Reinbek. Der Reinbeker Finanzausschuss hat einstimmig entschieden. Mehrere ursprünglich anvisierte Flächen sind vom Tisch – aber nur vorerst.

Monatelang ging das Thema Flüchtlingsheime durch die Gremien in Reinbek, wurde in zahlreichen Ausschüssen diskutiert und eine Entscheidung immer wieder aufgeschoben. Nun haben sich die Mitglieder des Ausschusses für Finanzen und Wirtschaft am Donnerstagabend einstimmig auf zwei Standorte geeinigt.

Ergebnis: Das aktuell leer stehende Gebäude an der Stettiner Straße 15 in Neuschönningstedt und die Mehrzweckfläche Schönningstedt (Sachsenwaldstraße 20) sollen für die Unterbringung von Flüchtlingen hergerichtet werden. Die Empfehlung muss noch in letzter Instanz von den Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, 21. März, beschlossen werden.

Reinbek legt Standorte für zwei Flüchtlingsheime fest

Im Vorfeld der Sitzung hatte ein Arbeitskreis bestehend aus Mitgliedern von Politik und Verwaltung in nicht öffentlicher Sitzung getagt und sich einvernehmlich auf die Standorte geeinigt. Anders als ursprünglich von der Verwaltung vorgeschlagen, soll das aktuell leer stehende Gebäude an der Stettiner Straße 15 nicht abgerissen und durch einen Modulbau ersetzt, sondern saniert und für die Unterbringung von Geflüchteten hergerichtet werden.

Laut Beschlussvorlage wird die Verwaltung beauftragt, die Kosten für die Sanierung des Gebäudes an der Stettiner Straße 15 zu ermitteln und auch zu prüfen, ob ein Ausbau des Dachgeschosses möglich ist. Auf der Mehrzweckfläche Schönningstedt soll ein Bau in Modulbauweise errichtet werden.

An Stettiner Straße könnten bis zu 36 Flüchtlinge einziehen

Wie viele Plätze dort geschaffen werden, stehe noch nicht endgültig fest, sagte Bürgeramtsleiter Torsten Christ auf Nachfrage unserer Redaktion. Aber: „Es ist ja eine sehr große Fläche. Wir würden dort schon gerne mehr als 30 Menschen unterbringen“, so Christ. Und in der Stettiner Straße? „Dort befinden sich zwölf Einzimmerwohnungen, die aber so geräumig sind, dass jeweils zwei Geflüchtete dort untergebracht werden können“, so Christ.

Das macht 24 Plätze. Durch den Ausbau des Dachgeschosses könnten laut Bürgeramtsleiter zwölf weitere dazukommen. Voraussetzung für all das sei aber, dass die Kosten verhältnismäßig seien. Die politische Entscheidung darüber steht noch aus.

Neue Unterkünfte könnten Ende 2024 bezugsfertig sein

Wann die Unterkünfte bezugsfertig sein könnten, sei noch nicht genau abschätzbar. Christ: „Der Modulbau auf der Mehrzweckfläche Schönningstedt könnte im vierten Quartal 2024 fertig sein, es kann aber auch in den Januar 2025 rutschen, je nachdem, wann Materialien und Handwerker verfügbar sind.“

Sollte die Sanierung des Hauses an der Stettiner Straße nach der Kostenermittlung positiv beschieden werden, könne auch dort im vierten Quartal 2024 oder im ersten Quartal 2025 mit einem Bezug gerechnet werden. Für den bereits feststehenden Standort, die Schulstraße 24, gehe Christ fest davon aus, dass im vierten Quartal 2024 ein Bezug stattfinden wird.

An beiden Standorten sollen zeitnah Bürgerveranstaltungen stattfinden

An der Schulstraße 24 hat bereits eine erste Informationsveranstaltung für Anwohner stattgefunden, eine zweite ist für Sonnabend, 23. März, 12 Uhr, geplant. „Da können wir schon viel mehr Details nennen“, so Christ. Auch für die Stettiner Straße und die Mehrzweckfläche seien definitiv Bürgerveranstaltungen geplant, sofern die Standorte von der Stadtverordnetenversammlung in der nächsten Woche abgesegnet werden. „Uns ist ganz wichtig, die Bürger zeitnah zu informieren, auch wenn nicht alles positiv aufgenommen wird. Das gehört dazu und das ist menschlich“, sagt der Bürgeramtsleiter.

Vorwärts gehe es aktuell auch am Standort Krabbenkamp. Wie berichtet, plant die Stadt Reinbek dort eine temporäre Flüchtlingsunterkunft – am selben Standort, an dem bereits 2015 ein Containerdorf für Geflüchtete errichtet worden war. 32 alleinreisende Männer sollen dort voraussichtlich untergebracht werden. Zwischenzeitlich hatte sich der Bau verzögert.

Bis die Flüchtlingsheime bezugsfertig sind, müssen Übergangslösungen gefunde werden

„Mittlerweile ist der Bauantrag eingegangen“, so Christ. „Aktuell müssen noch Details geklärt werden. Aber wenn der Antrag genehmigt ist, geht es wahrscheinlich recht schnell.“ Ein Büro für Sozialpädagogen sei bereits eingerichtet worden und die zu besetzende Stelle ausgeschrieben. „Das ist schon mal ein kleiner Erfolg“, sagt Christ.

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Bei allen Bemühungen: Von heute auf morgen wird keiner der Standorte fertig sein. In der Zwischenzeit müssen Übergangslösungen gesucht werden. „Daran arbeiten wir aktuell“, sagt Christ. „Wir führen Gespräche für Anmietungen, davon ist aber noch nichts spruchreif.“ Aktuell geht die Stadt Reinbek davon aus, in diesem Jahr 150 Menschen aufzunehmen.

Die beschlossenen Standorte in Reinbek für Flüchtlingsheime werden nicht ausreichen

Es könnte aber auch sein, dass diese Zahl nach oben korrigiert werden muss. Laut Kreis sei eher mit 250 Menschen zu rechnen, nämlich mit 100 ukrainischen Flüchtlingen und 150 Asylbewerbern. Genau lasse sich die Zahl nicht abschätzen. „Ich kann das noch nicht mit Sicherheit bestätigen“, sagt Christ. So oder so: Klar ist schon jetzt, dass die beschlossenen Standorte nicht ausreichen werden, nicht einmal für 150 Menschen.

Das machten auch die Mitglieder des Finanz- und Wirtschaftsausschusses deutlich, bei dem erneut rund 50 Bürgerinnen und Bürger im Publikum saßen. Es werden weitere Standorte hinzukommen müssen. Jene, die aktuell nicht beschlossen wurden, seien nicht für immer vom Tisch. „So ehrlich muss man sein“, sagte die CDU-Vorsitzende und stellvertretende Ausschussvorsitzende Antje Pfeiffer.

Er hätte sich gewünscht, dass mehr als zwei Standorte beschlossen werden, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Nikolaus Kern. Und: „Sie sind nur der Anfang.“ Um mit Situationen wie diesen künftig besser fertig zu werden, müsse langfristig dringend mehr Wohnraum geschaffen werden, sind sich die Politiker einig.