Elmshorn. Stadtumbau geht in die Umsetzungsphase, Schulen werden ausgebaut. Die Unterbringungen von Geflüchteten bleibt eine Herausforderung.

Die Stadt Elmshorn hat 2023 eine Menge Projekte in Angriff genommen. Und dennoch sind die Themen des Jahres 2024 nahezu dieselben wie im Vorjahr. Stadtumbau, Kita-Plätze, Erweiterungen von Schulen, Straßensanierung, Digitalisierung – Dauerthemen für Oberbürgermeister Volker Hatje.

Auch der Rathaus-Neubau, die Verlegung des Bahnhofs, der Gewerbepark Bokhorst oder die Feuerwache Süd stehen für 2024 noch auf der Agenda. Hinzu kommen neue Herausforderungen wie die Unterbringung von Geflüchteten, die Frage, wie viel Kunst und Kultur die Stadt braucht und die nach der medizinischen Versorgung Elmshorns.

Neues Rathaus, Bahnhof, Feuerwache – Elmshorns Plan für 2024

Immerhin: Einige Vorhaben aus 2023 konnten wie geplant im vergangenen Jahr abgeschlossen werden. So wurde der Erweiterungsbau der Friedrich-Ebert-Schule fertiggestellt und eröffnet. Für die Elsa-Brändström-Schule wurde eine Lösung auf den Weg gebracht, um der Raumnot Herr zu werden.

Elmshorns Oberbürgermeister Volker Hatje in seinem Büro.
Elmshorns Oberbürgermeister Volker Hatje in seinem Büro. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Außerdem wurden wichtige Entscheidungen für die Verlegung des Bahnhofs sowie des ZOB in Richtung Süden getroffen, die eine maßgebliche Veränderungen der Elmshorner Innenstadt sowie des Verkehrsflusses zur Folge haben werden. Dennoch steht 2024 viel auf der Agenda. Das sind die Elmshorner Projekte im Detail.

Elmshorns Stadtumbau geht 2024 endlich in die Umsetzung

1. Stadtumbau: Großes Schwerpunktthema des Jahres 2024 wird der Stadtumbau sein, der jetzt an vielen Stellen im Stadtgebiet in die Umsetzung geht. Naturgemäß ist das nicht auf einen Ort begrenzt, sondern auf viele Projekte im Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen verteilt. Grundlage für viele der Maßnahmen, wie etwa den Umbau des Buttermarktes, den Rathausneuabu und die Verlegung der Schauenburgerstraße in Richtung Norden bildet der Kanalbau, mit dem Anfang 2024 begonnen wird. Eine große Herausforderung ist dabei die Kontaminierung des Bodens. Mit der Bereinigung der Hindernisse im Untergrund ist 2023 der Grundstein dafür gelegt worden.

2. Neues Rathaus: Kurz vor dem Jahreswechsel trudelte die lang ersehnte Baugenehmigung für das 51-Millionen-Euro-Projekt im Rathaus ein. Noch in diesem Jahr soll mit den Bauarbeiten auf dem Areal an der Schauenburgerstraße begonnen werden – nach elf Jahren der Planung. Oberbürgermeister Volker Hatje hofft, dass nicht nur der erste Spatenstich, sondern auch die Grundsteinlegung noch in seine letzte Amtszeit fällt. Mit einziehen wird Hatje in den Neubau aber nicht mehr. Ende 2027 soll das neue Rathaus fertiggestellt sein, 2028 die Mitarbeitenden dort die Arbeit aufnehmen.

Elmshorn: Häuser an der Berliner Straße werden abgerissen

3. Nordufer: Große Pläne gibt es auch für das Nordufer des Hafens. Dort soll in den kommenden Jahren das Quartier am Nordufer entstehen. Die politischen Entscheidungen zur Bebauung sollen 2024 gefällt werden. Allerdings ist die Spundwand des Hafenbeckens marode, die Promenade schon länger gesperrt. Ursprünglich war eine Sanierung für 2024 vorgesehen, diese wird sich aber wohl ins kommende Jahr verlagern. Denn dafür muss klar sein, was am Nordufer konkret geplant ist. Außerdem ist eine Finanzierung durch Städtebaufördermittel nur über ein Gesamtkonzept möglich. Die Planungen für die Spundwand sollen aber noch 2024 abgeschlossen werden, sodass die Arbeiten 2025 starten können. Das heißt aber auch: Das Drachenbootrennen zum Hafenfest kann ein weiteres Jahr nicht stattfinden.

4. Berliner Straße: Die Berliner Straße soll künftig in beide Richtung befahrbar sein, einen Großteil des Busverkehrs vom neuen ZOB aufnehmen und den Autoverkehr aus dem Sanierungsgebiet heraushalten. Bis das so weit ist, sind noch eine Menge Arbeitsschritte nötig. Der erste soll 2024 mit dem Abriss der Gebäude an der Berliner Straße 18 und 20 erfolgen. Damit soll der nötige Platz für die Verlegung und Verbreiterung der Straße geschaffen werden. Das Jeans-Geschäft Big Deal, das jetzt noch an der Berliner Straße ansässig ist, zieht im März an die Westerstraße um. Anschließend kann mit dem Abriss begonnen werden. Ob 2024 noch die Straßenbauarbeiten starten können, sei laut Oberbürgermeister Hatje aber noch unklar.

Planungen für den neuen Elmshorner Bahnhof nehmen Fahrt auf

5. Bahnhof und ZOB: In Sachen Bahnhof hat die Stadt einiges vor. Die Entscheidung für die Verlegung des Bahnhofs in Richtung Süden sowie die Entscheidung für den neuen Standort des ZOB auf der Fläche der jetzigen Parkpalette im Steindammpark wurden schon 2023 gefällt. Mit dem neuen Bahnhof, dem umgestalteten Buttermarkt und dem neuen Rathaus soll eine neue Achse in der Innenstadt entstehen. Der Steindammpark soll durch eine neue Bahnquerung stärker an die Innenstadt angebunden und zu einem echten Stadtpark werden. Der Vorteil: Diese Maßnahmen sind Teil des Finanzierungstopfes für den Bahnhof, daher muss die Stadt die Kosten nicht allein tragen. Die Vorplanungen für den neuen Bahnhof sollen in diesem Jahr fortgeführt werden, die weitergehenden Planungen für den neuen ZOB-Standort beginnen. Am Holstenplatz könnte ein neues Parkhaus als Ersatz für die abzureißende Parkpalette entstehen.

Der Blick auf den jetzigen Elmshorner Bahnhof. Künftig soll der Haltepunkte etwa 200 Meter nach Südosten verlegt werden. Der neue ZOB ist auf dem Areal der jetzigen Parkpalette geplant.
Der Blick auf den jetzigen Elmshorner Bahnhof. Künftig soll der Haltepunkte etwa 200 Meter nach Südosten verlegt werden. Der neue ZOB ist auf dem Areal der jetzigen Parkpalette geplant. © Reimer Wulf | Reimer Wulf

6. Bahnübergänge: 13 Querungen der Bahnschienen gibt es in Elmshorn, die Stadt wird regelrecht von der Trasse durchschnitten. In diesem Jahr sollen alle Bahnübergänge auf den Prüfstand kommen, auch mit Blick auf den Umbau des Bahnhofs. Denn alle vorhanden Schienen werden im Zuge der Maßnahme ersetzt, zudem sind längere Überholgleise geplant. Das führe dazu, dass alle Bahnübergänge in Elmshorn angefasst werden müssten, sagt Oberbürgermeister Hatje. „Das ist ein Projekt für die nächsten zehn Jahre.“ Man sei mit der Bahn in intensivem Austausch. Hatje rechnet mit ersten Aussagen der Bahn zu diesem Thema noch in 2024. Erst dann könne die Stadt städtebaulich reagieren.

Hamburger Straße: Neuer Bauabschnitt startet im Sommer

7. Feuerwache Süd: Der dringend nötige Neubau der Feuerwache an der Hamburger Straße wird die Stadt auch 2024 beschäftigen. Die Planungen seien im vergangenen Jahr gut vorangekommen, so Hatje. 500.000 Euro werden auch in diesem Jahr für die weiteren Planungsstufen bereitgestellt, damit im kommenden Jahr mit den Baumaßnahmen begonnen werden kann. Die Anforderungen an die Wache seien immer weiter gewachsen, auch weil die Stadt immer weiter wachse, so Hatje. Man arbeite gut mit der Feuerwehr zusammen. Mittlerweile beschäftige die Stadt neun hauptamtliche Feuerwehrleute, Elmshorn habe „eine echte Profi-Wehr“, sagt der Oberbürgermeister.

8. Hamburger Straße: Eine der zentralen Verkehrsachsen in Elmshorn wird auch 2024 zum Nadelöhr für den Verkehr. Die Fahrbahn ist marode, muss dringend saniert werden. Teile der Straße wurden bereits erneuert, 2024 folgt der nächste Bauabschnitt zwischen den Kreuzungen Adenauerdamm/Langelohe und Hans-Böckler-Straße/Agnes-Karll-Allee. Im Sommer soll mit den Arbeiten begonnen werden. Der Unterschied zum vorherigen Bauabschnitt: Diesmal sind zahlreiche Firmen von den Maßnahmen betroffen. „Ein Drama für die Betriebe“, sagt Hatje. Aber allen sei eine Erreichbarkeit zugesichert worden. Eine echte Herausforderung. Eine der großen Fragen sei, ob ein gegenläufiger Verkehr möglich sei, oder ob die Hamburger Straße zur Einbahnstraße werden müsse.

Elmshorn hat ein Problem beim Kita-Neubau

9. Schulen: Nachdem der Anbau der Friedrich-Ebert-Schule 2023 fertiggestellt wurde, steht in diesem Jahr die Grundschule Kaltenweide auf dem Programm. Die Aufträge sind erteilt, bis Ende 2024 soll die Maßnahme abgeschlossen und die Grundschule fit für den Offenen Ganztag werden. Mehr als elf Millionen Euro fließen in die Erweiterung. Außerdem beginnen die Vorplanungen für den Erweiterungsbau der Elsa-Brändström-Schule, die dringend mehr Platz braucht. Dieser soll in Modulbauweise entstehen und auch spätere Erweiterungen möglich machen. Die Fertigstellung des Neubaus ist für 2026 geplant.

10. Kitas: Eine „unendliche Geschichte“ sei der Bereich Kitas, sagt Hatje. Ziel der Stadt sei eigentlich, alle zwei Jahre eine neue Kindertagesstätte fertigzustellen, bis der Bedarf an Betreuungsplätzen gedeckt sei. „Das läuft nicht gut, da hinken wir ungefähr zwei Jahre hinterher“, sagt Hatje. Eine Einrichtung in Raa-Besenbek, welche die Gemeinde und die Stadt Elmshorn gemeinsam realisieren wollen, ist seit 2018 in der Planung. Ob es 2024 endlich losgehen kann, ist aber unklar, weil wegen Auflagen der Landesbehörden ein neuer Bebauungsplan hermuss. „Da kommt Frust auf“, sagt Hatje. Für die geplante Kita am Timm-Kröger-Sportplatz wurde immerhin ein Investor gefunden, 2025 sollen dort die Arbeiten starten.

Unterbringung von Geflüchteten: Elmshorn muss 2024 Unterkünfte bauen

11. Unterbringung von Geflüchteten: Ein Thema, das die Stadt erneut beschäftigt, ist die Unterbringung der Geflüchteten, die im neuen Jahr nach Elmshorn kommen werden. Wünschenswert sei eine dezentrale Unterbringung, doch die sei nicht mehr realistisch, sagt Hatje. Die Folge: Die Stadt wird 2024 wieder zentrale Unterkünfte errichten müssen. „Das wird soziale Spannungen mit sich bringen.“ Die größte Schwierigkeit sieht der Oberbürgermeister aber nicht in der Unterbringung, sondern in der Integration. Schon jetzt seien Sprachkurse überlaufen, es fehle an Dozenten. Man müsse den Menschen eine Perspektive geben, sie beschäftigen. „Darüber wird in der Debatte gar nicht gesprochen. Integrationskonzepte vom Land vermisse ich komplett, die Kommunen werden völlig allein gelassen“, sagt Hatje. Seit 2015 und 2016 habe sich nichts geändert. Man werde versuchen, die Unterkünfte so sozialverträglich wie möglich zu errichten, aber es sei eine große Herausforderung, so Hatje.

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12. Gewerbegebiet Bokhorst: Der Fachkräftemangel bei der Stadt sowie bei Planungsbüros sorgte 2023 dafür, dass das Gewerbegebiet Bokhorst östlich der Autobahnanschlussstelle Elmshorn nur langsam vorankam. Jetzt habe die Stadt externe Fachfirmen ins Boot geholt, um die Planungen zu beschleunigen, so Hatje. Ein Riesenproblem: Der Kreisel, der zu klein für das erwartete Verkehrsaufkommen ist, ist Teil der Autobahn. Somit gelten hier besondere Regeln. Erst wenn der Kreisverkehr umgebaut ist, kann das Gewerbegebiet vernünftig erschlossen werden. Die Erschließung soll 2025 beginnen, der Kreisel bis 2026 umgebaut werden. In diesem Jahr soll die Entwurfsplanung final mit dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr abgestimmt werden.

Die Knechtschen Hallen in Elmshorn: 2024 will Investor Semmelhaack mit der Sanierung starten.
Die Knechtschen Hallen in Elmshorn: 2024 will Investor Semmelhaack mit der Sanierung starten. © Marvin Mertens | Marvin Mertens

Elmshorn: Wie viel Kulturstätten verträgt eine Stadt?

13. Kultur: „Wir werden uns 2024 ganz intensiv die Frage stellen müssen: Wie viel Kultur verträgt die Stadt?“ sagt Hatje. Damit spielt der Oberbürgermeister auf die Fülle an kleinen Projekte, Kulturstätten und Ideen an, die es in der Elmshorner Kulturlandschaft gibt. Und das sind viele. Die geplante Kulturetage in den Knechtschen Hallen, die deutlich kleiner ausfällt, als ursprünglich geplant, das Kranhaus und die dazugehörige Mantelhalle, dazu die vielen bestehenden Häuser und Einrichtungen wie Stadttheater, Haus 13, die MS „Klostersande“, Dittchenbühne – an Kulturstätten mangelt es in Elmshorn nicht. Die Frage sei eher, ob sich diese auch auf lange Sicht halten würden. Zudem wünscht sich Hatje mehr Angebote für jüngere Menschen. Das Apollo und der nun gegründete Verein sei ein gutes Beispiel dafür. „Da ist endlich mal eine Gruppe, die auch für junge Menschen etwas tut“, sagt Hatje. Allerdings stehen die Karten für das ehemalige Kino schlecht, denn die Querung über die Krückau, zu deren Gunsten das Apollo abgerissen werden soll, ist „elementar wichtig“ für den Stadtumbau.

14. Medizinische Versorgung: Ende 2022 hatte Hatje noch gehofft, dass Elmshorn 2023 den Zuschlag für das geplante Großkrankenhaus der Regio Kliniken erhalten würde. Doch daraus wurde nichts, das Mammutprojekt ging nach Pinneberg und Elmshorn wird bald ohne eigenes Krankenhaus dastehen. Bis dahin ist es zwar noch eine Weile hin, Überlegungen, wie die medizinische Versorgung vor Ort sichergestellt werden kann, sollen aber schon möglichst zeitnah erfolgen. Denkbar sei etwa eine Lösung wie ein medizinisches Versorgungszentrum mit Anlaufpraxis und Notfallversorgung, in dem mehrere angestellte Ärzte tätig sind, sagt Hatje. Konkrete Pläne gibt es zwar noch nicht, aber der Oberbürgermeister ist sicher: „Es wird ein Versorgungsangebot geben.“