg-E-Zigaretten sorgen immer wieder für Kritik, da durch sie eine Menge Müll entsteht: Mundstück aus Plastik, Silikonisolator, Liquid-Tank und vor allem die Lithiumbatterie sind schlecht für die Umwelt. Deswegen sollte Kunden diese zum Beispiel in einer Batterie-Sammelbox im Supermarkt entsorgen. „Ich empfehle den Kunden aber sowieso immer wiederverwendbare Geräte“, sagt er. „Wir tun der Umwelt schon genug an.“
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Und wie sieht es mit der Gesundheit aus? Ihm selbst sei es besser gegangen, als er vom Tabak rauchen auf E-Zigaretten umgestiegen ist, sagt der Inhaber. Wie die langfristige Wirkung vom Dampfen ist, kann die Wissenschaft zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht sagen, da es auf dem relativ jungen Markt an Langzeitstudien fehlt. Sicher ist jedoch, dass E-Zigaretten keinen schädlichen Teer produzieren, der Lungenkrankheiten verursachen kann.
Enver Nane sagt, dass es ihm beim Dampfen nicht nur um den Konsum gehe. Mit seiner Vapelounge möchte er auch einen sozialen Anlaufpunkt schaffen. Deswegen hat er einen Stammtisch gegründet, der jeden Sonnabend stattfindet. „Da tauschen wir uns aus, fachsimpeln und jeder bringt seine Liquids zum Probieren mit“, erklärt er. Geöffnet hat die Schwarzenbeker Vapelounge Dienstag bis Sonnabend von 9 bis 18 Uhr.