Ahrensburg. Unbekannte laden regelmäßig Sperrmüll neben den Containern am Aalfang in Ahrensburg ab. Selbst ein Banner schreckt sie nicht ab.

Die Dreistigkeit, mit der Müllsünder am U-Bahnhof Ahrensburg Ost illegal ihren Abfall entsorgen, scheint grenzenlos: Erst vor knappen zwei Wochen hat die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) an dem Containerstandort an der Straße Am Aalfang ein großflächiges Plakat angebracht, um die Abfallsünder abzuschrecken. Doch Wirkung scheint es nicht zu zeigen, wie Fotos belegen, die Leser dieser Redaktion in den vergangenen Tagen zugesandt haben. Darauf zu sehen: Allerlei Möbel, Bretter, Müllsäcke und Haushaltsgeräte, die Unbekannte neben den Containern abgeladen haben.

Abfallwirtschaft und Stadt sind scheinbar machtlos gegen Müllsünder

Direkt dahinter: Das nicht zu übersehende, zwei Meter hohe und sieben Meter lange Banner, das die Abfallwirtschaft Mitte des Monats im Beisein von Bürgervorsteher Roland Wilde enthüllt hat. Darauf abgebildet ist ein Mitarbeiter der AWSH, der auf einen Berg Sperrmüll zeigt, dazu steht in fetten schwarzen Buchstaben geschrieben: „So bitte nicht!“. Zusätzlich gibt die Abfallwirtschaft auf dem Plakat Tipps zur sachgerechten Entsorgung entsprechender Abfälle und verweist auf ihr Servicetelefon (0800/297 40 01) für Nachfragen. „Saubere Sache“ und „Danke fürs Mitmachen“ ist daneben aufgedruckt.

AWSH-Sprecher räumt ein: „Plakat hat nicht zum Erfolg geführt“

Abschrecken tut es die Müllsünder offenbar nicht. Möglicherweise haben sie diese eher erst recht provoziert. AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke räumt auf Anfrage ein, dass die Idee mit dem Plakat „kurzfristig offenbar nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt hat.“ Dass sich Müllsünder durch das Banner provoziert fühlen könnten, glaubt er hingegen nicht, eher würde es einfach ignoriert.

Probleme mit „wildem Müll“ gibt es auch in anderen Kommunen

Dabei plant das Unternehmen eigentlich, die Banner auch an anderen Standorten in Stormarn und dem Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg einzusetzen. Denn nicht nur am Aalfang bereiten Müllsünder der Abfallwirtschaft Probleme. An der Ladestraße haben Ahrensburg und die AWSH die beiden Altpapiercontainer im März endgültig abtransportiert, weil zahlreiche Bürger ihren Abfall einfach daneben entsorgten und das Areal vermüllten. Andere Kommunen haben ebenfalls reagiert und Containerstandorte abgebaut.

Siek, Hoisdorf, Großhansdorf und Oststeinbek haben Container abgebaut

Im Januar hatte Siek den Standplatz an der Straße Lohe wegen zunehmender Verschmutzung aufgelöst. Glas- und Altkleidercontainer stehen jetzt am neuen Bauhof (Am Bürgerpark 1). Der Papierbehälter, den offensichtlich auch Gewerbebetriebe mit ihren Kartonagen schnell gefüllt hatten, wurde gestrichen. Großhansdorf ließ die Container an der Sieker Landstraße entfernen. Hoisdorf verzichtete auf Papier- und Altkleidercontainer an den Standorten Hoisdorfer Landstraße und im Ortsteil Oetjendorf am Gerätehaus der Feuerwehr. In Oststeinbek wurden die Papiercontainer vom Parkplatz des Einkaufszentrums abgezogen.

Es drohen bis zu 100.000 Euro Geldstrafe

AWSH und Kommunen scheinen machtlos. Dabei stehen auf die illegale Entsorgung von Abfall hohe Bußgeldbeträge. Verstöße können als Ordnungswidrigkeit oder in besonders schweren Fällen als Straftat verfolgt werden, mahnt die Stadt Ahrensburg. Laut Gesetz drohen Strafen bis zu 100.000 Euro. Bei kleineren Mengen sind es in der Praxis bis zu 150 Euro Geldbuße.

AWSH muss Sperrmüll am Aalfang dreimal in der Woche abtransportieren

Der Standort am Aalfang sei bei der AWSH schon lange als Problemschwerpunkt bekannt, bestätigt Stötefalke. Seinen Angaben zufolge sind Mitarbeiter des Unternehmens dort regelmäßig dreimal in der Woche im Einsatz, um den illegal abgeladen Müll abzutransportieren. Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Beseitigung des „wilden Mülls“ laut Stötefalke für beide Kreise jährlich auf rund 370.000 Euro. Die AWSH betreibt rund 550 Containerstandorte.

Abfallwirtschaft holt Sperrmüll sogar kostenlos zu Hause ab

Bei der Abfallwirtschaft herrscht Unverständnis darüber, dass Menschen Sperrmüll an den Plätzen abladen. Diesen holen die Müllwerker nämlich nach Terminvereinbarung sogar kostenlos von zu Hause ab. Dasselbe gilt für große Elektrogeräte wie Kühlschränke. Sowohl Sperrmüll (je Haushalt bis zu zwei Kubikmeter monatlich) als auch Elektroschrott kann umsonst auf den Recyclinghöfen abgegeben werden.

Die Möglichkeiten, gegen die Müllsünder vorzugehen, sind begrenzt

Die Möglichkeiten, die illegale Abfallentsorgung einzudämmen, sind laut Ahrensburgs Rathaussprecher Fabian Dorow jedoch begrenzt. Die immer wieder diskutierte Videoüberwachung der Areale, um Müllsünder zu identifizieren, sei aufgrund von Datenschutzbestimmungen im Regelfall nicht möglich. „Die Hürden, um öffentliche Plätze dauerhaft zu überwachen, sind hoch“, sagt er. Hoffnungen setzt die Verwaltung in den neuen Kommunalen Ordnungsdienst, für den Ahrensburg bis zum Jahresende zwei zusätzliche Mitarbeiter in Vollzeit einstellen will. „Die regelmäßige Kontrolle der Containerstandorte mit dem Ziel, Müllsünder auf frischer Tat zu ertappen, wird ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sein“, sagt Dorow.

AWSH erwägt unterirdische Container und Mülldetektive

Bei der AWSH wird für den Aalfang die Umstellung auf ein sogenanntes Unterflursystem diskutiert. Dabei werden die Container unter die Erde verlegt, nur ein kleiner Teil mit der Einwurföffnung bleibt oberhalb. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die bessere Einsehbarkeit bei diesem System abschreckend wirkt“, sagt Stötefalke. Erwogen werde auch der Einsatz von Mülldetektiven. „Dazu sind wir in der Abstimmung mit der Verwaltung“, so Stötefalke. Im Ahrensburger Rathaus können Sperrmüllhaufen unter Telefon 04102/77-174 und -247 gemeldet werden. Das Ordnungsamt prüft dann, ob es sich um illegale Abfallentsorgung handelt, schaltet im Zweifel die Polizei ein.