Reinbek. Rund 40 arabische Männer sollen in den kommenden Wochen in das Containerdorf einziehen. Aus der Bevölkerung gibt es Widerstand.
Die Stadt Reinbek wird in der Wohnsiedlung Krabbenkamp zeitnah eine temporäre Flüchtlingsunterkunft errichten. Den entsprechenden Beschluss hat die Reinbeker Politik einstimmig gefasst, nachdem die Verwaltung dies empfohlen hatte. In das Containerdorf sollen 40 alleinreisende Männer größtenteils aus arabischen Ländern einziehen – genau am selben Standort, an dem bereits 2015 Wohncontainer für Flüchtlinge aufgestellt worden waren.
Gemäß der entsprechenden Landesverordnung ist auch Reinbek als Kommune verpflichtet, Geflüchtete aufzunehmen. Für die Quote der Stadt Reinbek wird die Anzahl der Einwohner der Stadt Reinbek ins Verhältnis der Einwohner des Kreises Stormarn gesetzt. Die Quote beträgt aktuell 11,5 Prozent. Doch die Unterbringungskapazitäten sind nahezu ausgeschöpft.
Reinbek hat 2023 bereits 130 Flüchtlinge aufgenommen
Dass die Zuwanderungszahlen im Bundesgebiet seit Beginn des Jahres wegen der weltpolitischen Lage stark zugenommen haben, trifft auch Reinbek. Die Stadtverwaltung habe eine deutliche Erhöhung der Aufnahmezahlen verzeichnet. „In diesem Jahr haben wir bereits 130 Flüchtlinge, einen Großteil davon im letzten Quartal, aufgenommen. Die städtischen Unterkünfte sind mit 568 Menschen zu fast 100 Prozent belegt. Wir können jetzt nur noch wenige Menschen unterbringen und bald gar keine mehr“, heißt es vonseiten der Stadtverwaltung.
In der umgebauten Campusschule am Mühlenredder mit 261 Plätzen wohnen hauptsächlich ukrainische Geflüchtete. Eine weitere große Flüchtlingsunterkunft mit 60 Plätzen befindet sich in der Borsigstraße. Zudem hat die Stadt zahlreiche kleinere Wohnungen angemietet. Bürgeramtsleiter Torsten Christ: „Die meisten Unterkünfte verfügen über zehn bis 20 Plätze.“
Der Mangel an Wohnraum verhindert, dass Geflüchtete Wohnungen finden
Die akute Mangel an Wohnraum im Stormarner Süden trägt dazu bei, dass sich die Lage weiter zuspitzt. Anerkannte Asylbewerber finden laut Stadtverwaltung in Reinbek und Umgebung so gut wie gar keinen Wohnraum außerhalb der Notunterkünfte. „Dieses hat zur Folge, dass kaum Auszüge stattfinden und die vorhandenen Räumlichkeiten aufgrund von Zuweisungen immer enger belegt werden müssen“, so die Beschlussvorlage der Stadtverwaltung.
„Der Standort Krabbenkamp ist der einzige Standort, an dem bereits eine Erschließung für benötigte Wohncontainer stattgefunden hat. Die Container werden sehr zeitnah gebraucht, sodass andere nicht erschlossene Flächen für die Unterbringung von geflüchteten Menschen in diesem Jahre nicht infrage kommen“, heißt es in einer Mitteilung an die Bewohnerinnen und Bewohner im Krabbenkamp. Ideal ist die Lage der Unterkunft sicherlich nicht, liegt die Wohnsiedlung doch recht weit außerhalb. „Vor sieben Jahren wurden für die Menschen Fahrräder bereitgestellt“, so Bürgermeister Björn Warmer. „Damit sind sie dann durch einen Waldweg in die Stadt gefahren. Das hat sich damals als gut erwiesen.“ Er könne sich vorstellen, dass das wieder möglich sei.
Voraussichtlich bis zum Jahresende soll die Unterkunft bezugsfertig sein
„Der Auftrag für die Errichtung der Container wurde am Freitag erteilt“, sagte Christ im Gespräch mit unserer Redaktion. Innerhalb der nächsten Wochen sollen sie aufgestellt werden und voraussichtlich bis Jahresende bezugsfertig sein. Danach werden zeitnah Geflüchtete einziehen. Fest steht schon jetzt, dass vier Männer aus Syrien in der Unterkunft im Krabbenkamp wohnen werden. „Sie sind aktuell übergangsweise in Familienunterkünften untergebracht“, so Christ. Auch die übrigen Bewohner werden größtenteils aus arabischen Ländern kommen. Betreut wird die Unterkunft von der Stadt Reinbek.
„Wir haben ein sozialpädagogisches Team, das aus vier Sozialpädagogen und zwei Sprachmittlern besteht“, so Christ. Zusätzlich sollen Mittel für jeweils eine halbe Sozialpädagogen- und Sprachmittlerstelle geschaffen werden. Die Entscheidung darüber fällt die Politik in der nächsten Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, 14. Dezember.
Pro Jahr kostet die Miete der Container im Krabbenkamp rund 100.000 Euro
Pro Jahr kostet die Miete der Container rund 100.000 Euro. Die Kosten trägt zunächst die Stadt Reinbek. Sobald Geflüchtete einziehen, werden die Kosten vom Land zurückerstattet. Das temporäre Containerdorf soll nach aktuellen Planungen zwei Jahre von Geflüchteten bewohnt werden. Die Bewohnerinnen und Bewohner der 472 Haushalte im Krabbenkamp wurden per Brief im Vorfeld informiert. Darin heißt es auch: „Wir als Stadt möchten eine Willkommenskultur aufrechterhalten und uns für Ihr Verständnis und ihre Hilfsbereitschaft dahingehend bedanken.“
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Doch: Verständnis und Hilfsbereitschaft sind anscheinend nicht bei allen vorhanden. „Es gibt Bedenken in der Bevölkerung“, sagt Warmer. Mehrere Bürger meldeten sich bei den öffentlichen Sitzungen zu Wort. Aber, so Christ: „Das ist nicht die Mehrheit, sondern es sind vereinzelt Menschen, die sagen: Anderswo gerne, aber bitte nicht vor meiner Haustür.“ Ansonsten, so der Bürgeramtsleiter weiter, beobachte er in Reinbek noch immer eine ausgeprägte Willkommenskultur und großes ehrenamtliches Engagement.
Am Sonnabend, 16. Dezember, 11 Uhr, können Anwohnerinnen und Anwohner des Krabbenkamps sich an einem Infostand hinter den Häusern der Geflüchteten über den anstehenden Bau der neuen temporären Flüchtlingsunterkunft in ihrem Stadtteil informieren. Bürgermeister Björn Warmer und Bürgeramtsleiter Torsten Christ berichten über den aktuellen Status der Planungen und stehen Anwohnerinnen und Anwohnern für Fragen zur Verfügung.