Ahrensburg. Reinigung der Standorte kostete im vergangenen Jahr 400.000 Euro. Die Kosten tragen alle: Denn dadurch steigen die Entgelte.

Es sind Zahlen, über die Olaf Stötefalke, Prokurist der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH), nur den Kopf schütteln kann: 290 Tonnen Müll sind im vergangenen Jahr an den Recyclingcontainern in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg, für die das Unternehmen zuständig ist, illegal entsorgt worden. 400.000 Euro Kosten verursachte die Säuberung der 500 Standorte.

Das Geld zahlen am Ende alle Bürgerinnen und Bürger. Denn die gestiegenen Kosten führen langfristig dazu, dass die Entsorgungsentgelte steigen. Das Problem bestehe seit Jahren, sagt Stötefalke: „Die Zahlen sind im Vergleich zu den Vorjahren nicht dramatisch gestiegen. Sie bewegen sich schon länger auf einem bemerkenswert hohen Niveau.“

Die AWSH beklagt: 2023 wurden 290 Tonnen Müll illegal entsorgt

Eigentlich sind die Containeranlagen dazu gedacht, Altpapier, Altglas und Altkleider kostenlos abzugeben. Doch das ist längst nicht alles, was an den Standorten zu finden ist. Der Service werde nämlich immer wieder als Einladung verstanden, dort auch Elektroschrott, Schadstoffe, Sperrmüll, Bauschutt und weitere Abfälle zu entsorgen.

Warum so viele Menschen ihren Müll illegal an den Containern abladen, kann Stötefalke nicht nachvollziehen. Denn die AWSH bietet komfortable und umweltbewusste Möglichkeiten der Entsorgung an. „Teilweise werden Altgeräte von zu Hause abgeholt. Oder man bringt sie zum Recyclinghof. Ich verstehe nicht, warum die Menschen das nicht tun, wenn sie sich sowieso ins Auto setzen, um zu den Containern zu fahren.“

Wer erwischt wird, muss je nach Vergehen tief in die Tasche greifen

Wer erwischt wird, wie er unrechtmäßig seinen Müll entsorgt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die geahndet wird. „Das kann schon beachtlich sein“, sagt Stoetefalke. Laut aktuellem Bußgeldkatalog geht es bei zehn Euro für kleine Produkte wie eine Zigarettenschachtel oder Bananenschale los. Beim Kochtopf sind es schon 20 Euro und bei Gegenständen mit scharfen Kanten bis zu 50 Euro. Bei größeren Geräten wie Kühlschränke und Waschmaschinen beträgt die Strafe bis zu 300 Euro, bei Autoreifen bis zu 1000 Euro. Bauschutt mit Schadstoffen liegt bei bis zu 1500 Euro.

Völlig vermüllte Container: Ein Anblick wie dieser ist in Stormarn keine Seltenheit. 
Völlig vermüllte Container: Ein Anblick wie dieser ist in Stormarn keine Seltenheit.  © Abfallwirtschaft Südholstein | Abfallwirtschaft Südholstein

Es gebe zahlreiche Standorte in Stormarn, an denen illegale Müllentsorgung ein besonders großes Problem darstellt. „Einer davon ist zum Beispiel an der Straße Am Aalfang in Ahrensburg“, so Stötefalke. Man versuche, Verstöße zu ahnden, zum Beispiel durch die Nachverfolgung von Adressaufklebern auf Paketen. Auch Videoüberwachung hält der AWSH-Prokurist für ein sinnvolles Mittel.

Großhansdorf nutzt als erste Kommune in der Region Videoüberwachung

Großhansdorf setzt bereits Kameras ein. Das Problem: Möglicherweise verstößt das gegen das Datenschutzrecht. Ein Bürger hatte sich beschwert. Laut Schleswig-Holsteins Landesdatenschutzbeauftragter Marit Hansen prüft die Behörde derzeit entsprechende Vorwürfe. Das Verfahren läuft noch.

Im Mai 2022 hatte Großhansdorf als erste Gemeinde in der Region Kameras im Kampf gegen Müllsünder installiert. Die zwei Geräte am Waldreiterweg werden per Solarzelle mit Energie versorgt und per Bewegungsmelder aktiviert. Eine Hinweistafel klärt über die Videoüberwachung und die Rechte der Betroffenen auf. Die Installation der Kameras hat rund 3600 Euro gekostet.

Aktuell wird geprüft, ob das Projekt gegen den Datenschutz verstößt

Das Pilotprojekt hat offenbar den gewünschten Erfolg gebracht: Bis September 2023 war es zu keinen größeren Müllablagerungen gekommen. Es wurde sogar über eine Ausweitung der Überwachung auf andere Containerstandorte diskutiert.

Doch nun wird zunächst einmal das Ergebnis der Datenschutzprüfung abgewartet. Sollte die Gemeinde gegen das Recht verstoßen, kann das unterschiedliche Konsequenzen haben. „Die möglichen Maßnahmen können Hinweise, Warnungen, Verwarnungen oder Anordnungen sein“, so Hansen. Denkbar sei, dass die Behörde Änderungen in der Verarbeitung des aufgenommenen Materials anordne, aber auch, dass eine vollständige Abschaltung der Kameras verfügt werde.

Oststeinbek stimmte überraschend gegen die Einführung einer Videoüberwachung

Das durchaus erfolgreiche Projekt ist also in Gefahr – und bremst auch andere Kommunen aus. Wie berichtet, diskutierten auch Delingsdorf, Hoisdorf und Oststeinbek über Videoüberwachung an Müllcontainern. Oststeinbek stimmte überraschend dagegen, nachdem die Verwaltung empfohlen hatte, die Bewertung des Großhansdorfer Projektes durch das Datenschutzzentrum abzuwarten. Erst dadurch war die Prüfung durch die Behörde bekanntgeworden.

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Illegal abgestellter Müll wird nicht nachsortiert, sondern landet komplett im Restmüll. Recycling und Wiederverwertung sind so nicht möglich. Mögliche Wertstoffe gehen verloren, Ressourcen werden verschwendet. Ein weiteres Phänomen: Wenn kleine Müllmengen an den Containern zu finden sind, sinkt offensichtlich die Hemmschwelle, noch mehr dort abzuladen.. „Das hat eine Sogwirkung“, so Stötefalke.

Die AWSH bittet deshalb im Sinne der Nachhaltigkeit und aller Bürgerinnen und Bürger, die ihren Müll verantwortungsbewusst entsorgen, um Mithilfe. Wenn Container voll sind, sollen Abfälle nicht neben oder auf die Behälter gestellt werden. Kunden werden gebeten, zum nächstgelegenen Standort zu fahren oder zu einem späteren Zeitpunkt wiederzukommen. Die Container werden zweimal wöchentlich von der AWSH geleert. Papierkartons sollen gefaltet oder zerkleinert werden. Verschmutzte Containerplätze können unter der Telefonnummer 04151/87 93 95 oder per E-Mail unter info@awsh.de gemeldet werden.