Reinbek. Eigentlich sollten die dringend benötigten Container längst aufgestellt sein. Warum das noch nicht passiert ist und wie es weitergeht.
Eigentlich war es anders geplant: An der Straße Krabbenkamp im gleichnamigen Reinbeker Stadtteil, wo eigentlich längst Container für Geflüchtete stehen sollten, ist aktuell noch nicht viel zu sehen. Wie berichtet, plant die Stadt an dem Standort, an dem bereits 2015 ein Containerdorf für Flüchtlinge errichtet worden war, erneut eine temporäre Unterkunft, die für 32 alleinreisende Männer aus arabischen Ländern eine vorübergehende Bleibe sein soll.
Anfang Dezember noch sagte Reinbeks Bürgeramtsleiter Torsten Christ im Gespräch mit unserer Redaktion, der Auftrag zur Errichtung sei kürzlich erteilt worden. Seinerzeit rechnete er damit, dass die Container zeitnah aufgestellt werden und die Unterkunft bis Ende 2023 bezugsfertig sein sollte. Daraus wurde nichts. Bei einer Bürgerveranstaltung zum Thema korrigierte Christ, er gehe aktuell nicht davon aus, dass vor Mitte Februar Container aufgestellt werden.
Der Bau der Unterkunft verzögert sich, aber die Flüchtlinge sind schon da
Doch: Auch das wird kaum einzuhalten sein. Beim Bürgeramtsleiter nachgefragt, wollte dieser sich gar nicht mehr zu einem möglichen Starttermin der Unterkunft äußern. Offenbar verschiebt sich der Plan weiter nach hinten. Nach den Gründen für die Verzögerung gefragt, sagt Christ, aktuell seien noch technische Probleme zu lösen: „Der Boden, auf dem die Container stehen, muss die Belastung aushalten. Dieser Boden muss erst noch untersucht werden. In dieser Phase befinden wir uns gerade.“ Auch ein Bauantrag muss noch gestellt, bearbeitet und genehmigt werden, so der Bürgeramtsleiter weiter.
Problem an der Sache: Die Flüchtlinge, die im Krabbenkamp untergebracht werden sollten, sind längst in der Stadt angekommen. Christ: „Ja, die Menschen sind schon in Reinbek.“ Diese seien nun in anderen, bereits bestehenden Flüchtlingsunterkünften der Stadt untergebracht. „Diese Unterkünfte mussten wir überbelegen, weil der Krabbenkamp noch nicht zur Verfügung steht“, sagt der Bürgeramtsleiter. Eigentlich bräuchte die Stadt im Krabbenkamp Wohnraum für 40 Geflüchtete. Es sei aber doch nur Platz für 32. „Mehr gibt das Baufeld nicht her“, so Christ.
In Reinbek gibt es mehrere kleine und große Flüchtlingsunterkünfte
In Reinbek gibt es mehrere große und kleine stadteigene Flüchtlingsunterkünfte. In der umgebauten Campusschule am Mühlenredder mit 261 Plätzen wohnen hauptsächlich ukrainische Geflüchtete. Eine weitere große Flüchtlingsunterkunft mit 60 Plätzen befindet sich in der Borsigstraße. Zudem hat die Stadt zahlreiche kleinere Wohnungen angemietet. Die meisten Unterkünfte verfügen über zehn bis 20 Plätze.
Das reicht aber nicht. Wie andere Kommunen benötigt auch die Stadt Reinbek angesichts steigender Flüchtlingszahlen und einer angespannten weltpolitischen Lage dringend mehr Wohnraum für Geflüchtete. Bundesweit haben die Zuwanderungszahlen enorm zugenommen. Und auch Reinbek hat im vergangenen Jahr eine deutliche Erhöhung der Aufnahmezahlen verzeichnet: Mehr als 130 Flüchtlinge, einen Großteil davon im letzten Quartal, hat die Stadt aufgenommen.
Standort am Krabbenkamp war der einzige, an dem eine schnelle Umsetzung möglich schien
Weil schnell eine Lösung her musste, hatte die Reinbeker Politik der Errichtung einer temporären Unterkunft am Krabbenkamp auf Vorschlag der Verwaltung einstimmig zugestimmt. „Der Standort ist der einzige, an dem bereits eine Erschließung für benötigte Wohncontainer stattgefunden hat. Die Container werden sehr zeitnah gebraucht, sodass andere nicht erschlossene Flächen für die Unterbringung von geflüchteten Menschen in diesem Jahre nicht infrage kommen“, hieß es damals in einer Mitteilung an die 472 Haushalte im Krabbenkamp.
Dass es ausgerechnet der Krabbenkamp sein soll, gefiel nicht allen Anwohnern. „Es gibt Bedenken in der Bevölkerung“, sagte Bürgermeister Björn Warmer unserer Redaktion Anfang Dezember. Mitte Dezember fand im Krabbenkamp eine Informationsveranstaltung statt, an der rund 50 Bürgerinnen und Bürger teilnahmen. Offenbar hat diese dazu beigetragen, Vorbehalte aus der Welt zu schaffen.
Die Pläne der Stadt haben nicht allen Anwohnern im Krabbenkamp gefallen
Wie berichtet, hatten die Pläne der Stadt während der Diskussion teilweise die Gemüter erhitzt. Einigen Bürgern hatte nicht gefallen, dass ausgerechnet alleinreisende Männer im Krabbenkamp einziehen sollen. Andere hatten deutlich gemacht, dass sie keine Einwände haben und die Geflüchteten aus ihrer Sicht willkommen sind. Dass Wohnraum für Männer geschaffen wird, liegt laut Christ daran, dass das Land fast nur alleinreisende Männer aufnimmt, also entsprechender Bedarf besteht.
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Seit der Infoveranstaltung seien keine Bedenken mehr an die Stadt herangetragen worden, so Christ. „Ich denke, wir haben viel Ruhe hineingebracht, weil wir vor Ort eine intensive Betreuung gewährleisten und das auch schon vorbereiten. Die Stadt lässt die Menschen im Krabbenkamp nicht allein.“ An fünf Tagen die Woche sollen jeweils für vier Stunden Sozialpädagogen und Sprachmittler vor Ort sein.
Die Miete der Container kostet pro Jahr rund 100.000 Euro
Pro Jahr kostet die Miete der Container rund 100.000 Euro. Die Kosten trägt zunächst die Stadt Reinbek. Sobald Geflüchtete einziehen, werden die Kosten vom Land zurückerstattet. Das temporäre Containerdorf soll nach aktuellen Planungen zwei Jahre von Geflüchteten bewohnt werden.
Gemäß der entsprechenden Landesverordnung ist auch Reinbek als Kommune verpflichtet, Geflüchtete aufzunehmen. Zur Ermittlung der Reinbeker Quote wird die Zahl der Einwohner der Stadt ins Verhältnis der Einwohnerzahl des Kreises Stormarn gesetzt. Die Quote beträgt aktuell 11,5 Prozent.