Reinbek. Bürgermeister und Bürgeramtsleiter hatten bei Infoveranstaltung viele Fragen zu beantworten. Viele Reinbeker störten sich an der Bauweise.

Es sind vor allem die Bauweise und die Anzahl der Bewohner, an der sich mehrere Anwohnerinnen und Anwohner stören. Wie berichtet, plant die Stadt Reinbek am Standort Schulstraße 24 den Bau einer Flüchtlingsunterkunft mit 16 Plätzen. Auf dem Grundstück, das der Stadt gehört, befindet sich aktuell bereits ein Haus, in dem seit mehreren Jahren zwei größere Flüchtlingsfamilien leben. Das zusätzliche Flüchtlingsheim soll auf dem hinteren Teil des Grundstücks entstehen, auf dem sich einst ein Spielplatz befunden hatte.

Am Dienstag informierten Bürgermeister Björn Warmer und Bürgeramtsleiter Torsten Christ bei einer Bürgerveranstaltung über die Pläne der Stadt. Zehn Reinbekerinnen und Reinbeker waren der Einladung gefolgt. Womöglich wären es mehr gewesen, wäre die Veranstaltung nicht unter der Woche an einem Vormittag um 11 Uhr gewesen. Dass der Termin ungünstig sei, räumte Warmer ein. Es sei ihm aber wichtig gewesen, möglichst schnell eine Infoveranstaltung anzubieten und stellte einen weiteren Termin in Aussicht.

Nicht alle Bürger sind vom neuen Flüchtlingsheim an der Schulstraße begeistert

„Als 2014 und 2015 eine Welle an Flüchtlingen kam, hat die Stadt einige Wohnheime gebaut“, so der Bürgermeister in seinen Begrüßungsworten. „Einige wurden zurückgebaut, andere gibt es noch.“ Die Integration damals habe „bestens“ geklappt. Viele, die damals ehrenamtlich halfen, seien auch heute noch aktiv. Nach und nach seien die Zuzüge damals abgeebbt. Aber: „Das änderte sich mit einem Schlag mit dem Krieg gegen die Ukraine“, so Warmer.

In dem Gebäude an der Schulstraße 24 leben aktuell bereits Geflüchtete. Auf dem hinteren Teil des Grundstücks soll eine weitere Unterkunft gebaut werden.
In dem Gebäude an der Schulstraße 24 leben aktuell bereits Geflüchtete. Auf dem hinteren Teil des Grundstücks soll eine weitere Unterkunft gebaut werden. © Juliane Minow | Juliane Minow

Die Campusschule wurde zur Flüchtlingsunterkunft. „Ein Großteil der ukrainischen Geflüchteten wurden dort untergebracht“, so Warmer. Doch: Die Zuzüge reißen nicht ab – im Gegenteil. Wie berichtet, rechnet die Stadt damit, dass 2024 rund 150 Geflüchtete nach Reinbek kommen. 2023 waren es ähnlich viele gewesen. Die vorhandenen Unterkünfte platzen aber aus allen Nähten. Wie berichtet, ist die Stadt deshalb aktuell auf der Suche nach Standorten für neue Flüchtlingsheime.

Schulstraße wurde als erster Standort von der Politik abgesegnet

Eine temporäre Unterkunft entsteht im Ortsteil Krabbenkamp. Vier weitere Standorte hat die Verwaltung vorgeschlagen. Die Schulstraße 24 ist der erste, der von der Politik abgesegnet wurde. „Darf die Stadt Reinbek angesichts der Erhaltungssatzung hier überhaupt bauen?“, fragte ein Bürger bei der Infoveranstaltung. Wenn man als Anwohner auch nur Kleinigkeiten ändern wolle, müsse man Anträge stellen und sich an alle möglichen Auflagen halten. „Gilt das für die Stadt nicht?“ Diese Frage interessierte viele.

Grundsätzlich schon, so Warmer. Aber: „Kommunen haben in Notlagen durch den Bundesgesetzgeber die Möglichkeit, Wohnraum zu schaffen, um Menschen in Not unterzubringen.“ Diese Antwort stellte nicht alle Bürger zufrieden – ebenso wenig die Pläne, ein Gebäude einerseits in Modulbauweise zu errichten und andererseits Platz für 16 Menschen zu schaffen. Das sei zu viel, sagten mehrere Bürger, zumal in dem Gebäude auf dem vorderen Teil des Grundstücks bereits Geflüchtete wohnen.

Am Dienstag informierten Bürgermeister Björn Warmer (r.) und Bürgeramtsleiter Torsten Christ über die geplante Flüchtlingsunterkunft. Auch Bürgervorsteherin Brigitte Bortz (CDU) war vor Ort.
Am Dienstag informierten Bürgermeister Björn Warmer (r.) und Bürgeramtsleiter Torsten Christ über die geplante Flüchtlingsunterkunft. Auch Bürgervorsteherin Brigitte Bortz (CDU) war vor Ort. © Juliane Minow | Juliane Minow

Bürger stören sich an der Bauweise und der Anzahl der Menschen

„Diese enge Bebauung passt nicht hier hin“, sagte eine Anwohnerin. Sie und ihre Nachbarn seien ja absichtlich in ein Wohngebiet wie dieses und nicht nach Billstedt gezogen. Ein Gebäude in Modulbauweise sei auch nicht seine favorisierte Lösung, sagte der Bürgermeister: „Eigentlich wollten wir hier Stein auf Stein bauen. Das Problem ist die Zeitachse.“ Ein Modulbau sei nicht nur kostengünstiger, sondern ließe sich auch schneller realisieren. Denkbar sei aber, einen solchen langfristig durch ein in das Wohngebiet passendes Gebäude zu ersetzen, sobald sich die Lage entspannt habe.

Mehr zum Thema

Ein weiteres Thema, das die Bürger offenbar bewegt: die Menschen, die einziehen sollen. Ob Familien oder alleinreisende, junge Männer in der Schulstraße untergebracht werden sollen, stehe laut Bürgeramtsleiter Torsten Christ noch nicht fest und richtet sich nach dem akuten Bedarf. „Dazu kann ich noch keine Aussage machen, das wäre unseriös“, so Christ. Aber: „Der geplante Bau ist eher für Familien geeignet. Wenn ich die Möglichkeit habe, werde ich versuchen, hier Familien unterzubringen.“

Bürgermeister Björn Warmer versteht Sorgen der Bürger

Mit den aktuell an der Schulstraße lebenden Flüchtlingsfamilien gebe es keine Probleme, sagte eine Bürgerin. Niemand widersprach. Bedenken, zum Beispiel in Sachen Lärm oder Sicherheit, gibt es aber trotzdem, auch das wurde am Dienstag deutlich. Dass es angesichts der aktuellen Pläne Sorgen gebe, verstehe er, sagte Warmer. Er sagte aber auch: „Wir möchten nichts schönreden, aber echte Probleme haben wir bislang in Reinbek nicht ausmachen können.“ Neben dem Gegenwind zu den Plänen gab es auch Wortmeldungen von Bürgern, die Verständnis für die Situation der Geflüchteten äußerten und anregten, sie bei der Integration zu unterstützen.

Dass Anwohner und Geflüchtete sich wohlfühlen, wolle die Stadt auch durch eine intensive Betreuung sicherstellen. Pädagogisches Fachpersonal wolle die Stadt laut Christ bis zur Fertigstellung des Baus voraussichtlich im vierten Quartal 2024 einstellen. Auch ein Hausmeister sei selbstverständlich vor Ort. Alles solle transparent laufen. „Wenn es Probleme gibt, wird es eine Nummer geben, die Sie anrufen können“, versprach Warmer. Wie lang und breit das Gebäude werden soll und wo genau es auf dem Grundstück platziert werden wird, diese Fragen konnten Warmer und Christ am Dienstag noch nicht beantworten. Sie versprachen aber, die Informationen bei einem Folgetermin nachzuliefern.