Elmenhorst. In Stormarns Restmülltonnen landet zu viel Biomüll. Der Abfall kann nicht richtig verwertet werden. Die AWSH startet eine Offensive.

Auf den ersten Blick erscheint es nicht dramatisch: Mal eben schnell ein paar Kartoffelschalen in den Restmüll werfen, wird schon nicht so schlimm sein. Doch der Schein trügt. Wer Biomüll im Restmüll entsorgt, verhindert, dass der Abfall richtig verwertet werden kann. Und: Das passiert in Stormarn viel zu häufig, wie die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) beklagt.

Laut einer Analyse aus dem vergangenen Jahr liegt der Anteil von Bioabfall im Restmüll bei den Eigenkompostierern, also denen, die keine haben, bei 44 Prozent. Warum das ein Problem ist? „So gehen wertvolle Ressourcen verloren, denn nur der Bioabfall, der in der Biotonne landet, wird in Kompost und Energie verwandelt“, so die AWSH.

In Stormarns Restmülltonnen landet viel zu viel Biomüll

Der Inhalt der Restmülltonnen wird stattdessen in der Müllverbrennungsanlage in Stapelfeld verbrannt. In Stormarn gibt es laut AWSH 65.388 private Wohnobjekte. Das können Einfamilienhäuser, aber auch Mehrfamilienhäuser mit mehreren Haushalten sein. „7478 davon nutzen keine Biotonne“, sagt Olaf Stötefalke, Prokurist der Abfallwirtschaft Südholstein, auf Nachfrage unserer Redaktion.

Aus diesem Grund startet das Entsorgungsunternehmen eine Kommunikationsoffensive und möchte mehr Eigenkompostierer dazu bewegen, eine Biomülltonne zu bestellen. Denn in die Restmülltonne gehört korrekterweise eigentlich nur, was sich nicht verwerten lässt und nicht in den Bioabfallbehälter, den Altpapierbehälter oder in die Wertstofftonne gehört. Das sind laut AWSH zum Beispiel Windeln, Staubsaugerbeutel, Asche, Geschirr, verschmutztes Tierstreu, Farben oder auch Fotos.

Essensreste und Gartenabfälle haben im Restmüll nichts verloren

Nichts im Restmüll verloren dagegen haben Garten- und Küchenabfälle, Essensreste und Lebensmittel. „Insbesondere Küchenabfälle und Lebensmittel, natürlich entpackt, gehören in die Biotonne, da sie beim Vergärungsvorgang sehr energiereich sind“, sagt Stötefalke. Wenn das trotzdem in den Restmüll geworfen wird, hat das Folgen.

Nach Bundesgesetzgebung und der darauf beruhenden Satzung des Kreises müssen Bioabfälle getrennt erfasst und verwertet werden. Das ist kein Selbstzweck, sondern dient dem Umweltschutz. Denn Bioabfall ist, richtig entsorgt, eine wertvolle Ressource.

Inhalt der Biotonnen wird in Trittau zu Biogas und Kompost verarbeitet

Der Inhalt der Biotonnen in Stormarn wird in der Biovergärungsanlage in Trittau zu Biogas und Kompost weiterverarbeitet. Der Kompost hilft als hochwertiger Dünger in der Landwirtschaft, im Landschaftsbau und in privaten Gärten neuen Pflanzen beim Wachsen. Das Biogas wird in einem Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme verwandelt. Damit ist Bioabfall ein Lieferant für umweltfreundliche Energie.

In der Biovergärungsanlage Trittau werden jährlich 38.000 Tonnen Grün- und Bioabfälle in Strom und Kompost verwandelt.
In der Biovergärungsanlage Trittau werden jährlich 38.000 Tonnen Grün- und Bioabfälle in Strom und Kompost verwandelt. © Lutz Kastendieck

„Die Verwertung von Bioabfall ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Wir wollen mit der Unterstützung unserer Kundinnen und Kunden den Anteil von Bioabfall im Restabfallbehälter verringern“, so Stötefalke. Mit einem Schreiben wendet sich die AWSH deshalb an alle Eigenkompostierer in ihrem Versorgungsgebiet und wirbt für die Bestellung einer Biotonne.

Viele Eigenkompostierer kommen ihrer Pflicht wohl nicht nach

In dem Anschreiben erinnert die AWSH Menschen ohne Biotonne daran, wozu sie sich als sogenannte Eigenkompostierer verpflichtet haben: „Alle auf dem Grundstück anfallenden organischen Abfälle werden getrennt vom Restabfall gehalten und vor Ort vollständig kompostiert.“ Eigenkompostierung bedeutet, alle auf dem Grundstück anfallenden Bio- und Grünabfälle zu verwerten, ganzjährig einen Komposthaufen zu bewirtschaften und den Kompost auf dem eigenen Grundstück zu verwenden, sofern pro Bewohner eine Gartenfläche von mindestens 25 Quadratmetern zur Verfügung steht.

Dass dies bei Weitem nicht alle Menschen ohne Biotonne so einhalten, machen die Zahlen der Restmüllanalyse von 2022 deutlich. Wer organische Abfälle fälschlicherweise im Restmüll entsorgt, aber auch, wer seinen Biomüll kompostiert, dem empfiehlt die AWSH eine Biotonne. Sie sei auch eine sinnvolle Ergänzung zum Komposthaufen: „Die Verwertung auf dem eigenen Komposthaufen ist aufwendig. Gerade Lebensmittelreste führen bei unsachgemäßer Handhabung zu Problemen mit Ratten und Mäusen“, heißt es in dem Schreiben der AWSH.

Auch, wer Biomüll selbst kompostiert, sollte als Ergänzung eine Biotonne haben

Wer den unproblematischen Biomüll weiter kompostieren möchte, könne dies laut AWSH gerne tun. Gerade für Küchen- und Lebensmittelabfälle empfehlt das Entsorgungsunternehmen aber dringend eine Biotonne. „Umweltschutz fängt zu Hause an“, so Stötefalke. Doch nicht nur die Umwelt profitiere, sondern auch die Nutzerinnen und Nutzer selbst. Denn auch für den Geldbeutel kann eine Biotonne sinnvoll sein.

„Bei konsequenter Trennung der Bioabfälle vom Restabfall lässt sich das Volumen des Restabfallbehälters in der Regel senken. Das mindert die Kosten für die Abfallentsorgung. Die Nutzung von der Bioabfallbehälter ist im Gegensatz zu den Restabfallbehältern deutlich günstiger“, so die AWSH. Eine 80-Liter-Restmülltonne kostet monatlich aktuell 7,94 Euro. Eine 80-Liter-Biomülltonne kostet dagegen nur 1,21 Euro.

Möglich wäre also, das Volumen der Restmülltonne zu reduzieren und zusätzlich eine Biotonne zu bestellen. Eine 120-Liter-Biotonne kostet 1,81 Euro im Monat, eine 240-Liter-Biotonne 3,63 Euro. Die Biotonne wird alle zwei Wochen geleert. Die AWSH hilft bei der Entscheidung: Auf der Internetseite www.awsh.de können Interessierte sich mit dem Entgeltrechner die günstigste Behälterausstattung anzeigen lassen und direkt einen entsprechenden Auftrag senden. Weitere Informationen gibt es auf der Themenseite www.awsh.de/biotonne. Für Fragen steht die AWSH unter Tel. 04151/87 93 95 zur Verfügung.